Maximilian von Baden

Maximilian von Baden
Max von Baden, 1914

Prinz Maximilian von Baden, vollständiger Name Maximilian Alexander Friedrich Wilhelm von Baden (* 10. Juli 1867 in Baden, Baden; † 6. November 1929 in Salem bei Überlingen) war der letzte Thronfolger des Großherzogtums Baden, preußischer General und einen Monat lang der letzte Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Prinz Max von Baden, 1900

Maximilian von Baden wurde 1867 als Sohn des preußischen Generals und badischen Prinzen Wilhelm (1829–1897) und der Maria Maximilianowna de Beauharnais (1841–1914), eine Enkelin von Eugène de Beauharnais, dem Stiefsohn Napoléon Bonapartes, und Nichte des Zaren Alexanders II. von Russland, geboren. Nach der Ausbildung in einem humanistischen Gymnasium wurde er Jurist und wurde während der universitären Ausbildung aktiv in den Corps Rhenania Freiburg, Saxo-Borussia Heidelberg und Suevia Heidelberg. Danach trat er als Offizier in die preußische Armee ein.

von links nach rechts: Prinz Max mit seiner Cousine Viktoria von Baden mit deren Ehemann dem Kronprinzen und späteren König Gustav V. von Schweden auf Schloss Tullgarn, 1890

1907, nach dem Tod seines Onkels, wurde Max, da der neue Großherzog Friedrich II., sein Vetter, kinderlos war, badischer Thronfolger und Präsident der Ersten Badischen Kammer. 1911 nahm er als Generalmajor seinen Abschied aus dem aktiven Militärdienst. 1914 wurde er reaktiviert und nahm für kurze Zeit seinen Dienst beim Generalstab des XIV. Armeekorps auf, dem die badischen Truppenkontingente unterstanden. Aber schon im Oktober kehrte er nach Baden zurück und widmete sich als Ehrenpräsident des badischen Roten Kreuzes während des gesamten Krieges der Fürsorge für Kriegsgefangene aller Nationalitäten. 1916 wurde er Ehrenpräsident der deutsch-amerikanischen Kriegsgefangenenhilfe des Weltbundes der Christlichen Vereine Junger Männer (CVJM).

Prinz Max galt als liberaler Aristokrat und wurde immer mehr zum Kristallisationspunkt des gemäßigten politischen Lagers, das in Opposition zum ultrarechten Flügel, vertreten durch die Quasi-Militärdiktatur der Obersten Heeresleitung, stand. Schon 1917 lehnte er öffentlich die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges ab, der schließlich am 6. April 1917 zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika führte.

Als man im Oktober 1918 in Berlin – den drohenden militärischen Zusammenbruch vor Augen – hastig einen glaubwürdigen Regierungschef für die anstehenden Waffenstillstandsverhandlungen suchte, schien Max von Baden der richtige Mann zu sein. Man hoffte darauf, dass er wegen seiner nationalen und internationalen Reputation und wegen seines Eintretens gegen den uneingeschränkten U-Boot-Krieg vom US-amerikanischen Präsidenten Wilson akzeptiert werden würde.

Aber auch innenpolitisch war die Oberste Heeresleitung zu Zugeständnissen bereit, um die Glaubwürdigkeit des Gesuchs zu untermauern. Ludendorff selbst forderte die Umwandlung des Reiches in eine parlamentarische Monarchie unter Einbeziehung der oppositionellen Parteien, v.a. der Sozialdemokraten, um das Waffenstillstandsgesuch nicht selbst übergeben und die Verantwortung für die militärische Niederlage übernehmen zu müssen. Auch hier schien Prinz Max von Baden als Liberaler und Mitglied des badischen Fürstenhauses für Sozialdemokraten und Konservative gleichermaßen ein annehmbarer Kandidat. Noch-Reichskanzler Georg von Hertling schlug ihn als seinen Nachfolger vor und am 3. Oktober 1918 ernannte ihn der Kaiser zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten.

Max von Baden zeigte sofort eine seine beiden Vorgänger deutlich übertreffende Tatkraft und bildete noch am selben Tag eine parlamentarische Regierung, in die mit Philipp Scheidemann erstmals auch ein sozialdemokratischer Minister berufen wurde. Am 4. Oktober übermittelte er – auf Drängen der Obersten Heeresleitung – das vorbereitete Waffenstillstandsgesuch an Wilson. Doch dieser machte deutlich, dass er an eine Demokratisierung des Deutschen Reichs nicht glauben könne, so lange der Kaiser noch immer im Amt sei. Prinz von Baden wusste, dass mehr als nur kosmetische Korrekturen nötig wären, um die Alliierten zum Einlenken zu bewegen. So beendete er den U-Boot-Krieg und setzte folgerichtig am 26. Oktober die Entlassung Ludendorffs, des mächtigsten Mannes im Reich, aus der Obersten Heeresleitung durch.

Prinz und Prinzessin Max von Baden mit ihren Kindern

Als die Novemberrevolution ausbrach und bereits als erster deutscher Staat Bayern zum Freistaat (zur Republik) ausgerufen worden war, war die Stellung des Kaisers nicht mehr zu halten. Um zumindest die Monarchie als solche zu retten und die Revolutionäre zu beschwichtigen, verkündete Max von Baden am späten Vormittag des 9. November 1918 eigenmächtig die Abdankung des Kaisers, der sich zu dieser Zeit im Hauptquartier der Obersten Heeresleitung im belgischen Spa befand, sowie den Thronverzicht des Kronprinzen. Diese Handlung Max von Badens wurde durch Wilhelm II. und dessen Sohn erst im Nachhinein schriftlich bestätigt (vom Kaiser am 28. November 1918 und vom Thronfolger am 1. Dezember 1918).

Bekanntlich proklamierte Philipp Scheidemann, sobald die Abdankung des Kaisers publiziert worden war, noch am Nachmittag des 9. November vom Balkon des Reichstages aus das Deutsche Reich als Republik. Daraufhin übergab Max von Baden - indem er die bisherige Reichsverfassung als hinfällig annahm - das Reichskanzleramt Friedrich Ebert als dem Führer der stärksten Reichstagspartei. Eberts Bitte, als Reichsverweser die Position des Staatsoberhauptes einzunehmen, bis eine Nationalversammlung einen neuen Souverän für das Deutsche Reich bestimmt habe, lehnte Max entschieden ab.

Max von Baden zog sich alsbald ins Privatleben zurück und widmete sich zusammen mit Karl Reinhardt und Kurt Hahn der Gründung der Schule Schloss Salem, die zur Heranbildung einer neuen geistigen Elite in Deutschland beitragen sollte.

Eine bemerkenswerte Ambivalenz der Persönlichkeit trat 2004 zutage, als zwei junge Historiker einen freundschaftlichen Briefwechsel mit dem Antisemiten und Rasse-Ideologen Houston Stewart Chamberlain im Archiv der Richard-Wagner-Gedenkstätte in Bayreuth entdeckten[1]. Briefe und Telegramme aus den Jahren 1909 bis 1919 enthalten auf der einen Seite zahlreiche antisemitische Äußerungen Chamberlains und auf der anderen Seite keinerlei Widerspruch des Prinzen. Dieser schrieb sogar in einem Brief aus dem Jahr 1916: „Auch die Gefahr der Verjudung ist mir gegenwärtig.“ Gleichzeitig war einer seiner engsten Vertrauten, Kurt Hahn, mit dem er die Schule Schloss Salem gründete, jüdischer Herkunft.

Nach dem Tod seines Vetters, des ehemaligen Großherzogs Friedrich II., am 9. August 1928 wurde er für kurze Zeit Chef des Hauses Baden.

Max von Baden starb am 6. November 1929 in Salem bei Überlingen.

Sein Nachlass befindet sich nur eingeschränkt zugänglich im Markgräflich Badischen Archiv in Salem. Er wurde vor allem von Golo Mann ausgewertet.

Ehe und Nachkommen

Aus der am 10. Juli 1900 in Gmunden/Oberösterreich geschlossenen Ehe mit Maria-Luise von Hannover-Cumberland, Prinzessin von Großbritannien und Irland (* Gmunden 11. Oktober 1879; † Salem 31. Januar 1948), Tochter von Ernst August, Kronprinz von Hannover, gingen zwei Kinder hervor:

  • Marie Alexandra Thyra Viktoria Luise Carola Hilda (* Schloss Salem 1. August 1902; † Frankfurt am Main 29. Januar 1944) ∞ 17. September 1924 Wolfgang von Hessen (* 6. November 1896 in Schloss Rumpenheim bei Offenbach; † 12. Juli 1989 in Frankfurt am Main). Sie kam bei einem Luftangriff ums Leben.
  • Berthold Friedrich Wilhelm Ernst August Heinrich Karl (* 24. Februar 1906 in Karlsruhe; † bei Spaichingen Württ. 27. Oktober 1963)
Enkel

Siehe auch

Publikationen

  • Erinnerungen und Dokumente, [EA Dt. Verlagsanstalt, Stuttgart 1927], hrsg. von Golo Mann und Andreas Burckhardt, Klett, Stuttgart 1968

Literatur

  • Theodor Eschenburg: Prinz Max von Baden in: Die Republik von Weimar, Piper, München 1984
  • Erich Matthias: Die Regierung des Prinzen Max von Baden, Droste, Düsseldorf 1962.
  • Gerhard A. Ritter (Hrsg.): Die deutsche Revolution 1918/19, Dokumente, Fischer Taschenbuch 4300, ISBN 3-596-24300-9
  • Karina Urbach/Bernd Buchner: Prinz Max von Baden und Houston Stewart Chamberlain. Aus dem Briefwechsel 1909-1919, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 52 (2004), S. 121-177 online

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Urbach/Buchner 2004 (siehe Literatur). Zur Resonanz der Entdeckung siehe: http://www.hohewarte.de/MuM/Jahr2004/Max-von-Baden0408.pdf und Claus Donath, Badische Neueste Nachrichten 15. März 2004, online: http://www.bad-bad.de/gesch/max_v_ba2.htm

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