Medienethik

Medienethik

Medienethik untersucht den Zusammenhang zwischen medialem Ausdruck und menschlichem Verhalten. Sie fungiert auch als Steuerungsinstrument in Hinsicht auf die Verantwortung in Medienunternehmen. Medienethik hinterfragt die Bedeutung der Medien für die Gemeinschaft und Gesellschaft in moralischer Sicht.[1]

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Medienethik befasst sich mit folgenden Fragestellungen:

  • Mit welchen zulässigen Methoden dürfen Informationen (Bilder, Filme, Ton, Texte, Dokumente) beschafft werden?
  • Wie weitgehend dürfen sie bearbeitet (zusammengefasst, umformuliert, geschnitten, editiert) werden?
  • Welche Worte dürfen gewählt werden (neutraler Standpunkt und Objektivität der Berichterstattung)?
  • Wie sollen Informationen zur Publikation ausgewählt werden (Nachrichtenselektion)?
  • Welche Informationen überhaupt publiziert werden, bzw. eher nicht (Ethik)?

Eine alternative Perspektive ist die Frage nach der Verantwortung in den Medien:

  • Wer trägt die Verantwortung?
  • Wofür trägt er die Verantwortung (Handlung)?
  • Wem gegenüber ist er verantwortlich?
  • Wem gegenüber muss er sich verantworten?

Eine weitere Sichtweise basiert auf der Fragestellung „Welches sind die Aufgaben, die Medienschaffende (v. a. Journalisten) gegenüber der Gesellschaft erfüllen (sollen oder müssen)?“

Die Arbeit der Medien wird vor allem beeinflusst durch politische Überlegungen (politischer Standpunkt des Medienvertreters resp. Medienschaffenden) und wirtschaftliche Überlegungen (Maximierung der Reichweite und damit die erzielte Attraktivität des Mediums als Werbeplattform). Medienethik versucht zu definieren, bis zu welchem Grad die Arbeit der Medienschaffenden von politischen und wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst werden darf resp. wo die Grenzen liegen.

Wichtige Beiträge zu medienethischen Debatten liefern auch die Selbstkontrolleinrichtungen (z. B. Deutscher Presserat in Bonn).

Dimensionen

Bei der Betrachtung ethischer Gesichtspunkte im Bereich der Medien können verschiedene Dimensionen betrachtet werden:

  • Individualethik (normativ orientiert)
  • Ethik des Mediensystems (systemtheoretisch)
  • Publikumsethik
  • Kasuistische Ethik (nordamerikanisch-angelsächsisch)

Individualethik

Emil Dovifat: Jede Publizistik ist gesinnungsbestimmt – Verantwortung, Sendungsbewusstsein, Gewissensbindung, Gesinnung. Nach dem Nationalsozialismus folgte eine jahrzehntelange Ethikabstinenz: normative Ethikkonzeptionen wurden als ideologieverdächtig verurteilt.

Wahrheit sollte das oberste Gebot der Berichterstattung sein (Boventer).

Publikumsethik

In den letzten 15 Jahren wichtiger geworden. Publikum soll manipulierende Einflüsse der Massenmedien durchschauen und sich davon emanzipieren. Dies sind in der Regel wirkungslose Appelle.[2] Es gelten universelle Wertvorstellungen in Bezug auf die menschliche Existenz. Daraus lassen sich Verantwortung, Pflichten und Tugenden ableiten, die in jeder Kultur, Gesellschaft oder Religion Gültigkeit haben.

  • Pflichten sind nicht als Imperativ zu verstehen, sondern als Rahmen, mit dem eine Situation ethisch beurteilt werden kann.
  • In der Demokratie gibt es ein hohes Maß an individueller Freiheit. Dies stellt hohe Ansprüche an die Medienerziehung der Bevölkerung.

Kasuistische Ethik

Case studies – seit 1920er Jahren in der amerikanischen Journalistenausbildung; in Europa weniger üblich. In der sogenannten Potter-Box werden ethische Entscheidungsprozesse in vier Stufen durchdacht:

  1. Situationsdefinition
  2. Involvierte Werte (Leserinteresse, Glaubwürdigkeit, Schutz der Privatsphäre…)
  3. Möglicherweise konkurrierende ethische Prinzipien
  4. Loyalitäten (die zu beachten sind)

Dieser Prozess wird mit einem Raster aus fünf klassischen Ethikmodellen zusammen gedacht:

  • Goldener Mittelweg von Aristoteles
  • Kants kategorischer Imperativ
  • Utilitarismus (maximaler Nutzen für die größtmögliche Zahl der Betroffenen)
  • John Rawls Fairnessprinzip (Ungleichheit zum Wohle aller)
  • Christlich-Jüdische Nächstenliebe

Andere kasuistische Modelle: David Gordon, John Michael Kittross

Vorteil dieser Modelle:

  • will professionelle Entscheidungskompetenzen für Journalisten fördern, ohne sich nach einer bestimmten Norm zu richten.
  • Mit- und Ineinander verschiedener Denkmuster, nicht eines davon als Alternative zu sehen.
  • Fazit: Schnelle Praktikabilität im Berufsalltag
  • Nachteil: Potenziell ethische Orientierungslosigkeit

Schwerpunkte der Medienethik

  • Moralphilosophische Begründungsstrategien von Medienethik als Diskursethik oder systemtheoretischem Konstruktivismus (Habermas)
  • Relevanz wirtschaftlicher Kriterien in der Operationalisierung medienethischer Konzeptionen.
  • Einfluss des Internets auf medienethische Fragen

Relevante Themen: Jugendschutz, Verbraucherschutz, Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt, Urheberrecht, Konzentrationsprozesse, Statusfragen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Manipulation durch Medien, Privatsphäre, Werbung, PR.

Christliche Medienethik

Berührung mit dem Thema wegen einer medial geprägten Gesellschaft („Ballerspiele“, Jugendschutz, Gewalt in den Medien) und in der kirchlich-pädagogischen Praxis (Kindergärten und Schulen).

Gemeinsame Erklärung der EKD und der deutschen Bischofskonferenz: Chancen und Risiken der Mediengesellschaft.[3]

Medien und Kommunikation werden daran gemessen, ob sie den Menschen dienen, die Lebensmöglichkeiten entfalten, Kritikfähigkeit nicht einschränken und das Zusammenleben von Menschen fördern. Orientierung der christlichen Medienethik an der Würde des Menschen, die mit der Freiheit und Selbstbestimmung (von Mensch und Kommunikation) unauflöslich verbunden sind.

Problem: Vorsichtige Formulierungen und uneindeutige Handlungsempfehlungen

Einzelne Forschungsergebnisse

Wolfgang Wunden

Medienethik ist angewandte Ethik und stellt Maximen für einen Teilbereich philosophischer Ethik auf. Sie muss praxisbegleitend und -klärend, praxisregulierend sein und bereichsspezifische Maximen aus der Sache heraus entwickeln.

Allgemeine Zugänglichkeit und Akzeptanz von Medienprodukten für ein Maximum an Nutzern Professionalität des Produkts und seiner Vermittlung. Wahrheit und Nachprüfbarkeit Ist Leitwert und Horizont. Erweiterung der Medienvielfalt als Erweiterung der Freiheit der Rezipienten.

Problem: Wie kann sich christliche Medienethik in einer pluralistischen Mediengesellschaft profilieren, ohne andere Anschauungen zu unterdrücken? Dies geht nur ohne Bevormundung oder Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit.

Wichtig:

  • Menschenwürde trotz Kommerzialisierung und Ökonomie
  • Verpflichtung auf das christliche Menschenbild
  • Warnung vor der Instrumentalisierung des Menschen durch die Unterhaltung
  • Schutz der Opfer in Katastrophenberichterstattung
  • Betonung der Deutungskompetenz des christlichen Glaubens und die Arbeit an einem weltweit gültigen medienethischen Kodex

Folgerungen daraus:

  1. Medien sind Gestaltungsmittel von Freiheit
  2. Professioneller Umgang mit Medien zeichnet sich durch medienethische Qualifizierung aus.
  3. Freiheit darf nicht durch die Medien selbst gefährdet werden.
  4. Medien und Kirche sollten Deutungskompetenz in der deregulierten Gesellschaft zeigen
  5. Die Dienstfunktion der Medien gegenüber den Menschen muss gewährleistet sein.
  6. Die Schutzrechte von Menschen gegenüber den Medien sind zu wahren.
  7. Medien sind nicht nur der Mehrheit verpflichtet, sondern tragen auch Verantwortung zum Schutz von Minderheiten
  • Sozialethische Argumentation: Massenmedien sind ambivalent – einerseits unverzichtbar in der gesellschaftlichen Kommunikation und Interaktion unter demokratischen Bedingungen. Andererseits sind sie auch fehlbar.
  • Diakonische Argumentation: Medien dienen, sollen Minderheiten Gehör verschaffen und die Informationsgerechtigkeit verwirklichen helfen. Orientierung bieten beim steigenden Interpretationsbedarf der Mediengesellschaft.
  • Individualethische Argumentation: Direkte Kommunikation zw. Menschen ist durch Massenmedien bedroht. Deswegen soll die Personalität der Menschen betont werden. Medien nur ein Teil der gesamten Lebenswirklichkeit.
  • Diskursethische Argumentation: In pluralistischen Gesellschaften mit diskutiert werden und auch über Ethik. Stärkung von Dialog und Auseinandersetzung.

Uden ist überzeugt, dass keine normative Lehrautorität oder Argumentation ethische Probleme lösen kann. Dies können nur die Menschen selbst.

Schicha/Brosda: Medienethik zwischen Theorie und Praxis

  • Bei der Begründung von Moral gelten übergreifende Regeln, die einen universalistischen Anspruch verfolgen.
  • Keine Berufung auf politische und religiöse Autoritäten oder Gewohnheiten
  • Es gelten Kriterien der Rationalität, Begründung, Verallgemeinerungsfähigkeit
  • Orientierung am guten und gerechten Handeln; dies ist nicht für alle Zeit festlegbar und gilt immer im Kontext der jeweiligen Kultur, Gesellschaft und in einem bestimmten Zeitraum.

Die normative Ethik ermittelt Prinzipien des moralisch (sittlich) richtigen und guten Handelns bzw. Unterlassens. Diese Normen sind an Handlungen gebunden. Sie orientieren sich an gesellschaftlichen Wertvorstellungen und haben nicht die Aufgabe, absolute Wahrheiten aufzustellen. Innerhalb eines einheitlichen moralischen „framework“ treffen wir individuelle Wahlentscheidungen: Welche Norm passt uns gerade in den Sinn und welche nicht.

Die Aufgabe der angewandten Moralkonzeption liegt im Kompromiss zwischen Ideal und Praxis. Dies bedeutet eine legitime Anpassung an die faktischen Gegebenheiten ohne sich zu stark an opportunistischen Gepflogenheiten in der Praxis zu orientieren.

Merkmale einer Medienethik

  • Individuelle Verantwortung der Journalisten
  • Professionsethik (Richtlinien und Standards, z. B. Pressekodex)
  • Systemethik (ökonomische und juristische Gegebenheiten)

Boventer betont die individuelle Verantwortung jedes Journalisten für seine Berichterstattung. Dies zeigt Achtung gegenüber dem Publikum und dem Recherche“gegenstand“. Der Journalist hat eine umfassende Rollenverantwortung.

Institutionenethik: Betonung der Verantwortung der Medienunternehmer. Sie müssen gute Rahmenbedingungen für die sozialverantwortliche Arbeit der Journalisten schaffen. Dazu gehören auch der Gesetzgeber, Medienmitarbeiter und -eigner, das Politische System und das Mediensystem.

Problem: Wie können diese idealtypischen Richtlinien überprüft werden? Dafür braucht es professionsethische Maßstäbe aus denen (im Idealfall) ein transparentes und moralisches Handeln folgt.

Publikumsethik: Ziel ist es, das Qualitätsniveau der Medienprodukte durch die gezielte Zurückweisung minderwertiger oder moralisch fragwürdiger Produkte zu heben. Dies ist allerdings wenig erfolgversprechend, weil irreal.

1957 Gründung des Deutschen Presserats: Zahnloser Tiger wg. Fehlender Sanktionsmöglichkeiten außer Rüge und Gegendarstellung.

Regeln des Presserats

  • Publikumsorientierung
  • Trennung von Meinung und Nachricht
  • Wahrheit und Wahrhaftigkeit
  • Ausgewogenheit und Objektivität
  • Beschaffungskriterien (korrektes Recherchieren)
  • Pflicht zur Richtigstellung
  • „Lautere“ Methodenausrichtung
  • Wahrung des Berufsgeheimnis (Zeugnisverweigerungsrecht)
  • Schutz der Privat- und Intimsphäre
  • Verbot der Verletzung sittlicher und religiöser Empfindungen
  • Verbot der Diskriminierung wg. Rassen- und Geschlechtszugehörigkeit

Grundlegende Ziele der Massenmedien

Aufrechterhaltung bzw. Erreichen von Kommunikationsfreiheit, Kommunikationsunabhängigkeit und Kommunikationsvielfalt.

  • Vermittlungsinstanz zum Verständnis ökonomischer, politischer und sozialer Zusammenhänge. Dies soll eine offene, freie und möglichst vollständige Diskussion verschiedener Standpunkte ermöglichen.
  • Stellen Öffentlichkeit her zum Austausch von Informationen und Meinungen
  • Sozialisationsfunktion, Verständigung
  • Integrationsfunktion – Identifikation, mehrere Meinungen bieten jedem die Möglichkeit, sich irgendwo zuhause zu fühlen.
  • Orientierung

Rundfunkauftrag

Information, Meinungsbildung, politische Willensbildung, Unterhaltung, Information, kulturelle Verantwortung und Integration. Orientierung am Grundgesetz Art. 5 Abs. 1: Meinungsäußerungsfreiheit, Presse- und Rundfunkfreiheit

Grundsätze der Rundfunkanstalten

Berichterstattung vollständig, sachlich, ausgewogen, objektiv, verständlich, unabhängig, überparteilich, angemessen, nicht einseitig.

Einschränkung möglich bei Verletzung allgemeiner Gesetze, der Sicherheit des Staates, der Gefährdung des öffentlichen Friedens oder Jugendschutzes, bei Aktionen gegen Völkerverständigung, Toleranzgebote, Verletzung der Achtung vor dem Leben, der persönlichen Ehre sowie Freiheit und Unversehrtheit.

Wiegerling, Klaus: Medienethik

Medienethik ist eine deskriptive Form der Ethik: Sie beschreibt das Verhalten des Menschen unter medialen Bedingungen. Daraus resultieren wenig konkrete Handlungsempfehlungen und Normen. Ziel der Medienethik ist die Schärfung des eigenen Verantwortungspotenzials.

Sie ist emanzipatorisch, weil sie Kritik an der bestehenden Moral übt und trägt zur Aufdeckung von Widersprüchen in den bestehenden Medientheorien und -ideologien bei. Medienethik ist keine eigenständige Wissenschaft, sondern Teil der Informationsethik.

Definition:

  1. Disziplin, die den Zusammenhang zwischen medialem Ausdruck und menschlichem Verhalten untersucht
  2. Versuch, medienbedingtes Verhalten auf seine Verantwortbarkeit hin zu untersuchen
  3. Versuch, die Ausführungsbestimmungen ethischer Gebote unter medialen Gesichtspunkten zu beleuchten.

Ethik muss generalisierbar sein: Unterschiedliche Berufsgruppen dürfen nicht zu unterschiedlichen Ethiken führen. Dennoch kann die Generalisierbarkeit in Teilbereichen Einschränkungen erfahren. Aber: Sektorale Ethiken müssen mit allgemeinen Ethiken kompatibel sein. Beispiel: Die Mafia verfolgt zwar einen gewissen Berufs/Ehrenkodex, dieser ist aber noch lange nicht mit der Ethik von westlichen Demokratien vereinbar.

Medien sind der Spiegel der Menschen und Ausdruck ihrer selbst. Somit sind sie auch Ausdruck des menschlichen Verhaltens, Handelns und Unterlassens – Allgemeine Ethik leitet Menschen im Leben – Menschen sind Teil des Mediensystems – Allgemeine Ethik ist auch Teil der Medienethik.

Funiok, Rüdiger: Medien und Ethik

Spannung zwischen Wirtschaftlich/ ökonomischen Erfolg und Ethik in der ganzen Gesellschaft.

  • 1848: Jeder Deutsche hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern
  • 1874: Reichspressegesetz
  • 10. Dezember 1948: Vereinte Nationen: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
  • 1949: Grundgesetz Artikel 5: Pressefreiheit, Meinungsäußerungs-, Meinungsverbreitungs- und Informationsfreiheit. Keine Zensur!
  • 1950 Europäische „Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten“ (Europäische Menschenrechtskonvention)

– und viele weitere Übereinkommen, die die Menschenrechte sicherten

Meinungs- und Pressefreiheit sind Bedingung für Medienethik. Früher: Auch Zensur der Kirche, später im (absolutistischen) Staat. Das Aufklärungs- und Druckmonopol lag beim Staat.

Die im Grundgesetz verbürgten Rechte zur freien Meinungsäußerung etc. sind „Jedermann-Rechte“. Sie sind subjektives und zugleich öffentliches Recht. Jeder Mensch hat den gleichen Anspruch auf Freiheit und Würde. „Wo kein Recht zwingt, muss Selbstverpflichtung an seine Stelle treten“

Weil es ständig neue Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten gibt besteht der Wunsch nach einer unbestechlichen, überparteilichen Instanz, die entscheidet, was moralisch geboten, verboten oder erlaubt ist. Früher übernahm diese Aufgabe die Religion, heute die Ethik.

Wer ist verantwortlich?

Definition Moral Moral ist ein Bereich des menschlichen Lebens, der von Kunst, Wissenschaft, Recht oder Religion verschieden ist. Moral ist die Gesamtheit der moralischen Urteile, Normen, Ideale, Tugenden und Institutionen.

Definition Ethik Ethik ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Bereich der Moral.

Verantwortung Aus dem römischen Recht: Ein Mensch hat etwas zu verantworten, indem er vor einem Richter auf die Frage antworten muss, was er getan hat. Eine bestimmte Tat und deren Folgen werden ihm zugerechnet. Nach Max Weber (im Vortrag „Politik als Beruf“): „dass man für die (voraussagbaren) Folgen seines Handelns aufzukommen hat.“

  1. Wer trägt Verantwortung? (Handlungsträger)
  2. Was ist zu verantworten? (Handlung)
  3. Wofür trägt er die Verantwortung? (Folgen)
  4. Wem gegenüber trägt er die Verantwortung? (Betroffene)
  5. Wofür muss er sich verantworten? (Instanz, z. B. Gewissen oder Öffentlichkeit)
  6. Weswegen muss man sich verantworten? (Werte, Normen, Kriterien)

Verantwortung wird in Regeln eingefordert und ausgebildet durch soziale Instanzen, in denen die Regeln und Kontexte menschlichten Handelns bewahrt werden, in der Spannbreite von eigenem Gewissen und Öffentlichkeit.

Probleme:

  1. Identifizierung der Handlungs- und Verantwortungsträger
  2. Unbeabsichtigte Folgen bei geteilter Verantwortung
  3. Gewissen und Öffentlichkeit als weitere Verantwortungsinstanz nötig

Probleme der Ordnungspolitik

  • Für die Einführung von Gesetzen braucht es ein öffentliches Bewusstsein für die Dringlichkeit des Problems. Dies braucht Zeit und Regelungsmöglichkeiten (justiziabel und effektiv).
  • Die Politik ist interessiert an der Ansiedlung neuer Medienunternehmen. Dies schafft Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. Deswegen setzt die Politik den Unternehmen wenige Einschränkungen entgegen.

Fazit: Die staatlichen Kontrollmöglichkeiten sind begrenzt. Und: Es gibt kaum einen Marktcharakter durch die Konzentration von Oligopolen. Diese haben technologische, kulturelle und wirtschaftliche Macht. Wer viel Macht hat, hat auch mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten zum proaktiven Handeln. Dies schafft bestimmte Wirklichkeiten und Werte und beeinflusst politische Prozesse allein durch diesen Einflussraum der Medienoligopole. Ziel ist in der Regel eine Erhöhung des Gewinns. Wie wichtig ist hier das Allgemeinwohl?

Probleme: Infotainment, PR-Abhängigkeit, Entgrenzung von Information und Meinung, Sorgfalt im schnellen Online-Journalismus, Trennung von redaktionellen und verkaufsorientierten Angeboten im Internet.

Siehe auch

  • Boulevardjournalismus, Sensationsjournalismus: Die Frage ist hier, wie weit ein Journalist in die Privatsphäre von Personen eindringen darf
  • Friedensjournalismus: Wie soll über Konflikte berichtet werden? Was zeichnet neutrale Berichterstattung die an Menschenrechte gebunden ist aus? Welche Berichterstattung ist unter Zensur sinnvoll?
  • Internetethik: Wo liegen die ethischen Problemfelder im Internet?
  • Investigativer Journalismus, Enthüllungsjournalismus: Hier stellt sich die ethische Frage, inwiefern ein Journalist selber Gesetze brechen darf, um Informationen über illegale Aktivitäten zusammenzutragen.
  • Kriegsberichterstattung: Soll Kriegsberichterstattung überhaupt neutral sein? Was zeichnet neutrale Berichterstattung aus? Ist Kriegsberichterstattung unter Zensur sinnvoll?
  • Medienrecht
  • Propaganda: Darf sich ein Journalist für einseitige Informationspolitik einspannen lassen? Von welchem Punkt an handelt es sich um Propaganda?
  • Selbstzensur: „Freiwillige“ Selbstkontrollen und Selbstverpflichtungen – medienethische Euphemismen für subtile Formen der Zensur? – Über die Grenzen der Publikationsfreiheit
  • Weblogs
  • Zensur: Eine der ethischen Fragen im Zusammenhang mit Zensur ist das Abwägen zwischen dem Recht auf Informationsfreiheit einerseits und dem Schutz Betroffener durch die „geschnittene“ Freigabe von Informationen.

Literatur

  • Birgitta Derenthal: Medienverantwortung in christlicher Perspektive. Ein Beitrag zu einer praktisch-theologischen Medienethik. LIT Verlag, Münster 2006, ISBN 3-8258-9409-6
  • Pressekodex – Deutscher Presserat, abgerufen am 14. November 2010
  • Chancen und Risiken der Mediengesellschaft. Evangelische Kirche Deutschland, aufgerufen am 20. Januar 2009
  • Steffen Grimsberg: Europas langer Arm. In: Journalist 11/2007, S. 12–16
  • Rüdiger Funiok: Medienethik. Verantwortung in der Mediengesellschaft, Stuttgart 2007
  • Andrea König: Medienethik aus theologischer Perspektive. Tectum, Marburg 2006, ISBN 3-8288-8996-4
  • F. Mitchell Land, William Hornaday (Hrsg.): Contemporary Media Ethics: A Practical Guide for Students, Professionals and Scholars. Spokane, Washington: Marquette Books, 2006
  • Rainer Leschke: Einführung in die Medienethik. UTB, München 2001, ISBN 3-8252-2250-0
  • Manfred L. Pirner: Neue Elektronische Medien. In: R. Lachmann, G. Adam, M. Rothgangel (Hrsg.): Ethische Schlüsselprobleme. Lebensweltlich – theologisch – didaktisch. In: Theologie für Lehrerinnen und Lehrer. Band 4. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, S. 198–215, ISBN 3-525-61423-3
  • Philip Scherenberg: Kritische Medien-Wahrnehmung. Grundlegung einer praktischen Medien-Ethik. LIT Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-8258-9448-7
  • Christian Schicha, Carsten Brosda (Hrsg.): Medienethik zwischen Theorie und Praxis, Münster 2000
  • Stefan Lorenz Sorgner: Grundlagen der Medienethik. In: N. Knoepffler, I. Pies, P. Kunzmann, A. Siegetsleitner (Hrsg.): Einführung in die Angewandte Ethik. Alber, Freiburg i. B. 2006, S. 135–154
  • Ronald Uden: Gewissensfragen. Theorien zur Medienethik. In: Johanna Haberer, Friedrich Kraft (Hrsg.): Lesebuch Christliche Publizistik, Erlangen 2004
  • Felix Weil: Die Medien und die Ethik. Grundzüge einer brauchbaren Medienethik. Alber, Freiburg i. Br. 2001, ISBN 3-495-48025-0
  • Klaus Wiegerling: Medienethik. Metzler, Stuttgart / Weimar 1998, ISBN 3-476-10314-5
  • Werner Wolbert (Hrsg.): Moral in einer Kultur der Massenmedien. Herder, Freiburg im Breisgau 1994, ISBN 3-451-23519-6
  • Bernward Wember: Objektiver Dokumentarfilm? – Modell einer Analyse. Colloquium, Berlin 1972, ISBN 3-7678-0323-2
  • Bernward Wember: Wie informiert das Fernsehen? List, München 1976, ISBN 3-471-79120-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Definition bei der Hochschule der Medien, Stuttgart, abgerufen 1. November 2010.
  2. Clifford Glenn Christians (Illinois): Communitarian Ethics
  3. ekd.de

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