Matthias Weischer

Matthias Weischer

Matthias Weischer (* 1973 in Elte, seit 1975 zur Stadt Rheine, Kreis Steinfurt, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Maler, der in Leipzig lebt und arbeitet. Er gilt neben Neo Rauch als Vertreter der sogenannten Neuen Leipziger Schule.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weischer wurde 1973 in Elte (Nordrhein-Westfalen) geboren. Im Jahr 1995 begann er ein Malerei-/Grafikstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB), das er 2000 mit dem Diplom abschloss. Von 2000 bis 2003 war er Meisterschüler bei Sighard Gille. 2002 war er Mitgründer der Produzentengalerie Liga in Berlin [1], die von elf ehemaligen Studenten der HGB getragen wurde, unter anderen von Christoph Ruckhäberle, Tim Eitel, David Schnell und Tom Fabritius. Für die Ausstellungen dieser heterogenen Künstlergruppe wurde von Presse und Kunstkritik bereits 2002 der Begriff „Neue Leipziger Schule“ geprägt. Die Produzentengalerie Liga löste sich nach zweijährigem Bestehen 2004 wieder auf.[2] Sein Atelier befindet sich zur Zeit in der Leipziger Baumwollspinnerei.

Werk

Weischers Bilder bewegen sich auf der schmalen Grenze zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei. Seine bis 2006 entstandenen Gemälde zeigen meist bühnenartige, menschenleere Innenräume in ungewöhnlichen Perspektiven, die durch abstrakte Elemente verfremdet sind. Mobiliar, Alltagsobjekte und großflächige Dekore verweisen stilistisch und in ihrer vermeintlich verblichenen Farbigkeit auf die 1950er und 1960er Jahre. Die collagenartig kombinierten Elemente haben oft Zitatcharakter und gehen komplexe, mehrdeutige Beziehungen ein.

Seit seinem Aufenthalt in Rom im Jahr 2007 widmet sich Weischer verstärkt der direkten Naturbeobachtung im Medium der Zeichnung. Er arbeitet seither vorrangig auf und mit Papier, auch in verschiedenen Drucktechniken. Die konstruierten Interieurs werden zunehmend abgelöst von einer offenen Raumerfassung in kleineren Formaten mit helleren Farben, in denen natürliche und artifizielle Elemente, fiktiver und realer Raum ineinander übergehen. Jüngste Arbeiten umfassen auch skulpturale Arrangements.

Seit 2001 werden Werke von Matthias Weischer in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, unter anderem in London (2003), Miami (2004) und Cleveland, Chungnam, Prag und Venedig (2005), Den Haag, Málaga (2008) und Ponce/Puerto Rico (2011).

2001 erhielt er das Rotary-Stipendium im Kunsthaus Essen, 2004 war er Preisträger der Rolex Mentor und Meisterschüler Initiative, 2005 wurde er mit dem Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung sowie dem August-Macke-Preis der Stadt Meschede ausgezeichnet. 2007 war Weischer Stipendiat der Villa Massimo in Rom.

2010 gestaltete Weischer gemeinsam mit dem Theaterregisseur Armin Holz die Bühnenbilder für William Shakespeares Was ihr wollt (Theater Marl, Ruhrfestspiele Recklinghausen) und für August Strindbergs Fräulein Julie (Schloss Neuhardenberg).

Werke von Matthias Weischer befinden sich u. a. im Museum der bildenden Künste Leipzig, im Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, im Gemeentemuseum Den Haag, im Museum of Contemporary Art, Los Angeles, in der Rubell Family Collection, Miami, und in der Collection Susan and Michael Hort, New York.

Einzelausstellungen (Auswahl)

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 2011: abc art berlin contemporary - about painting, Station Berlin
  • 2011: ROM sehen und sterben. Perspektiven auf die Ewige Stadt. Um 1500-2011, Kunsthalle Erfurt
  • 2011: LUBOK. Künstlerbücher aus Leipzig, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen
  • 2010: ’Die Bilder tun was mit mir ...’. Einblicke in die Sammlung Frieder Burda, Museum Frieder Burda, Baden-Baden
  • 2010: Parallelen: Junge zeitgenössische Kunst aus Norwegen und Leipzig, Kistefos Museum, Jevnaker, Norwegen
  • 2009: Lubok. Originalgrafische Bilderbücher, Museum der bildenden Künste Leipzig
  • 2008: Interieur/Exterieur. Wohnen in der Kunst, Kunstmuseum Wolfsburg
  • 2008: Neue Leipziger Schule, Cobra Museum, Amstelveen, Niederlande
  • 2008: The Leipzig Phenomenon, Műcsarnok Kunsthalle, Budapest
  • 2008: Germania contemporanea. Dipingere è narrare: Tim Eitel, Matthias Weischer, David Schnell, MART - Museo di arte moderna e contemporanea di Trento e Rovereto
  • 2007: Weischer meets Beckmann, Kunsthalle Mannheim
  • 2007: Rockers Island. Werke aus der Sammlung Olbricht, Museum Folkwang, Essen
  • 2006: Imagination Becomes Reality. Part V: Fantasy and Fiction, Sammlung Goetz, München
  • 2006: Artists from Leipzig, Arario Beijing
  • 2006: Netherlands v. Germany - Painting/Malerei, GEM Museum voor actuele kunst, Den Haag
  • 2006: Deutsche Wandstücke. Sette scene di nuova pittura germanica, Museion Bozen
  • 2005: The Triumph of Painting. Part 3, The Saatchi Gallery, London
  • 2005: 51. Biennale di Venezia, Italienischer Pavillon, Venedig
  • 2005: Cold Hearts. Artists from Leipzig, Arario Gallery, Cheonan, Korea
  • 2005: David, Matthes und ich”, Kunstverein Nürnberg; Kunstverein Bielefeld
  • 2004: Life After Death. New Leipzig Paintings from the Rubell Family Collection, Rubell Family Collection, Miami; MASS MoCA, North Adams; SITE Santa Fe, New Mexico; Katzen Arts Center Museum, Washington D.C.; Frye Art Museum, Seattle; Salt Lake Art Center, Salt Lake City; Kemper Museum of Contemporary Art, Kansas City (bis 2008)
  • 2004: Northern Light, Rubell Family Collection, Miami
  • 2004: Direkte Malerei, Kunsthalle Mannheim
  • 2003: sieben mal malerei, Neuer Leipziger Kunstverein im Museum der bildenden Künste Leipzig
  • 2002: 6 aus 11, LIGA, Berlin
  • 2001: Szenenwechsel XX, Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main
  • 2000: LIGA, Steibs Hof, Leipzig

Auszeichnungen

  • 2007: Stipendium der Deutschen Akademie Rom, Villa Massimo
  • 2007: Kunstpreis der Helmut-Kraft-Stiftung
  • 2005: Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung
  • 2005: August-Macke-Preis der Stadt Meschede
  • 2004: Preisträger der Rolex Mentor and Protégé Arts Initiative, Mentor: David Hockney
  • 2003: Stipendium der Stiftung Kunstfonds zur Förderung der zeitgenössischen bildenden Kunst, Bonn
  • 2001: Stipendium Junge Kunst, Kunsthaus Essen

Literatur

  • Kunstwerkstatt Matthias Weischer, Prestel Verlag, München 2011. ISBN 978-3-7913-4449-2
  • Matthias Weischer. LAPO (Zeichnungen bis 2005), Lubok Verlag, Leipzig 2010. ISBN 978-3-941601-32-1
  • Matthias Weischer. Room with a view, Ausst.-Kat. Kunsthalle Mainz; Sparkasse Essen. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2009. (deutsch/englisch) 
ISBN 978-3-9411-8536-4
  • Matthias Weischer. In the Space Between, Ausst.-Kat. CAC Málaga 2008. (spanisch) ISBN 978-8-4961-5969-3
  • Matthias Weischer. Der Garten. Arbeiten auf Papier/The Garden. Works on Paper, Ausst.-Kat. Neuer Berliner Kunstverein; Kloster Bentlage, Rheine. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007. (deutsch/englisch) 
ISBN 978-3-7757-2042-7
  • Matthias Weischer. Malerei/Painting, Ausst.-Kat. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen; Kunsthalle Mannheim; Gemeentemuseum Den Haag. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007. (deutsch/englisch) ISBN 978-3-7757-1904-9
  • The triumph of painting. Matthias Weischer, Eberhard Havekost, Dexter Dalwood, Dana Schutz, Michael Raedecker, Inka Essenhigh, London 2005. (englisch) ISBN 978-3-8656-0015-8
  • Matthias Weischer, Ausst.-Kat. Museum der bildenden Künste Leipzig; Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen. Seemann Henschel, Leipzig 2005. 
ISBN 978-3-86502-136-6
  • David, Matthes und ich. Schnell, Weischer, Baumgärtel, Ausst.-Kat. Kunstverein Nürnberg; Bielefelder Kunstverein. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2005. (deutsch/englisch) ISBN 978-3-9367-1150-9
  • Matthias Weischer. Simultan, Ausst.-Kat. Künstlerhaus Bremen. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2004. (deutsch/englisch) ISBN 978-3-7757-1495-2
  • Matthias Weischer. Räumen. Malerei und Zeichnung 1997-2002, Ausst.-Kat. Kunsthaus Essen 2002. ISBN 978-3-9312-0116-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Internetseite Liga-Galerie
  2. Melanie Jordan, Malcolm Miles: Art and theory after socialism, Intellekt Books, 2008, ISBN 978-1-84150-211-3, S. 16 f.

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