Arabo-Haflinger

Arabo-Haflinger

Der Arabo-Haflinger ist eine Kreuzung aus Arabern und Haflingern (meist arabischer Hengst und Haflingerstute). Aus den Kreuzungsversuchen, die um 1960 begannen, entstand in Österreich die Pferderasse Araber-Haflinger. Veredelte Haflinger mit einem begrenzten Araberblutanteil werden in Deutschland seit 2006 als eigenständige Rasse Edelbluthaflinger geführt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrundinformationen zur Pferdebewertung und -zucht finden sich unter: Exterieur, Interieur und Pferdezucht.

Araber-Haflinger

Arabo-Haflinger
Araber-Haflinger

Araber-Haflinger

Wichtige Daten
Ursprung: Österreich
Hauptzuchtgebiet: Österreich
Verbreitung: Europa
Stockmaß: 140–150 cm
Farben: Lichtfüchse und andere Farben
Haupteinsatzgebiet: Reit-, Freizeit- und Fahrpferd

Durch Kreuzung von Arabern und Haflingern wurde ein schlanker Pferdetyp mit dem goldenen Deck- und dem blonden Langhaar des Haflingers gezüchtet. Dieses Kleinpferd wird in Österreich künftig als Pferderasse Araber-Haflinger (AH) geführt. Zur Zeit stammt noch ein Großteil der registrierten Population von Araber-Hengsten und Haflinger-Stuten ab. Die Anpaarung dieser zwei Rassen ist nicht ganz unproblematisch: Oft haben die Nachkommen einen unharmonischen Körperbau (schwache Nachhand, zu mächtige Köpfe) oder auch einfach zu viel Temperament für den kräftigen Körperbau und sind für Kinder und Anfänger nicht geeignet. In Zukunft wird die Rasse aus dem entstandenen Zuchtstamm ohne zusätzliches Haflingerblut und mit nur wenig Araberblut (ox) weitergezüchtet. Kriterium der Zugehörigkeit zur Rasse Araber-Haflinger ist der ox-Anteil. Der Blutanteil der beiden Ausgangsrassen wird zwischen 25 und 75 % liegen, der Edelblutanteil beträgt bei Erhaltung des Haflinger-Exterieurs in aller Regel höchstens 37,5 %.

Exterieur

Die Fuchsfarbe herrscht vor und ist erwünscht, es kommen jedoch recht häufig auch Falben und andere Farben bis hin zum Schimmel vor. Die Farbe ist kein Bewertungsmerkmal für die Zugehörigkeit zur Rasse Araber-Haflinger. Das Zuchtziel ist auf ein vielseitiges und anspruchslosen Reitpferd im Kleinpferderahmen abgestimmt. Der Araber-Haflinger soll einen Körperbau im ein Rechteck-Format mit ca. 140 - 150 cm Stockmaß, einen edlen, trockenen Kopf, dem Araber ähnlich, mit weiten Nüstern und sprechendem Auge, sowie eine freie Ganasche aufweisen. Der Hals soll genügend lang, schön geschwungen und ohne Unterhalsbildung sein, der Widerrist kräftig ausgebildet, die lange Schulter schräg, die Brust nicht allzu breit, aber möglichst tief, die Mittelhand harmonisch zum Gesamteindruck passend, mit gut gespanntem Rücken, ovaler Rippe und korrektem Schluss. Besonderer Wert ist auf eine lange, kräftige, harmonisch rund geformte Kruppe, sowie beste Winkelung zu legen. Starke Gelenke, trockene Sehnen, gesunde Hufe und mittelstarke Röhren (18 - 19 cm) sind für ein korrektes Fundament erforderlich. Sattellage und Gangvermögen sind besser ausgeprägt als bei Haflingern.

Interieur

Der Arabo-Haflinger hat durch die Anpaarung mit dem Araber oft viel von der Ruhe des Haflingers verloren, eignet sich dadurch aber auch besser für den Sport, da die leichte Nervosität auch eine erhöhte Aufmerksamkeit mit sich bringt. Die Rasse Araber-Haflinger soll die positiven Eigenschaften der beiden Ausgangsrassen vereinigen: Härte und Anspruchslosigkeit, einwandfreier Charakter, angenehmes, aber lebhaftes Temperament und hohe Leistungsbereitschaft. Araber-Haflinger sollen als Fahr-, Voltigier-, Dressur-, Spring-, Vielseitigkeits-, Western-, Wanderreit-, Therapie- und Familienpferd einsetzbar sein.

Zuchtgeschichte

Um 1960 begannen einzelne österreichische Haflingerzüchter mit Veredelungsversuchen. In der Steiermark wurden wohl schon 1960 Zuchtversuche mit Araberhengsten im Gestüt Derfflinger in Leoben durchgeführt, die aber nicht weitergeführt wurden. Vereinzelt sind Veredelungsprodukte im oberen Murtal zu finden. Ab 1964 wurde mit dem Shagya-Araber-Hengst K-Amurath II-1 durch Rittmeister Jeszensky in Kammer am Attersee ein veredelter Haflingerstamm begründet. Der oberösterreichische Pferdezuchtverband führte diese Zuchtprodukte der F1–Generation im Pony–Register, in der R1–Generation bereits im Haflinger–Register. Der Amurath–Nachkommenschaft entstammt auch die Siegerstute einer zentralen Stutbuchaufnahme 1987. Heute jedoch werden im O.Ö. Haflinger–Stutbuch aufgrund eines Beschlusses der ARGE Haflinger nur Stuten mit höchstens 6,25 % Edelblutanteil eingetragen. Der Tiroler Verband startete 1976 einen Zuchtversuch mit Freiherr, der aber sehr bald einem Kolik–Anfall erlag. Als Sohn des sehr schweren Haflingerhengstes Meiselstein und einer edlen Fawzane ox–Tochter war er zwar groß, aber wenig edel und unharmonisch. Seine Nachkommen wurden angeblich aus der Zucht genommen, können aber in westdeutschen Stutbüchern noch festgestellt werden. 1998 führten die niederösterreichische Züchter mit dem sächsischen Haflingerhengst Galant sowie mit dem bayerischen Hengst Nachtflug etwas Araberblut zu, doch scheint damit die Veredelungsaktion abgeschlossen zu sein. In Kärnten wurde 2005 der Hengst Nimbus mit 6,25 % Araberblut anerkannt und eingesetzt.

In Salzburg erzeugte der Vollblutaraber Fawzane ox, ein großlieniger Hengst im Renntyp, mit einer Kärntner Haflingerstute zwischen 1970 und 1980 einen veredelten Stamm, der im Rahmen des Salzburger Haflingerverbandes unter der Geschäftsführung von Dr. Holz, Obmann des Landesvereines ländlicher Reiter, zur Rückzüchtung mit Reinhaflingern eingesetzt wurde. Dieser Zuchtversuch wurde 1974 vom Verbandsvorstand beschlossen, jedoch 1979 wieder außer Kraft gesetzt, wodurch die inzwischen herangewachsenen Jungpferde nicht mehr als Zuchttiere anerkannt worden wären. Damit waren deren Besitzer aber nicht einverstanden. So kam es im Frühjahr 1979 zur Gründung eines eigenständigen Zuchtverbandes des Araber–Haflinger Pferdes, der von den Behörden genehmigt und von der Landwirtschaftskammer anerkannt wurde. Der ursprüngliche Wirkungsbereich für das Land Salzburg wurde Anfang 1993 auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet.

Edelbluthaflinger

Arabo-Haflinger
Edelbluthaflinger

Edelbluthaflinger

Wichtige Daten
Ursprung: Deutschland
Hauptzuchtgebiet: Deutschland, Italien, Schweiz
Verbreitung: Europa
Stockmaß: 142–152 cm
Farben: Lichtfüchse
Haupteinsatzgebiet: Sport-, Fahr-, Reit-, und Freizeitpferd
Edelbluthaflinger im Haflingergestüt Meura

Die leichten Haflinger haben bereits Araberblut (ox) in ihren Adern, aber viel weniger als die Arabo-Haflinger. Durch eine Zuchtbuchumstellung werden in Deutschland seit 2006 Haflinger mit mehr als 1,56 %, aber nicht mehr als 25 % Araberblutanteil als Edelbluthaflinger geführt.

Exterieur

Die Rasse Edelbluthaflinger orientiert sich am Aussehen des Haflingers. Die Edelbluthaflinger sind einheitlich ausschließlich Lichtfüchse mit hellem Langhaar und Schweif, weiße Abzeichen an Kopf und Beinen sind erlaubt. Sie stehen im Typ eines vielseitigen sportlichen Kleinpferdes mit einem Stockmaß von 142 bis 152 cm. Ihr Exterieur ist insgesamt filigraner als das des Haflingers und harmonischer als das des Arabo-Haflingers. Ihren Körperbau kennzeichnen ausgewogene Proportionen im Langrechteckformat, eine gute Bemuskelung, ein gut ausgeprägter Widerrist, ein mittellanger Rücken, eine große, schräg gelagerte Schulter, ausreichende Brusttiefe und Brustbreite bei längsovaler Rippung und eine breite, gut bemuskelte und leicht abgezogene Kruppenpartie. Ihr Fundament soll trocken und korrekt sein, die Hufe hart und nicht zu flach. Der haflingertypisch etwas tief angesetzte, gut bemuskelte, mittellange Hals verjüngt sich harmonisch zum Kopf. Die leicht konkav profilierten Köpfe wirken edel mit kurzer, trockener und breiter Stirn, genügend weiten Ganaschen, großen, klaren Augen, weiten Nüstern und den auffällig kleinen und beweglichen Ohren. Ihr Bewegungsablauf zeigt fleißige, taktmäßige, raumgreifende Gänge mit erkennbarer Schwebephase im Trab und Galopp, mit Schub aus deutlicher abfußender Hinterhand, frei aus der Schulter vorgreifender Vorderhand und locker schwingendem Rücken.

Interieur

Das Interieur des Edelbluthaflingers ist ausgeglichener als das des Arabo-Haflingers. Edelbluthaflinger sind leistungsfähig, unkompliziert, nervenstark, einsatzfreudig, umgänglich, wach und intelligent und sollen für alle Reit- und Fahrsportdisziplinen, für Erwachsene wie für Kinder geeignet sein.

Zuchtgeschichte

häufigster Eintragungsbrand: Zuchtbezirk Thüringen

Die Rasse entstand in den 1960er Jahren in der DDR, insbesondere im Haflingergestüt Meura, durch die Veredelung schwerer Haflinger, die zwischen 1956 und 1961 ursprünglich für landwirtschaftliche Zwecke importiert worden waren. Dafür wurde der Anteil an Araberblut erhöht, was zu Unstimmigkeiten mit den Zuchtverbänden der Pferderasse Haflinger führte. Nach und nach begann auch in verschiedenen westdeutschen Bundesländern, besonders in Bayern und im Saarland, aber auch in Baden-Württemberg und in Westfalen sowie etwas später in Hessen, in Holstein, in Niedersachsen und im Rheinland unter Leitung der zuständigen Zuchtverbände die Veredelungszucht. Die Differenzen mit den Haflinger-Zuchtverbänden konnte die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) 2003 beilegen. Aufgrund dieser Einigung werden ab 2006 in der Zuchtverbandsordnung der FN eigenständige Zuchtbücher und Stutbücher der behördlich anerkannten Rasse Edelbluthaflinger geführt. Der ox-Anteil eines einzutragenden Pferdes ist über sechs Generationen zurückzuverfolgen. Die Züchter haben sich in der Interessengemeinschaft Edelbluthaflinger e. V. zusammengeschlossen.

Heute wird der Edelbluthaflinger in allen Züchterverbänden Deutschlands, in der Schweiz und auch in Südtirol gezüchtet und ist ein beliebtes, in ganz Mitteleuropa verbreitetes Sport-, Reit-, Fahr- und Freizeitpferd. 2007 waren 50 Hengste, 2008 etwa 2.260 Zuchtstuten eingetragen. Die Anzahl der Pferde außerhalb der Zucht, Wallache, Hengste und Stuten, dürfte vergleichbar sein.

In Österreich wird kein vergleichbares Zucht- und Stutbuch der Rasse Edelbluthaflinger geführt. Pferde mit dem entsprechenden ox-Anteil können entweder im Vorbuch II des Zuchtbuches der Rasse Haflinger oder als Araber-Haflinger eingetragen werden, alternativ ist die Betreuung durch einen deutschen Zuchtverband laut EU-Recht möglich.

Siehe auch

Liste der Pferderassen

Weblinks

 Commons: Edelbluthaflinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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