Marx-Engels-Forum

Marx-Engels-Forum
Blick auf das Marx-Engels-Forum. Rechts hinten der Berliner Dom, links der inzwischen abgerissene Palast der Republik
Urbane Bebauungssituation 1891 auf dem heutigen Areal des Forums (früheres Marienviertel), mit 1951 abgerissenem Stadtschloss im Hintergrund
ähnliche Stadtansicht 1987 mit dem Palast der Republik an Stelle des Stadtschlosses

Das Marx-Engels-Forum ist eine in den 1980er-Jahren errichtete Denkmalanlage in Berlin-Mitte. Es liegt zwischen der Spandauer Straße und der Spree, nahe dem Roten Rathaus. Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Gebiet des heutigen Marx-Engels-Forums durch Wohn- und Geschäftshausbebauung geprägt, die im Krieg größtenteils durch Luftangriffe zerstört und nach 1945 abgetragen worden waren. Für die Umgestaltung des Geländes zu einer Parkanlage wurden die noch erhaltenen Gebäude in den 1970er-Jahren abgerissen.

Nach langer Vorbereitungszeit und nachdem staatliche Stellen der DDR wie führende Funktionäre der SED mehrfach in die Entwurfsarbeiten eingegriffen hatten, wurde die jetzige Anlage innerhalb der gleichzeitig neugestalteten Parkanlage am 4. April 1986 eingeweiht. Sie entstand nach Plänen des Bildhauers Ludwig Engelhardt, der seit 1977 künstlerischer Leiter des Projekts war. Auf einer runden, gepflasterten Freifläche sind verschiedene Kunstobjekte platziert. Hauptteil des Ensembles und an zentraler Stelle aufgestellt ist eine Skulptur, die von Engelhardt selbst stammt: überlebensgroße Bronzefiguren von Karl Marx (sitzend) und Friedrich Engels (Höhe: 3,85 m), den Verfassern des Kommunistischen Manifests und Vaterfiguren des Sozialismus. Dahinter steht eine Reliefwand von Werner Stötzer aus bulgarischem Marmor mit der Darstellung von Menschengruppen in frühkapitalistischer Umgebung. Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes: Bronzereliefs von Margret Middell, Szenen des Lebens in einer befreiten Gesellschaft. Dazwischen, im Bogen angeordnet: auf vier doppelseitigen, flächigen Edelstahlstelen, die von Arno Fischer, Peter Voigt, Norbert Blum, Hans Gutheil, Jürgen Frenkel, Günther Köhler und Friedrich Nostitz gestaltet wurden, sind in Augenhöhe zahlreiche kleinformatige Fotodokumente aus der Geschichte der Arbeiterbewegung dauerhaft in die geschliffene Oberfläche erodiert.

Diskussion und Zukunft

Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde das Marx-Engels-Forum Gegenstand kontroverser Diskussionen, ähnlich wie der nahegelegene Palast der Republik. 1993 wurde der Name Am Marx-Engels-Forum der benachbarten Straße durch das lokale Parlament aufgehoben.

Die einen sehen in dem Platz das anachronistische Relikt einer überwundenen Epoche und wünschen eine Integration der vorhandenen Denkmalgruppe in eine Neubebauung des Heiliggeistviertels. Andere wollen die Anlage erhalten, wie sie ist – als bemerkenswertes Gesamtkunstwerk, als interessantes Zeugnis der neueren deutschen Geschichte. Inzwischen bezeugen die blankgewetzten Knie und Hände des sitzenden Karl Marx, dass die Figurengruppe jedenfalls als Fotokulisse von Touristen aus aller Welt als Kuriosum empfunden wird.

Wegen des unterirdischen Weiterbaus der U-Bahn-Linie U5 bis zum Brandenburger Tor wurde das Gelände im September 2010 geräumt und das Denkmal am 27. September 2010 an die Seite der Grünfläche zur Karl-Liebknecht-Brücke hin versetzt. An der neuen Position richtet sich der Blick der beiden Figuren nach Westen.[1]

Zur Geschichte des Forums produzierte der Maler und Dokumentarfilmregisseur Jürgen Böttcher 2001 den Film Konzert im Freien.

Weblinks

 Commons: Marx-Engels-Forum – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marx und Engels am Haken. In: Nordkurier. 27. September 2010.
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