Maurice Edmond Müller

Maurice Edmond Müller

Maurice Edmond Müller (* 28. März 1918 in Biel; † 10. Mai 2009 in Bern) war ein Schweizer Chirurg. Er gilt als Pionier der orthopädischen Chirurgie.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Maurice E. Müller wuchs als ältestes von fünf Kindern zweisprachig in der Stadt Biel auf. Seine Matura bestand er 1936, worauf er in Neuchâtel, Lausanne und Bern Medizin studierte, unterbrochen von einem mehrjährigen Militärdienst während des Zweiten Weltkrieges.

Nach Abschluss seines Studiums 1944 begann er im alten Balgrist in Zürich zu arbeiten. Bald meldete er sich für eine einjährige ärztliche Mission in Abessinien, die 1946 begann. Zurück in der Schweiz, erwarb er am Kantonsspital Liestal seinen Facharzt für Chirurgie (FMH).

Anschließend bereiste er europaweit Zentren der Unfallchirurgie und Orthopädie und besuchte die Pioniere der Knochenchirurgie, um deren Verfahren kennenzulernen. So war er bei Prof. Max Lange in Bad Tölz, bei Prof. Georg Hohmann in München und Prof. Friedrich Pauwels in Aachen, dem Begründer der modernen Biomechanik am Hüftgelenk. Er besuchte auch Prof. Merle d'Aubigne in Paris und Prof. van Nes in Leiden, Pioniere der modernen Hüftchirurgie und des Gelenkersatzes – welches neben der AO der Schwerpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit werden sollte. Für die Frakturbehandlung war der Besuch bei dem Pionier der Platten- Osteosynthese, Prof. Robert Danis 1950 in Belgien wegweisend.

Erneut in die Schweiz zurückgekehrt, erfolgte bis 1956 die Ausbildung zum Spezialarzt für Orthopädie (FMH) an der Orthopädischen Universitätsklinik Balgrist in Zürich. Dort wurde er über das Thema Die hüftnahen Femurosteotomien habilitiert. Seine Antrittsvorlesung hielt er im Dezember 1957.[1]

Ab 1960 wirkte er als Chefarzt der orthopädisch-traumatologischen Abteilung am Kantonsspital St. Gallen. Dazwischen war er „Köfferli“-Chirurg in zahlreichen Spitälern des Landes. Von 1963 bis 1980 war er Ordinarius für Orthopädie und Chirurgie des Bewegungsapparates an der Universität Bern und Direktor der Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie am Inselspital in Bern.

1958 gründete er zusammen mit zwölf anderen Chirurgen die „Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen“, die Implantate und Instrumente entwickelte zur Knochenbruchbehandlung. In Zusammenarbeit mit dem Bettlacher Instrumentenmacher Robert Mathys wurden binnen zwei Jahren komplett neue Werkzeugsets zur Knochenbruchbehandlung mittels Schrauben, Platten und Nägeln entwickelt und erfolgreich vermarktet, aus denen die inzwischen klassischen vier Standard-Boxen der AO hervorgingen, die vom Unternehmen Synthes vertrieben werden.[2]

Seine zweite Tätigkeit, die Studien über ein Kunstgelenk, liess ihn 1965 die Firma Protek AG gründen. Sie hatte zum Zweck, die von ihm erfundene Hüftgelenksprothese weiter zu entwickeln und zu vermarkten. Die Gewinne flossen ab 1974 in die Fondation Maurice E. Müller. Aus diesen Mitteln wurden die Ausbildung, Forschung und Dokumentation in der Orthopädischen Chirurgie an der Universität Bern finanziert. 1983 wurde die M.E. Müller Foundation of North America gegründet, um Ausbildungs- und Forschungstätigkeiten für Orthopäden in Nordamerika zu fördern. 1990 verkaufte er seine Beteiligung an die Sulzer AG.

Er war Ehrenbürger der Stadt Bern und Namensgeber des MEM Forschungszentrums für Orthopädische Chirurgie an der dortigen Universität.

Maurice Müller war ein bedeutender Kunstmäzen und Stifter des Zentrum Paul Klee sowie des Kindermuseums Creaviva in Bern.

Stiftungen

  • 1974: Gründung der Fondation Maurice E. Müller
  • 1983: Gründung der M.E. Müller Foundation of North America
  • 1993: Gründung des Maurice E. Müller Institute for Learning, Teaching, Documentation and Evaluation an der Universität Toronto.
  • 2002: Gründung der Fondation du Musée des Enfants auprès du Centre Paul Klee

Auszeichnungen

Literatur

  1. E. H. Kuner: Nachruf: Univ. Professor Dr. med. Dr. h.c. mult. Maurice Edmond Müller. In: DGU Mitteilungen und Nachrichten 60, 2009, S. 75–76.
  2. Joseph Schatzker: Maurice E. Müller: a tribute. Excerpt from the funeral eulogy. In: AO-Dialogue 2, 2009, S. 9–11.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maurice Edmond Müller — (March 28, 1918[1] – May 10, 2009[2]) was a Swiss orthopedic surgeon who was instrumental in the development of internal fixation techniques to treat bone fractures and who also significantly advanced the development of the hip prostheses. For… …   Wikipedia

  • Maurice Müller — Maurice Edmond Müller (* 28. März 1918 in Biel) ist ein Schweizer Chirurg. Er gilt als Pionier der orthopädischen Chirurgie. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Stiftungen 3 Auszeichnungen 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Maurice (Vorname) — Maurice ist ein männlicher Vorname. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Müller (surname) — Müller Family name Language(s) of origin German The German word Müller means miller (as a profession). It is the most common family surname in Germany and Switzerland and the fifth most common surname in Austria (see List of most common surnames) …   Wikipedia

  • Müller (Familienname) — Bekannte Namensträger: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Müller ist mit seinen Varianten …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Personen namens Müller — Müller ist der Name folgender Personen: A Achim Müller (* 1938), deutscher Chemiker Adalbert Müller (1802–1879), deutscher Schriftsteller und Landeskundler Adam Müller von Nitterdorf (1779–1829), üblich: Adam (Heinrich) Müller, deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Creaviva — Kindermuseum Creaviva Daten Ort Bern, Schweiz Art Kindermuseum …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Mua–Mum — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • 2009 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 20. Jahrhundert | 21. Jahrhundert     ◄ | 1970er | 1980er | 1990er | 2000er | 2010er       ◄◄ | ◄ | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010… …   Deutsch Wikipedia

  • Nekrolog 2. Quartal 2009 — Nekrolog ◄◄ | ◄ | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 Nekrolog 2009: 1. Quartal | 2. Quartal | 3. Quartal | 4. Quartal Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”