Aratta

Aratta

Aratta (akkadisch für Erhabenes Bergland) ist der Name eines Landes in der sumerischen Mythologie. Es ist umstritten, ob ein Stadtstaat oder ein Königreich dieses Namens im Nahen Osten tatsächlich existierte und wo es gelegen haben könnte.

Inhaltsverzeichnis

Sumerische Quellen

Hauptquelle ist die frühsumerische Dichtung Enmerkar und der Herr von Aratta[1], in der der wahrscheinlich legendäre König Enmerkar von Uruk einen Boten nach Aratta schickt, der die Unterwerfung des arattäischen Herrschers Ensuh-keshdanna verlangt, da die Göttin Inanna ihre Gunst nicht mehr Aratta, sondern Uruk erweise. Aratta wird als überaus reiches Land hinter mehreren Gebirgszügen beschrieben. Daneben wird Aratta im Epos Lugalbanda und Enmerkar als Ziel des Feldzugs genannt, wobei zu jener Zeit Lugalbanda noch als Offizier unter Enmerkar diente.

In späteren Keilschrifttexten wird mehrfach auf die Herkunft der Sumerer aus Aratta hingewiesen. Hier könnte ein Zusammenhang mit der Gunstverlagerung Inannas gesehen werden. Aratta scheint mehrere Jahrhunderte lang als Quelle der sumerischen Zivilisation und Religion angesehen worden zu sein.

Lokalisierung

Die Wegbeschreibung in Enmerkar und der Herr von Aratta führte zu zahlreichen Versuchen, Aratta von Uruk ausgehend zu lokalisieren und seine Historizität zu beweisen. Zeitlich wird Aratta im 3. Jahrtausend v. Chr. angesiedelt. Drei Thesen bilden den Mittelpunkt der Diskussion:

Urartu-These

Teilweise wird Aratta als ein Vorläufer des Urartu-Staates angesehen und in das von Mesopotamien aus gesehen nördliche Hochland im heutigen Armenien, Aserbaidschan, Iran und der Türkei verlegt. Demnach wäre Aratta ein sehr früher Flächenstaat gewesen.

Vansee-These

Eine Variante der Urartu-These sieht in Aratta aufgrund einiger etymologischer Mutmaßungen den Ort der biblischen Paradies-Erzählung und lokalisiert es östlich des Vansees im Grenzgebiet der Türkei und Irans. Untersuchungen des heute sehr kargen Landstrichs zeigen für das 3. Jahrtausend v. Chr. eine üppige Fauna, die als Grundlage für eine räumlich eng begrenzte, frühe Zivilisation angenommen wird.

Jiroft-These

Die Lokalisierung Arattas im Südosten Irans findet derzeit die meiste Zustimmung. Youssef Madjidzadeh vertrat 1976 als erster diese These und stützt sie inzwischen auf die von ihm im Jahr 2001 begonnene Ausgrabung in Konar Sandal bei der iranischen Stadt Jiroft, die bisher einen Monumentalbau (Zikkurat-ähnliche Pyramide mit nahezu 400 m Seitenlänge) und eine Vielzahl aufwändiger Töpferware mit auffallend differenzierter Symbolik zu Tage brachte. Sie soll vermutlich eine frühe Handelsmacht gewesen sein. Die Jiroft-Kultur wird auf die Zeit um 2500 v. Chr. datiert. Viele der gefundenen bildlichen Darstellungen weisen Ähnlichkeiten zu sumerischen Legenden auf und könnten diese befruchtet haben. Allgemein geht man davon aus, dass sich diese Kultur schon vor 10.000 Jahren dort angesiedelt haben soll und über 600 Jahre vor der Mesopotamischen entstanden sein soll.

Sonstige Theorien um Aratta

Der Sprachwissenschaftler Jahanshah Derakhshani fasst Aratta als Urheimat der Indogermanen auf, alternativ zum bisher angenommenen Ursprungsgebiet Südrussland bzw. Anatolien. Hintergrund ist die These Derakhshanis, das Volk von Aratta habe eine arische, also indogermanische Sprache gesprochen.

Literatur

  • Yousef Madjidzadeh: The land of Aratta, in: JNES 35 (1976), 105-113. (engl.)
  • Ders.: Jiroft. The earliest oriental civilization, Teheran 2003. ISBN 964-422-478-7 (engl.)
  • Felix R. Paturi Die grossen Rätsel der Vorzeit, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-8218-5665-0

Weblinks

Anmerkungen

  1. Enmerkar und der Herr von Aratta.

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