Medien in Polen

Medien in Polen

In der Verfassung Polens von 1997 wird die Pressefreiheit in Art. 54 garantiert. Hörfunk- und Fernsehsender werden von einer staatlichen Aufsichtsbehörde, der KRRiT (Krajowa Rada Radiofonii i Telewizji – deutsch: Landesrat für Radio und Fernsehen) lizenziert und kontrolliert. Mehrfach wurde von Mitgliedern dieser Aufsichtsbehörde die einseitige Berichterstattung von TVP (zugunsten der Regierung) kritisiert.

Inhaltsverzeichnis

Hörfunk und Fernsehen

Im Oktober 2007 gab es in Polen 51 Fernseh- und 251 Radiostationen[1]. Der öffentlich-rechtliche Bereich wird von der TVP repräsentiert. Telewizja Polska (Polnisches Fernsehen) sendet zwei nationale (TVP1 und TVP2) und weitere lokale Fernsehprogramme (TVP3 Regionalna), ähnlich wie in Deutschland. Telewizja Polska betreibt auch das Auslandsfernsehen TV Polonia. Der Kulturkanal TVP Kultura ist bereits seit 2005 in Betrieb. Außerdem werden durch Polskie Radio mehrere landesweite Radioprogramme ausgestrahlt.

Die größten privatwirtschaftlichen Fernsehstationen sind TVN und Polsat.

TVN bietet eine breite Palette an Programmen. Im Hauptsender laufen Unterhaltungs- und Informationssendungen sowie Spielfilme und das übliche Programm. Zudem strahlt der Sender auch TVN24 (für Nachrichten), TVN Siedem (für Spielfilme) und TVN Meteo (für Wetterberichte) aus. 2003 wurden mit TVN Turbo (Autosport) und 2004 mit TVN Style (Lifestyle und Mode) und TVN International weitere Ableger gestartet, TVN MED, TVN Gra, Discovery TVN Historia, TVN Lingua .

In Polen gibt es einige katholische Sender. TV Puls sendet seit März 2001 ein TV-Programm, das von polnischen Franziskanern produziert wird und nach eigenen Angaben ein familienfreundliches Programm ohne Gewalt und Pornographie anbietet.

Zu den populärsten landesweit ausgestrahlten Radiosendern gehören Trójka, das dritte Programm des staatlichen Rundfunks (Polskie Radio) sowie die privatwirtschaftlichen Sender RMF FM und Radio Zet.

Das Auslandsradio Polskie Radio dla zagranicy sendet mehrmals täglich ein halbstündiges Programm in deutscher Sprache und kann über Satellit (im Großraum Berlin auch über UKW 97,2 MHz) oder via Internet empfangen werden.

Ein umstrittener Sender ist Radio Maryja. Das von dem katholischen Priester Tadeusz Rydzyk geleitete Programm wurde wegen rechtsextremer Aussagen sowohl von liberalen und sozialdemokratischen Politikern als auch von der polnischen Bischofskonferenz mehrfach gerügt. Im Februar 2003 genehmigte die KRRiT den von Radio Maryja beantragten Fernsehsender TV TRWAM.

Weitere Sender sind

Jugendschutz

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Im polnischen Fernsehen werden durchgehend (vom Beginn bis zum Ende einer Sendung) Symbole eingeblendet die das Mindestalter für eine Sendung anzeigen. So findet man z.B. ein gelbes Dreieck mit der Ziffer 12, die somit darauf hinweist, dass die Sendung nicht für unter Zwölfjährige geeignet ist. Dieses neue System wurde im August 2005 eingeführt.

Ausgenommen von dieser Kennzeichnung sind Informations- und Sportsendungen sowie Werbung.

Symbole:

  • Grünes Viereck mit Gesicht – Frei für alle Altersgruppen/Zuschauer.
  • Blaues Viereck mit der Ziffer 7 – Kann leichte vulgäre Ausdrücke und Gewaltszenen ohne Blut enthalten.
  • Gelbes Viereck mit der Ziffer 12 – Kann vulgäre Ausdrücke, Gewalt- und Sexszenen enthalten.
  • Blaues Viereck mit der Ziffer 16 – Kann scharfe vulgäre Ausdrücke, erhebliche Gewaltszenen und mehrere Sexszenen enthalten.
  • Rotes Viereck mit Schlüssel – Nur für Erwachsene, enthält übermäßig viele Gewaltszenen und deutliche Sexszenen.

Zeitungen und Zeitschriften

Es gab 2007 über 300, meist regional oder lokale, Tageszeitungen[1]. Tageszeitungen und politische Magazine sind praktisch durchgängig neoliberal ausgerichtet. Bei den regionalen Tageszeitungen sind der Verlag der deutschen Zeitung Passauer Neue Presse und - nach der Übernahme der polnischen Gesellschaften der norwegischen Orkla-Gruppe - die Mecom-Gruppe tonangebend. Seit 2003 gibt es eine Art polnische Bild-Zeitung, die Boulevard-Zeitung Fakt, die auch dem Springer-Verlag gehört. Fakt hat inzwischen die Gazeta Wyborcza des früheren Dissidenten Adam Michnik als auflagenstärkste Tageszeitung abgelöst. Bereits seit 1991 erscheint eine weitere (kleinere) Boulevard-Zeitung, Super Express, die heute zur Gruppe ZPR des Unternehmers Zbigniew Benbenek gehört. Überregionale Tageszeitungen sind ferner die liberal-konservative Rzeczpospolita, die eher linke Trybuna sowie die katholisch-nationalistische Nasz Dziennik.

Im Oktober 2007 erschien mit Polska - The Times eine weitere nationale Tageszeitung. Sie erscheint im Polskapresse-Verlag und basiert auf den regionalen Tageszeitungen der bereits erwähnten Passauer Mediengruppe. Der Titel hat bislang die selbst gesteckten Ziele nicht erreicht [2]. Und auch ein weiterer Versuch, neben Gazeta Wyborcza und Rzeczpospolita eine nationale Qualitätszeitung zu etablieren, darf als gescheitert angesehen werden: Dziennik, ebenfalls aus dem Axel-Springer-Verlag und im April 2006 gestartet, teilte im Juni 2009 seine geplante Verschmelzung mit der etablierten Wirtschafts-Tageszeitung Gazeta Prawna mit [3].

Gerade bei den politischen Wochenmagazinen Wprost, Polityka und Newsweek schlägt sich die Konkurrenz um potente Anzeigenkunden aus der Wirtschaft in der redaktionellen Ausrichtung nieder. Sozialkritische Magazine wie Obywatel (Bürger) und Nowy Robotnik (Neuer Arbeiter) sind im freien Verkauf nur sehr schwer erhältlich. Eine große Anzahl an Frauen-, Auto- und sonstigen Hobby-Zeitschriften ist hingegen an jedem Kiosk erhältlich.

Siehe auch: Liste polnischer Zeitungen

Pressefreiheit

Vielfach wird der starke Konzentrationsprozess auf dem polnischen Medienmarkt kritisiert. Im weltweiten Vergleich des Press Freedom Index aus dem Jahr 2009 liegt Polen auf dem 37. Rang von 175.

2006 wurde Polsat durch den Landesrundfunkrat (KRRiT) zu einer Strafe von 130.000 Euro verurteilt. Grund war, dass Kazimiera Szczuka eine Moderatorin von Radio Maryja imitiert und als altes Mädchen bezeichnet hatte, was die staatliche Behörde als Verspottung Behinderter und des Gebets auslegte.[4]

Das Magazin Sukces trennte aus seiner Ausgabe vom April 2006 aus 90.000 bereits gedruckten Exemplaren die Seiten 17 und 18 heraus, da hier ein regierungskritischer Artikel von Manuela Gretowska abgedruckt war. Der Verleger Zbigniew Jakubas sagte, er müsse sonst eine Strafe der KRRiT befürchten. Zuvor hatten ihm Beamte des polnischen Präsidenten empfohlen, die Seiten zu entfernen.[4]

Der erfolgreiche Abschluss der Koalitionsverhandlungen der Partei PiS (Recht und Gerechtigkeit) von Lech Kaczyński mit der Liga Polnischer Familien und der Samoobrona wurde dem katholischen Fernsehsender Trwam und Radio Maryja vorab mitgeteilt. Bei der danach folgenden offiziellen Pressekonferenz verließen die Journalisten diese daraufhin aus Protest.[4]

Weblinks

Zu den wichtigsten Internetportalen Polens gehören:

Radiosender:

Deutsche Medien in Polen

Einzelnachweise

  1. a b OSZE, REPUBLIC OF POLAND - PRE-TERM PARLIAMENTARY ELECTIONS, 21. Okt. 2007, S. 5
  2. So kündigte der damalige, mittlerweile entlassene Verleger Tomasz Wroblewski als Zielmarke den Verkauf von 600.000 bis 1 Million Exemplaren täglich an - gem. Artikel in der Berliner Zeitung vom 15. Oktober 2007. Tatsächlich verkaufte die Zeitung im Durchschnitt des Jahres 2008 aber nur 337.000 Exemplare, gem. Artikel bei rp.pl vom 22. Februar 2009.
  3. gem. Artikel im Online-Angebot des österreichischen Standard vom 3. Juni 2009
  4. a b c Anna Sprycha, Zensur mit dem Teppichmesser in Polen und wir, 3/2006, S. 8
  5. gem. Info auf der Agora-Firmenpräsentation (in englisch)
  6. gem. Artikel von Verdi.de

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