Masurisch

Masurisch

Masurisch ist eine polnische Mundart, die in der südostpreußischen Landschaft Masuren verbreitet war.

Sie entwickelte sich seit dem 15. Jahrhundert aus dem masowischen Polnisch (Mazur = Masowier). Ihre Geschichte begann mit polnischen Siedlern, die vom deutschen Ordensstaat ins Land geholt wurden, das ursprünglich von baltischsprachigen Pruzzen besiedelt, doch durch Kriegsereignisse entvölkert war. (Nach anderer Meinung sollen erst nach 1525 reformierte Polen in das bereits säkularisierte Ostpreußen geflohen sein.)

Das im ländlichen Raum gebrauchte Pruzzische und vor allem das Ostpreußisch-Deutsche haben zum Masurischen viele Lehnwörter beigesteuert, die oft mit polnischer Endung versehen wurden. Die Lutherische Reformation des Ordenslandes trug zu einer weiteren Abkopplung von der sprachlichen Entwicklung im katholischen Königreich Polen bei. Doch blieb Masurisch eine „Dorfsprache“, da die Amts- und Schriftsprache stets Deutsch war.

Nach der Volkszählung von 1900 wurde masurisch von dem folgenden Bevölkerungsanteil in den angegebenen ostpreußischen Landkreisen gesprochen:

49,4 % im Landkreis Johannisburg,
43,4 % im Landkreis Ortelsburg,
35,1 % im Landkreis Lyck,
31,7 % im Landkreis Neidenburg,
30,3 % im Landkreis Sensburg,
19,0 % im Landkreis Oletzko (später Treuburg),
10,9 % im Landkreis Osterode in Ostpreußen.

Nach 1900 ging der Anteil der Sprecher des Masurischen Dialektes an der Gesamtbevölkerung langsam zurück. Die meisten Einwohner gehörten der evangelisch-lutherischen Kirche an. Nach dem Ersten Weltkrieg stimmten bei der Volksabstimmung im Abstimmungsgebiet Allenstein die Masuren zu über 97% für den Verbleib bei Deutschland.

Nach 1933 wurde die Benutzung des masurischen Dialektes von den nationalsozialistischen deutschen Behörden weitgehend verboten. Vor allem 1938 wurden viele masurischsprachige Orts- und Personennamen geändert. Ab 1939 war es verboten, Gottesdienste in masurisch zu halten. 1945 flohen viele Masuren vor der herannahenden Roten Armee oder wurden vertrieben. In Masuren wurden andere Menschen angesiedelt, die zumeist aus den für Polen verlorengegangenen Gebieten im Osten stammten. Von der ursprünglichen Bevölkerung erhielten etwa 160.000 Personen, darunter viele, die Masurisch sprachen, ein Bleiberecht unter der Bedingung, dass sie die polnische Staatsbürgerschaft annahmen. Die meisten von ihnen siedelten jedoch in den 1950er, 1970er und 1980er Jahren als sog. Spätaussiedler nach Westdeutschland über. Heute ist die masurische Sprache weitestgehend ausgestorben.

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