Matrikel

Matrikel
Erste Seite des Matrikelbuchs der Freien Universität Berlin von 1948

Eine Matrikel (Stammrolle) ist ein öffentliches Verzeichnis.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff ist abgeleitet vom lateinischen matricula (Stamm).

Verwendung

  • Die Adelsmatrikel ist das Verzeichnis von Personen oder Familien, die zum Zwecke der Nachweisbarkeit der Adelseigenschaft angelegt wurde (siehe auch Wappenrolle)
  • Die Reichsmatrikel war ein Verzeichnis der Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches, in dem deren für das Reichsheer zu stellende Truppen in genauen Zahlen und / oder die finanziellen Leistungen für den Unterhalt des Heeres festgehalten wurden.

Historisch geht die Bedeutung auf das Metroon in Athen zurück. In diesem Tempel der Göttermutter wurde das athenische Staatsarchiv aufbewahrt.

Die Begriffe Immatrikulation und Exmatrikulation leiten sich daraus ab.

  • Die Universitätsmatrikel ist das Verzeichnis der Mitglieder einer Universität. Diese werden dort anhand von Matrikelnummern identifiziert. An vielen Universitäten können sich auch Vereinigungen von Mitgliedern der Universität in die Matrikel eintragen lassen. Die individuelle Registrierung als universitätszugehörige Person bedeutete im europäischen Mittelalter und in der Frühen Neuzeit die neue Zugehörigkeit zu einer anderen Gerichtsbarkeit. Die ältesten erhaltenen Matrikeln stammen aus den Universitäten in Bologna (1289), Heidelberg und Wien.
  • Die Pfarrmatrikel als Kirchenbuch ist ein Verzeichnis aller Taufen, Trauungen und Sterbefälle in einer Pfarrei bzw. einem Kirchspiel. Zeugnisse für Taufmatrikeln aus West- und Südeuropa gibt es vereinzelt seit dem Frühmittelalter. Obwohl das Decretum Gratiani(1140) eine Forderung nach Taufmatrikeln enthält, werden kirchenbuchartige Aufzeichnungen erst im 15. Jahrhundert häufiger. Seit Reformation und Tridentinum wird die Führung von Pfarrmatrikeln verpflichtend.
  • Die Mitgliederlisten von genossenschaftlich organisierten Gruppen wie Zünften und religiösen Korporationen wurden ebenfalls als Matrikel bezeichnet. Dabei war der Eintrag in die Matrikel die Voraussetzung für die Berufsausübung wie bei der matricola dei Notai del comune in Bologna seit der Mitte des 13. Jahrhunderts.[1]
  • Die Immatrikulation eines Schiffes wird im Schiffsregister festgehalten.

Literatur

Einzelnachweise

  1. [ Besprechung eines Beitrags von Giorgio Tamba in der Enciclopedia fridericiana durch Antonio Olivieri in Scrineum

Weblinks


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  • Matrikel — Sf öffentliches Verzeichnis (besonders an der Universität) per. Wortschatz fach. (15. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus l. mātrīcula, einem Diminutivum zu l. mātrīx ( īcis) (eigentlich Stamm Mutter, Gebärmutter ), zu l. māter Mutter . Die… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Matrikel — Matrikel, 1) so v.w. Matricula; 2) Verzeichniß der bei einer Pfarrei befindlichen Einkünfte; 3) so v.w. Reichsmatrikel; 4) (M. des Deutschen Bundes), Verzeichniß der Geldbeiträge u. Mannschaften, welche jeder Bundesstaat zu Bundeszwecken zu… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Matrīkel — (lat.), das schriftliche Verzeichnis gewisser Personen oder Einkünfte, z. B. auf Universitäten das Verzeichnis, worin die Studenten bei ihrer Aufnahme als Bürger der Universität eingetragen (immatrikuliert) werden, und das Attest, worin ihnen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Matrikel — Matrīkel (lat.), Verzeichnis von Personen oder Einkünften; auf Universitäten das Verzeichnis, in welches die Studenten bei ihrer Aufnahme eingetragen (immatrikuliert) werden; das Verzeichnis aller Stände des Deutschen Reichs und ihrer Beiträge zu …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Matrikel — Matrikel, lat. deutsch, schriftliches Verzeichniß z.B. der Studenten auf einer Universität. Reichs M., im alten deutschen Reiche das Verzeichniß der Beiträge, welche die Reichsstände an Geld u. Mannschaft für Reichsunternehmungen zu leisten… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Matrikel — »öffentliches Verzeichnis«, insbesondere »Liste der an einer Hochschule Studierenden«: Das seit dem 15. Jh. – zuerst in der Form »matrikul« – bezeugte Fremdwort ist aus lat. matricula »Stammrolle, öffentliches Verzeichnis« entlehnt, einer… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Matrikel — ◆ Ma|trị|kel 〈f. 21〉 1. 〈an Universitäten〉 Verzeichnis der aufgenommenen Studenten 2. 〈in Pfarreien〉 Verzeichnis der Pfarrkinder u. Einkünfte 3. 〈im alten Dt. Reich bzw. Dt. Bund〉 Verzeichnis der Stände u. der für das Bundesheer zu stellenden… …   Universal-Lexikon

  • matrikel — ma|tri|kel sb., matriklen, matrikler, matriklerne (register over faste ejendomme; register over indskrevne studerende; selvstændigt grundstykke), i sms. matrikel , fx matrikelkort …   Dansk ordbog

  • Matrikel, die — Die Matrīkel, plur. die n, aus dem Latein. Matricula, ein feyerliches schriftliches Verzeichniß einzelner Personen Einer Art. Dahin gehöret die Reichs Matrikel, das Verzeichniß aller Stände des Reiches nach ihrer Ordnng und ihrem Vermögen; die… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Matrikel — ◆ Ma|tri|kel 〈f.; Gen.: , Pl.: n〉 1. Verzeichnis a) 〈an Universitäten〉 der aufgenommenen Studenten b) 〈in Pfarreien〉 der Pfarrkinder u. Einkünfte c) 〈im Dt. Reich bzw. Dt. Bund〉 der Stände u. der für das Bundesheer zu stellenden Truppen 2.… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

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