Mate Boban

Mate Boban
Grab Mate Bobans in Gorica

Mate Boban (* 1940 in Sovići nahe Grude; † 7. Juli 1997 in Mostar) war ein führender bosnisch-kroatischer Politiker während des Bosnienkrieges und Präsident der international nicht anerkannten Republik Herceg-Bosna.

Inhaltsverzeichnis

Vorkriegszeit

Der ausgebildete Ökonom galt als höriger Bürger des kommunistischen Staatsapparates und Spitzel der UDBA, des Jugoslawischen Geheimdienstes. Schon damals beeinflusste er in Bosnien die Leute durch seine Redebegabung. Doch war er gegen die Idee des multikulturellen Staates und bevorzugte eine Abspaltung der Volksgruppen nach Ethnie und Religion auf klar gegliederte Territorien. Nach seiner Auffassung sollte das kroatische Gebiet Zentralbosnien, die Region Posavina und den westlichen Teil der Herzegowina umfassen.

Kriegszeit

Mit dem Zerfall Jugoslawiens, als das Mehrparteiensystem und freie Wahlen Einzug hielten und wenig später der Bosnienkrieg ausbrach, setzte er sich an die Spitze der bosnischen HDZ (Hrvatska Demokratska Zajednica, Kroatische Demokratische Gemeinschaft), einer Mitte-Rechts-Partei. Die in Kroatien aktive HDZ war Regierungspartei in Kroatien und unterstützte ihre bosnischen Parteikollegen. Bobans Radikalisierung während des Krieges und die Idee einer Para-Republik Herceg-Bosna oder sogar des Anschlusses an Kroatien belasteten das Verhältnis zu den Bosniaken. Schon früh sah er eine Abspaltung der kroatischen militärischen Kräfte von den bosniakischen als unerlässlich an.[1]

1992 wurde die serbische Offensive auf Kupres erfolgreich von kroatischen und bosniakischen Truppen mit Unterstützung Tuđmans, des damaligen Präsidenten Kroatiens, zurückgeschlagen.

Am 6. Mai 1992 traf Boban sich mit Radovan Karadžić, dem damaligen politischen Führer des serbischen Parastaats in Bosnien und Herzegowina, um mit ihm das Land territorial zweizuteilen. Das Treffen blieb aber auf Grund internationalen Drucks ergebnislos. In der Kroatenrepublik innerhalb von Bosnien-Herzegowina hatte er auch Widersacher, die Anhänger von Stjepan Kljujić. Diese sahen sich nicht als Kroaten, die in Bosnien lebten, sondern als in Bosnien lebende Katholiken. Diese Gruppierungen fühlten sich daher Sarajevo und nicht Mostar verpflichtet.[2]

Gedenktafel in der ulica Mate Bobana in Grudama

Frieden und Nachkriegszeit

Mate Boban erzielte eine Einigung über eine Föderation der Kroaten und Bosniaken mit dem Führer der Bosniaken Alija Izetbegović. Die beiden unterzeichneten am 25. März 1993 den UNO-Friedensplan.[3]

Die Strukturen der Republik Herceg-Bosna blieben längerfristig erhalten, doch sank der Einfluss Bobans nach dem Daytoner Abkommen, welches das Ende des Bosnienkrieges bedeutete, stetig. Einige Politiker, die mit ihm das Kabinett der Regierung des Staates bildeten, werden vom Haager Kriegsverbrechertribunal gesucht, weil ihnen Vertreibungen nicht-kroatischer Zivilisten auf dem damaligen Territorium der Republik zugeschrieben werden.

Er starb am 7. Juli 1997 im Alter von 57 Jahren an einem Schlaganfall

Weblinks

 Commons: Mate Boban – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chris Hedges: Mate Boban, New York Times, 8. Juli 1997
  2. Zitomislici, Haverford University, undatiert
  3. Chronik 1993, Deutsches Historisches Museum

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