Max Lehrs

Max Lehrs

Max Lehrs (* 24. Juni 1855 in Berlin; † 12. November 1938 in Dresden) war ein deutscher Kunsthistoriker und langjähriger Direktor des Dresdner Kupferstich-Kabinetts.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Lehrs spezialisierte sich frühzeitig auf Graphik und gab zahlreiche Publikationen zu dieser Thematik heraus, z.B. 1887 einen Katalog der im Germanischen Museum befindlichen deutschen Kupferstiche des XV. Jahrhunderts. Zunächst Direktorialassistent von Karl Woermann an der Dresdner Gemäldegalerie, übernahm er 1895 (1896?) die Leitung des dortigen Königlichen Kupferstichkabinetts, wechselte von 1904-1908 an das Kupferstichkabinett von Berlin, um anschließend bis zu seiner Pensionierung 1923 (1924?) wieder in Dresden als Direktor des Kupferstichkabinetts tätig zu sein. Lehrs förderte junge Künstler und setzte sich frühzeitig für das Sammeln, Ausstellen und Erforschen der Plakatkunst und der Fotografie ein. Ihm wurde der Titel "Geheimer Rat" verliehen.

Mit seiner Gattin führte Lehrs in Dresden ein sehr gastfreundliches Haus. Das 1883 begonnene Gästebuch, das sich in seinem Teilnachlaß in der Bayerischen Staatsbibliothek München erhalten hat, trägt den scherzhaften Titel GRAND HOTEL LEHRS. Eine Fülle von prominenten Namen aus Kunst und Kultur findet sich hier unter den Einträgen der Besucher, unter vielen anderen Hans Thoma, Max Klinger, Heinrich Vogeler, Koloman Moser oder Käthe Kollwitz und immer wieder Emil Orlik. Erstaunlich sind auch die vielen Eintragungen von Tänzerinnen der Zeit, darunter Grete Wiesenthal und ihre Schwestern, Clotilde von Derp, Sent M’ahesa, Gertrud Falke oder Mary Wigman.

Verdienste um die künstlerische Fotografie

Lehrs begann 1899 mit dem Aufbau einer eigenen Abteilung künstlerischer Fotografie, da er erkannt hatte, daß diese seit der Entwicklung der unterschiedlichen Drucktechniken im 16. Jahrhundert das wichtigste neue Verfahren zur Erzeugung von künstlerischen Bildnissen war und somit in den Sammlungsbereich eines Kunstmuseums zählte. Durch sein Engagement wurde das Dresdner Kupferstich-Kabinett zur ersten öffentlichen Kunstsammlung in Deutschland, welche die Fotografie zum Sammlungsgegenstand erhob.

Verdienste um den künstlerischen Tanz

Seine Freundschaft zu Hugo Erfurth steht in direkter Verbindung zu Lehrs' Förderung des modernen künstlerischen Tanzes. Lehrs schrieb diverse Aufsätze über Tänzerinnen wie die Geschwister Wiesenthal und betätigte sich sogar als Impresario für sie. Die Vierteljahresausstellung Oktober - Dezember 1913 und den zugehörigen Katalog widmete er dem Thema Tanz und Tänzerin.

Literatur

  • Christoph Schwingenstein: Lehrs, Max. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 114.
  • Erwin Rosenthal (Hrsg.): Verzeichnis der Schriften von Max Lehrs. (Herrn Geheimrat Lehrs zum 60. Geburtstag). Carl Kuhn, München 1915.
  • Emil Orlik: Malergrüße an Max Lehrs, 1898–1930. Lieber Herr Geheimrat! Herausgegeben vom Adalbert-Stifter-Verein. Prestel Verlag, München 1981, ISBN 3-7913-0553-0.
  • Peter Betthausen, Peter H. Feist, Christiane Fork: Metzler-Kunsthistoriker-Lexikon. Zweihundert Porträts deutschsprachiger Autoren aus vier Jahrhunderten. Metzler, Stuttgart u. a. 1999, ISBN 3-476-01535-1, S. 237–239 (2. aktualisierte und erweiterte Auflage. 210 Porträts deutschsprachiger Autoren aus vier Jahrhunderten. ebenda 2007, ISBN 978-3-476-02183-0).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lehrs — ist der Familienname folgender Personen: Ernst Lehrs (1894–1979), deutscher Anthroposoph Karl Lehrs (1802–1878), deutscher klassischer Philologe Max Lehrs (1855–1938), deutscher Kunsthistoriker und langjähriger Direktor des Dresdner Kupferstich… …   Deutsch Wikipedia

  • Lehrs — Lehrs, 1) Karl, Philolog, geb. 14. Jan. 1802 zu Königsberg i. Pr., gest. daselbst 9. Juni 1878, studierte seit 1818 in seiner Vaterstadt, war 1823–45 Gymnasiallehrer in Danzig, Marienwerder und Königsberg, seit 1831 hier zugleich Privatdozent und …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Liste der Biografien/Lee–Leh — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Meister E.S. — Schmerzensmann und vier Engel mit Passionswerkzeugen (L. 55) Meister E. S. (* um 1420, † um 1468), auch „Meister von 1466“ genannt, war ein deutscher Kupferstecher, Goldschmied und Zeichner der Spätgotik (1350–1530). Er gilt als einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister ES — Schmerzensmann und vier Engel mit Passionswerkzeugen (L. 55) Meister E. S. (* um 1420, † um 1468), auch „Meister von 1466“ genannt, war ein deutscher Kupferstecher, Goldschmied und Zeichner der Spätgotik (1350–1530). Er gilt als einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister von 1466 — Schmerzensmann und vier Engel mit Passionswerkzeugen (L. 55) Meister E. S. (* um 1420, † um 1468), auch „Meister von 1466“ genannt, war ein deutscher Kupferstecher, Goldschmied und Zeichner der Spätgotik (1350–1530). Er gilt als einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister E. S. — Schmerzensmann und vier Engel mit Passionswerkzeugen (L. 55) Meister E. S. (* um 1420; † um 1468), auch „Meister von 1466“ genannt, war ein deutscher Kupferstecher, Goldschmied und Zeichner der Spätgotik (1350–1530). Er gilt als einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister der Boccaccio-Bilder — Als Meister der Boccaccio Bilder (fr. Maître des Illustrations du Boccace) wird ein flämischer Zeichner und Kupferstecher bezeichnet, der zwischen 1470 und 1490 täig war. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach den… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister der Sibylle — (fr. Maitre de la Sibylle[1]) war ein Notname, der einem Stecher einer Gruppe von Kupferstichen gegeben wurde, bis diese als Werke des Kupferstechers und Monogrammisten Meister E.S. erkannt wurden. Die um 1460 entstandene Reihe von Stichen… …   Deutsch Wikipedia

  • ART HISTORIANS AND ART CRITICS — The discipline of art history first made its appearance in Germany, in the middle of the 18th century, but it was more than a hundred years before the lowering of the barriers that had excluded Jews from academic careers enabled them to enter… …   Encyclopedia of Judaism

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”