Maya-Kalender

Maya-Kalender

Der Maya-Kalender ist als Astronomischer Kalender das historische Kalendersystem der Maya. Es ist der am weitesten entwickelte Kalender der mesoamerikanischen Ureinwohner.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Die Maya nutzten für rituelle und zivile Zwecke verschiedene, einander ergänzende Kalender, die auf einer Tageszählung im Zwanzigersystem beruhen: den rituellen Tzolkin-Kalender, den zivilen Haab-Kalender und die Lange Zählung, mit der längere Zeiträume erfasst werden konnten, die für Himmelsbeobachtungen und historische Aufzeichnungen eine große Rolle spielten. Die Kombinationen von Tzolkin- und Haab-Daten wiederholen sich nach einer 52 Jahre dauernden Kalenderrunde.

Besondere Aufmerksamkeit wird heutzutage in esoterischen Kreisen dem 21. bzw. 23. Dezember 2012 gewidmet. Man will hier einen angeblichen „Weltuntergangstag“ der Maya-Schöpfung erkennen, obwohl dies nach Ansicht von Mayaforschern inhaltlich völlig unzutreffend ist.[1] Korrekt ist, dass an diesem Tag in der Langen Zählung zum ersten Mal nach ca. 5.125 Jahren der Zahlenwert des Ausgangstages des aktuellen 13 Baktun-Zyklus der Langen Zählung (13.0.0.0.0) wiederkehrt.[2] Kritiker der "Weltuntergangstheorie" weisen darauf hin, dass die Maya Berechnungen vorgenommen haben, die weit über dieses Datum hinausgehen; in diesem Zusammenhang wird vor allem das Thronjubiläum des Herrschers Pacal im Jahr 4772 n. Chr. genannt.[3] Allerdings kann dieses Argument alleine nicht überzeugen.[4] Denn das Datum 13.0.0.0.0 der Langen Zählung ist im Jahr 3113 v. Chr. schon einmal eingetreten. Dieses Datum wurde von den Maya als Tag der Schöpfung in ihrer gegenwärtigen Form angesehen.[5] Auch markierte der Beginn der gegenwärtigen Schöpfung im Jahr 3113 v. Chr. nicht den absoluten Nullpunkt der Zeit.[6] Den Maya war es daher möglich, Berechnungen durchzuführen, die vor dieses Datum reichten.[7] Auch das Datum 13.0.0.0.0 im Dezember 2012 stellt im Rahmen der Langen Zählung keinen absoluten Endpunkt der Zeit dar, sondern lediglich das Ende eines Zyklus von 13 Baktun. Somit waren über das anstehende Datum 13.0.0.0.0 hinausgehende Berechnungen ebenfalls zulässig; die Frage, ob dieses Datum nach der Vorstellung der Maya in gleicher Weise wie das letzte Datum 13.0.0.0.0 mit einem Neubeginn der Schöpfung verbunden ist, lässt sich folglich allein mit dem Hinweis auf ihre Kalenderberechnungen nicht beantworten.[8] Allerdings wurden bisher auch keine Inschriften entdeckt, die auf den Beginn einer neuen Schöpfung im Jahr 2012 hindeuten würden.[9]

Für die Umrechnung eines Datums des Mayakalenders in andere Kalendersysteme, insbesondere den europäischen julianischen oder gregorianischen Kalender wird eine Korrelationszahl verwendet, die die Differenz zwischen dem Zahlenwert der Langen Zählung der Maya und dem julianischen Tag angibt. Trotz zahlreicher unterschiedlicher Ansätze wird die sogenannte Thompson-Gleichung von 584284 ± 1 Tag von der Mehrzahl der Fachleute akzeptiert und angewandt.[10]

Das Haab ist ein Sonnenkalender mit 5-Tages-Interkalation, aber ohne Bindung an die Mondphasen. Der Tzolkin-Kalender ist – im Unterschied zu den meisten anderen historischen und modernen Kalendersystemen – nicht an den Sonnen- oder Mondrhythmus gebunden. Es wurden zahlreiche Spekulationen gemacht, welchen astronomischen oder sonstigen Vorgaben dieses komplexe System folgt. Eine schlüssige Antwort steht noch aus und ist derzeit auch wegen der schlechten Quellenlage nicht zu erwarten.[11]

Vollständige Datumsangabe

Der Todestag des Herrschers Pakal I. von Palenque lautet im Maya-Kalender 9.12.11.5.18 6 Edznab 11 Yax.

Dabei gibt 9.12.11.5.18 den Tag als Lange Zählung an, 6 Edznab den Tag im Tzolkin-Kalender und 11 Yax ist der Tag im Haab-Kalender.

Zeiträume im Maya-Kalender

Kin, Uinal, Tun, Katun, Baktun, Pictun, Calabtun, Kinchiltun und Alautun sind Bezeichnungen für Zeiträume in der Langen Zählung des Maya-Kalender. Die Bezeichnungen höher als Baktun sind moderne Erfindungen von Forschern, die ursprünglichen Bezeichnungen sind nicht bekannt. Diese hohen Zahlenwerte kommen nur in einer kleinen Anzahl von Inschriften und im Dresdner Mayacodex vor.

Stellenwertposition Berechnung Zahlenwert Name
1 1 1 k'in
2 20 k'in 20 uinal
3 18 uinal 360 tun
4 20 tun 7.200 k'atun
5 20 k'atun 144.000 baktun
6 20 baktun 2.880.000 pictun
7 20 pictun 57.600.000 calabtun
8 20 calabtun 1.152.000.000 kinchiltun
9 20 kinchiltun 23.040.000.000 alautun

Lange Zählung

Die Lange Zählung der Tage benötigten die Maya für astronomische Berechnungen und die Geschichtsaufzeichnung. Dabei laufen die einzelnen Stellen (wie 9.12.11.5.18) jeweils von [0..19], [0..19], [0..19], [0..17], [0..19]. Die Lange Zählung stellt daher eine Datumsangabe dar, mit der jeder Tag seit dem Kalenderanfang am 11. August 3114 v. Chr. eindeutig angegeben werden kann. Das älteste bisher gefundene Maya-Monument mit dem Datum 7 Baktun 16 Katun 3 Tun 2 Uinal 13 Kin lässt sich demnach auf den 5. Dezember 36 v. Chr. datieren.

Haab

Das Haab diente den Maya zu zivilen Zwecken, wie zur Berechnung der Saat- und Erntezeiten und ähnelt unserem Kalender, da es mit 365 Tagen rund ein Sonnenjahr umfasst. Im Haab-Kalender wird das Jahr in 18 „Monate“ mit je 20 Tagen und dem 19. „Monat“ mit 5 „Unglückstagen“ unterteilt und die Maya haben mit Schalttagen gerechnet.[12]

Tzolkin

Für rituelle Zwecke benutzten die Maya den Tzolkin („Zählung der Tage“), bei dem jeder Tag (Kin) durch eine Kombination einer Zahl (Ton) von 1 bis 13 mit dem Namen einer von 20 Schutzgottheiten (oder Tagesnamen) bezeichnet wird. Ein Tzolkin-Datum bezeichnet daher einen bestimmten Tag in einer Periode von 260 Tagen und wird beispielsweise als 6 Edznab angegeben.

Kalenderrunde

Da der Haab-Kalender 365 Tage und der Tzolkin-Kalender 260 Tage umfasst, wiederholen sich alle 18.980 Tage oder 52 Haab-Jahre bzw. 73 Tzolkin-Jahre die Kombinationen von Haab- und Tzolkin-Daten. Dieser Zeitraum wird als Kalenderrunde bezeichnet, innerhalb derer eine Kombination aus Haab- und Tzolkin-Datum eindeutig ist.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Linda Schele, David Freidel: Die unbekannte Welt der Maya. Albrecht Knaus, München 1991, S. 74. (Siehe auch: en:2012 phenomenon)
  2. Linda Schele, David Freidel: Die unbekannte Welt der Maya. Albrecht Knaus, München 1991, S. 511f.
  3. Bernd Ingmar Gutberlet: Der Maya-Kalender. Ehrenwirth, Bergisch-Gladbach 2009, S. 240
  4. Marcel Polte: 2012. Countdown der Apokalypse? - Eine Spurensuche. Books on Demand, Norderstedt 2010, S. 48f.
  5. Elisabeth Wagner, in Nicolai Grube (Hrsg.): Maya. Gottkönige im Regenwald. h.f.ullmann, 2007, S. 281
  6. Elisabeth Wagner, in Nicolai Grube (Hrsg.): Maya. Gottkönige im Regenwald. h.f.ullmann, 2007, S. 283
  7. Elisabeth Wagner, in Nicolai Grube (Hrsg.): Maya. Gottkönige im Regenwald. h.f.ullmann, 2007, S. 282
  8. Marcel Polte: 2012. Countdown der Apokalypse? - Eine Spurensuche. Books on Demand, Norderstedt 2010, S. 48f.
  9. Sven Gronemeyer, Barbara MacLeod: What Could Happen in 2012: A Re-Analysis of the 13-Bak'tun Prophecy on Tortuguero Monument 6, Wayeb Note 34, 2010, S. 4ff.
  10. Hanns J. Prem: Manual de la antigua chronología mexicana. CIESAS, México 2008, ISBN 978-968-496-694-9.
  11. Herbert Metz: Die Grundlagen des julianischen und gregorianischen Kalenders. In: computus.de. 2002, abgerufen am 24. Febr. 2010.
  12. Diego de Landa: Bericht aus Yucatán, Reclam, Stuttgart S. 100

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