Max Grünbeck

Max Grünbeck

Max Grünbeck (* 18. Februar 1907 in Stuttgart-Cannstatt; † 29. Februar 1984 in Friedrichshafen) war 1949 bis 1951 Bürgermeister, dann bis 1977 Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen. In dieser Zeit trug er sehr zum Wiederaufbau und zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt bei. Dafür wurde er 1977 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karriere beim Auswärtigen Amt

Nach seinem Abitur am Gottlieb-Daimler-Gymnasium 1926 studierte er an der Universität München und legte 1930 die Prüfung zum Diplomvolkswirt ab. 1934 erlangte er mit seiner Dissertation über die Presse Großbritanniens den Doktortitel. Während seiner Beschäftigung in der Pressestelle für Außenhandel des Auswärtigen Amtes schrieb er ein Sammelwerk über Das Devisenrecht der Welt. Nach seiner erfolgreichen Karriere in der Handespolitischen Abteilung wurde er zum Leiter des Gesamtreferats "Wirtschaft und Finanzen" ernannt und schließlich in den diplomatischen Dienst versetzt. Seit dem 1. September 1933 war er Mitglied der SS. Nach Lockerung der Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP konnte er am 1. Mai 1937 der NSDAP beitreten. Über seine Entnazifizierung ist nichts bekannt.

Bürgermeister Friedrichshafens

Der spätere Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, der mit Grünbeck im Auswärtigen Amt tätig gewesen war, schlug Grünbeck der Friedrichshafener CDU als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 5. Dezember 1948 vor. Doch da der amtierende Bürgermeister Mauch selbst nochmals kandidieren wollte, wurde Grünbeck durch die Freie Wählervereinigung nominiert. Bei der Wahl schließlich erhielt er einen Stimmenanteil von 72,34 %, Mauch dagegen nur 17,04 %, der SPD-Kandidat Reinhold Hoffmann sogar nur 10,62 %. Doch die Einsetzung verzögerte sich aufgrund eines Einspruches der französischen Besatzer bis zum 13. Januar 1949. 1951 wurde er zusammen mit der Erhebung Friedrichshafens zur kreisunmittelbaren Stadt zum Oberbürgermeister. Neben seinem Bürgermeisteramt hatte er noch zahlreiche weitere Aufgaben zu betreuen. Da die Stadt durch die Übertragung der Zeppelin-Stiftung in die Industriebetriebe investiert hatte, war der Bürgermeister zugleich Aufsichtsratsvorsitzender dieser Unternehmen. Zusätzlich war er Stellvertretender Vorsitzender des Kreistags des Kreises Tettnang und später auch des Bodenseekreises, den Grünbeck mitinitiiert hatte. Außerdem war er Mitglied einiger regionaler Planungsgremien der Bereiche Bodensee, Oberschwaben und Allgäu. 1977 trat Max Grünbeck nach seiner 28 Jahre dauernden Amtsperiode zurück. Sein Nachfolger wurde der CDU-Kandidat Martin Herzog.

Wirken

Max Grünbecks erste wichtige Aufgabe als Bürgermeister war die Enttrümmerung des im Zweiten Weltkrieges zerbombten Friedrichshafen. Besonders betroffen war die Altstadt. Außerdem mussten öffentliche Einrichtungen und vor allem Wohngebäude geschaffen werden, da die Bevölkerungszahl in den Nachkriegsjahren rapide zunahm. Er war mitbeteiligt an der Wiederbelebung der Fasnet, deren erster Umzug im Februar 1949 stattfand und an der Schaffung des Seehasenfestes. 1950 fand die erste Internationale Bodensee-Messe (IBO) statt. Ein weiteres großes Anliegen Grünbecks war die Errichtung von Bildungseinrichtung (Schreienesch-Schule 1954, Ludwig-Dürr-Schule 1954, Berufsschule 1957). Ein großer Schritt des Wiederaufbaus war die Errichtung des neuen Rathauses nach Plänen von Wilhelm Tiedje und Ludwig Hilmar Kresse, die Sieger des 1953 ausgeschriebenen Wettbewerbs geworden waren.

Weiterhin war Max Grünbeck mitverantwortlich für den Abschluss der Städtepartnerschaften mit Sarajewo (Bosnien-Herzegowina) 1972, mit Saint-Dié (Frankreich) 1973 und mit Peoria (Illinois, USA) 1975. Während seiner Amtszeit kam es immer wieder zu Streitigkeiten um das Vermögen der Zeppelin-Stiftung. Besonders Hugo Eckener, Karl Maybach und Claude Dornier protestierten 1950 gegen die Übertragung des Vermögens auf die Stadt und verzichteten daher kurzzeitig auf die Ehrenbürgerrechte. 1952 wurde ein Historischer Kompromiss geschlossen, woraufhin Eckener, Maybach und Dornier ihre Rechte wieder annahmen.

Auszeichnungen

Für sein Wirken in vielen Bereichen und sein internationales Engagement erhielt Max Grünbeck zahlreiche Auszeichnungen: Im Jahr 1956 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. 1972 wurde er zum Ehrensenator der Universität Tübingen ernannt, 1974 erhielt er den Bayerischen Verdienstorden, 1978 den Orden der Jugoslawischen Fahne mit Goldenem Stern und die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, 1979 die Lorenz-Werthmann-Medaille der Caritas und 1981 die Bürgermedaille der Stadt Passau. Außerdem wurde er von vielen Städten zum Ehrenbürger ernannt: Von Friedrichshafen, das er 28 Jahre als Bürgermeister regierte, von der Gemeinde Grubweg (heute zu Passau), von Sao Caetano do Sul (Brasilien) sowie von den amerikanischen Städten Wichita (Kansas) und Peoria (Illinois), einer der Partnerstädte Friedrichshafens. Zudem wurde ein Friedrichshafener Gebäude nach ihm benannt, das Max-Grünbeck-Haus, das die Bodenseebibliothek, und das Stadtarchiv enthält und bis Januar 2007 auch Sitz der Stadtbücherei war.

Literatur

  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 2: Gerhard Keiper, Martin Kröger: G–K. Schöningh, Paderborn u. a. 2005, ISBN 3-506-71841-X.
  • Fritz Maier: Friedrichshafen. Band 3: Stadtgeschichte(n). Erinnerungen an Vorgestern und Gestern. Von der Nachkriegszeit bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Gessler-Verlag, Friedrichshafen 2004, ISBN 3-861360-85-3.

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