Massaker am Flughafen Lod

Massaker am Flughafen Lod

Als Massaker am Flughafen Lod bezeichnet man einen Terroranschlag am 30. Mai 1972 am internationalen Flughafen von Tel Aviv (heute Flughafen Ben Gurion) bei dem Mitglieder der Japanischen Roten Armee (JRA) im Auftrag der palästinensischen Terrororganisation PFLP 26 Menschen ermordeten und Dutzende weitere verletzten. Die drei japanischen Terroristen wurden in Baalbek, Libanon ausgebildet.

Inhaltsverzeichnis

Ablauf des Anschlags

Die Terroristen erreichten den Flughafen an Bord einer Air France-Maschine aus Paris. Da die Sicherheitsbehörden am Flughafen vor allem mit Angriffen palästinensischer Terrorgruppen rechneten, erweckten die drei Japaner wenig Aufmerksamkeit. Die Mitglieder der Gruppe führten Geigenkästen mit sich, in denen sie abgesägte Sturmgewehre aus tschechoslowakischer Produktion vom Typ Sa vz.58 verbargen. Sobald die Gruppe im Wartebereich angekommen war, eröffneten sie wahllos das Feuer auf Mitarbeiter des Flughafens und Reisende. Dabei kamen 26 Menschen zu Tode und Dutzende wurden verletzt.[1] Unter den Opfern befanden sich elf christliche Pilger aus Puerto Rico und der international anerkannte Biophysiker Aaron Katchalski-Katzir, der Bruder des späteren Staatspräsidenten Israels Ephraim Katzir. Einer der Attentäter namens Yasuyuki Yasuda wurde von israelischen Sicherheitskräften erschossen. Ein weiterer Attentäter, Tsuyoshi Okudaira – Scheinehemann der JRA-Gründerin Fusako Shigenobu –, beging im Verlauf des Anschlags mit einer Handgranate Selbstmord.

Nachwirkungen

Die japanische Öffentlichkeit reagierte zunächst mit Unglauben auf die Berichte, dass die Täter des Massenmords Japaner seien, bis ein Mitarbeiter der japanischen Botschaft nach einem Besuch bei Kōzō Okamoto, dem dritten Attentäter, im Krankenhaus diese Informationen bestätigte. Okamoto wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. In ihrer Propaganda verbrämte die PFLP das Massaker als Revanche für das Massaker von Deir Yasin 1948 und benannte es in einem Bekennerbrief als Operation Deir Yassin. Die Terrorgruppe wurde in dem Brief als Gruppe des Märtyrers Patrick Arguello bezeichnet. Patrick Arguello war 1970 bei dem Versuch, zusammen mit der PFLP-Terroristin Leila Khaled ein Passagierflugzeug der israelischen Fluggesellschaft El Al zu entführen, von israelischen Sky Marshals erschossen worden.

Okamoto wurde 1985 zusammen mit mehr als tausend anderen Gefangenen gegen israelische Soldaten ausgetauscht. Er ließ sich im Libanon nieder. Er wurde von der libanesischen Regierung wegen Visavergehen auf japanischen Druck 1997 festgenommen. Vier andere Angehörige der Japanischen Roten Armee wurden an Japan ausgeliefert, aber Okamoto wurde im Jahr 2000 der Status eines „politischen Flüchtlings“ von der libanesischen Regierung zuerkannt.

2006 wurde in Puerto Rico der Tag des Massakers als jährlicher Erinnerungstag an die Opfer offiziell per Gesetz festgeschrieben.

Einzelnachweise

  1. Zahlenangaben zu den Opfern : Bericht der BBC vom 29. Mai 1972 zuletzt abgerufen am 17. November 2008

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