Ma’at

Ma’at
Maat in Hieroglyphen
Ideogramm
C10
oder
H6

Feder der Maat
oder
U5
D36
X1

oder
mit Determinativ
U5
D36
X1
C10
oder
U1 Aa11
X1

oder
mit Determinativ
U1 Aa11
X1
C10
Transkription M3ˁ.t
Maat

Maat ist ein vielschichtiges Wort aus dem Ägyptischen, das einerseits einen personalen Charakter hat, andererseits jedoch ebenso für ein Prinzip steht. Die Übersetzung gestaltet sich mit Gerechtigkeit (kopt. me, mei) und Wahrheit, wie aber auch z. B. mit Weltordnung als schwierig, denn diese drei Begriffe fallen in der ägyptischen Sprache zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Maat als Göttin

Maat ist eine Göttin der ägyptischen Mythologie. Dargestellt als Frau mit einer Straußenfeder auf dem Kopf und dem Anch in der Hand, symbolisiert sie die moralische Weltordnung. Maat taucht zuerst als untergeordneter Begriff beziehungsweise Gottheit in den Legenden um Re auf und trat erst später als eigenständige Gottheit hervor. Das ist möglicherweise ein Grund, warum sie nicht in der göttlichen Neunheit vertreten ist.

Oft taucht auch der Begriff der Maa.tj auf, „die beiden Maat“. Zuordnungsversuche wie beispielsweise einer für die innere und eine für die äußere Ordnung konnten sich in der Forschung nicht durchsetzen. Auch der Ursprung dieser Verdoppelung ist nicht geklärt.

Der Maat ist eine Schwester namens Isfet zugeordnet, die für das Chaos steht. Obwohl Isfet gefürchtet wird, weil sie Leid und Verwüstung mit sich bringt, wird ihre eigentliche Existenz jedoch nicht in Frage gestellt, da beide Aspekte, das Positive und das Negative, vorhanden sein müssen, damit ein Gleichgewicht bestehen kann.

Entwicklung der Gottesvorstellung

Maat in Beziehung zu anderen Göttern

  • Maat als Tochter des Re. Als Ordnung von Beginn an kommt die gottgebene Maat vom Schöpfergott, Re. Die Personifizierung dessen, Maat als Göttin, ist dementsprechend zuerst in einem untergeordneten Verwandtschaftsverhältnis zu ihm aufgekommen. Die Maat als Göttin wird auch als Ka des Re bezeichnet. Durch ihre Funktion als Lebenskraft-Spenderin für Re wird sie teilweise in rituellen Texten auch als Mutter des Re angesprochen.
  • Maat in Gleichsetzung mit Uräus und Sonnenauge ... sie ist vereint mit deinem Haupt (meint den Uräus), Dein rechtes Auge ist Maat, dein linkes Auge ist Maat.
  • Maat als Gefährtin des Re. Sie begleitet ihn auf der Fahrt in der Sonnenbarke (Pyramidentexte).
  • Maat als Gemahlin des Thot. Durch die Ehe mit Thot, dem Wesir des Sonnengottes Re, soll die Verbindung zwischen Thot und Maat symbolisiert werden [1]. Thot ist für die Ausführung der Beschlüsse des Sonnengottes zuständig, die sich auf Maat beziehen und auf ihr gründen.
  • Maat als Nachfolgerin des Thot in der ersten Götterdynastie, überliefert durch den Königspapyrus Turin.

Kultische Zusammenhänge

  1. Rechtspflege: „polizeiliche“ Vernehmungen fanden in Kultstätten der Maat statt; auch Untersuchungsgefangene wurden in ihnen verwahrt (Bonnet). Hohe Richter trugen Pektorale mit dem Bild der Göttin; dies sollte sie eventuell als Priester der Maat kennzeichnen.
  2. Jenseitsgöttin. Durch die Bedeutung der Maat im Totengericht wird sie eine Art Totengöttin. Ungefähr im Mittleren Reich erhält sie den Beinamen Herrin des Westens, gelegentlich auch Herrin des Nordwindes. Nekropolen, z. B. die Thebanische, wurden als „Stätten der Maat“ bezeichnet.
  3. Verschmelzung mit anderen Göttinnen. Die Heiligtümer der Maat waren meistens an größere Heiligtümer anderer Göttinnen, z. B. Hathor oder Isis, angeschlossen. In der Spätzeit kam es zur Verschmelzung.

Maat als Weltordnung

Maat bezeichnet ebenfalls das Prinzip der kosmologischen Ordnung. Nur dank der Maat geht die Sonne auf und nur dank ihr ist Leben möglich. Maat bezeichnet in diesem Sinne nicht nur das angestrebte Ideal der Welt, sondern in gewisser Weise ihren Ist-Zustand. Die Maat ist jedoch nicht nur ein unveränderlicher Zustand. Durch das menschliche Verhalten können die Waagschalen aus dem Gleichgewicht geraten und Isfet, also Chaos und Vernichtung, kommen über die Erde. Aus diesem Grunde ist es vor allem am wichtigsten, die Maat aufrecht zu erhalten.

Wie genau man die Maat im Einzelnen erhalten muss, ist Ägyptologen bis heute nicht ganz klar. Die Maat ist kein niedergeschriebener Kodex mit Geboten und Verboten, sondern vielmehr ein Gedankenkonzept. Die Gesetze der Maat haben sich mit der Zeit sicherlich verändert, sind jedoch nur indirekt erhalten.

Das Erhalten der Maat

Die Maat musste durch ein kompliziertes Geflecht gepflegt werden: zum Einen hatte der Pharao die Aufgabe, durch geheime Rituale und sein Verhalten die Weltordnung aufrecht zu erhalten. Zum Anderen musste auch jeder Ägypter, egal welches Standes, sich den Regeln der Maat unterwerfen. Ansonsten brachte er Chaos und Vernichtung, wenn schon nicht über das ganze Land, so doch zumindest über sein eigenes Schicksal.

Diese Verhaltensweisen sind zwar religiös motiviert, doch greifen sie in sämtliche Lebensbereiche ein. Das macht es allerdings so schwer, sie genau zu lokalisieren. Einen Anhaltspunkt bieten die Weisheitslehren, beispielsweise des Ptahhotep oder Chnumhotep, doch auch Grabtexte geben Aufschluss wie beispielsweise das negative Sündenbekenntnis.

Maat im Totengericht

Der unterirdische Gerichtssaal, dessen Darstellung sich in den Papyrusrollen so häufig findet, heißt nach ihr mât mât („Saal der beiden Wahrheiten“, d. h. der Wahrheit oder Gerechtigkeit, die selig macht, und derjenigen, die verdammt).

Die Feder der Maat hat besonders für einen Toten große Bedeutung, der sich vor dem Gericht der Götter (dem Osiris vorsteht) für sein Leben rechtfertigen muss. Bei diesem Totengericht wiegt Anubis das Herz des Verstorbenen mit einer Waage gegen die Feder der Maat auf. Nur ein sündenfreier Mensch kann in das Jenseits eingehen. Die Bezeichnungen für Verstorbene, Gerechtfertigter oder wahr an Stimme, zeugen von der Wichtigkeit der Maat.

Ein leichtes Herz ist also schon zur Zeit der Pharaonen ein Sinnbild für ein gerechtes Leben. Uns bekannte Redewendungen wie schweren Herzens oder ein Herz aus Stein haben gehen folglich auf einen sehr alten Ursprung zurück.

Auswirkungen auf die ägyptische Gesellschaft

Nur durch dieses Gedankenmuster blieb die ägyptische Gesellschaft über Jahrtausende relativ stabil und im alten Ägypten hat daher niemals eine Revolutionen stattgefunden. Zu Putschen kam es lediglich in den chaotischen Zwischenzeiten. Aber auch andere wesentliche Merkmale, wie der Kunststil oder die Begräbnispraxis, blieben eine erstaunlich lange Zeit konstant. Dies war in der - durch das Prinzip der Maat hervorgerufenen - Abneigung gegen Neuheiten begründet. Wenn Ägypter eine Technik fanden, die funktionierte, so wurde diese beibehalten und nur geringfügig (marginal) verändert. Jede Veränderung konnte nämlich auch eine Veränderung zum Negativen sein und damit Chaos hervorrufen. Aus diesem Grund blieben beispielsweise die medizinischen Kenntnisse, anfangs überragend im Vergleich zu anderen Völkern, schließlich hinter dem Entwicklungsstand z. B. der Griechen zurück. Erst mit den Ptolemäern kam es nicht nur in diesem Gebiet zu neuer Bewegung. Dieser Forschungsdrang, der der Maat so entgegensteht, ist einer der Gründe, warum es schwer ist, die Ptolemäer als Pharaonen und diese Epoche als ägyptisch zu bezeichnen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans Bonnet: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, S. 433

Literatur

  • Jan Assmann: Ma'at: Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten. Beck, München 1995, (2. Aufl.), ISBN 3-406-39039-0
  • Hans Bonnet: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Nikol, Hamburg 2000, (3. Aufl), ISBN 3-11-016884-7

Weblinks


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