Martin von Polen

Martin von Polen
Martin von Troppau (Buchillumination, 16. Jahrhundert)

Martin von Troppau (auch: Martinus Polonus, Martinus Oppaviensis und Martin z Opavy; * unbekannt, wahrscheinlich in Troppau, † nach dem 22. Juni 1278 in Bologna), war Dominikaner-Mönch und Chronist.

Leben

Martin von Troppau trat der polnischen Provinz des Dominikaner-Ordens bei und wurde nach abgeschlossener theologischer Ausbildung in Prag zum Priester geweiht. Während des Pontifikats von Alexander IV. ist Martins Anwesenheit am päpstlichen Hof in Rom überliefert. 1278 wurde er von Papst Nikolaus III. zum Erzbischof von Gnesen ernannt. Allerdings starb Martin auf der Reise dorthin, noch ehe er Italien verlassen hatte.

Die heutige Bedeutung Martins von Troppau liegt in den von ihm überlieferten Schriften. Bedeutender als die Tabula Martiniana Decreti – eine Sammlung kirchenrechtlichen Materials – und die Sermones de tempore, de sanctis – eine Sammlung homiletischer Musterstücke – war das in ca. 500 Handschriften erhaltene Chronicon pontificum et imperatorum, eine Chronik der Päpste und Kaiser bis Papst Nikolaus III., wichtigstes Werk der sogenannten Bettelordenschronistik. Das Chronicon pontificum et imperatorum gilt als die einflussreichste Quelle für die Legende um die Päpstin Johanna, die dort zum ersten Mal erwähnt wurde [1].

Literatur

  • Ludwig Weiland (Hg.): Martini Oppaviensis chronicon pontificum et imperatorum. MGH SS 22 (1872), S. 377–475 Faksimile bei Gallica
  • Anna-Dorothee von den Brincken: Studien zur Überlieferung der Chronik des Martin von Troppau (Erfahrungen mit einem massenhaft überlieferten historischen Text). In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 41 (1985), S. 460–531.
  • H. Daniel Embree (Hg.): The Chronicles of Rome. An Edition of the Middle English 'The Chronicle of Popes and Emperors' and 'The Lollard Chronicle'. Woodbridge 1999.
  • Wolfgang-Valentin Ikas: Martinus Polonus' Chronicle of the Popes and Emperors: a Medieval Bestseller and its Neglected Influence on English Medieval Chroniclers. In: The English Historical Review 116 (2001), S. 327-341
  • Wolfgang-Valentin Ikas: Neue Handschriftenfunde zum Chronicon pontificum et imperatorum des Martin von Troppau. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 58 (2002), S. 521-537
  • Wolfgang-Valentin Ikas: Martin von Troppau (Martinus Polonus), O.P. (gest. 1278) in England. Überlieferungs- und wirkungsgeschichtliche Studien zu dessen Papst- und Kaiserchronik. (Wissensliteratur im Mittelalter 40) Wiesbaden: Verlag Dr. Ludwig Reichert 2002. ISBN 3-89500-313-1 Rezension
  • Wolfgang-Valentin Ikas (Hg.): Fortsetzungen zur Papst- und Kaiserchronik Martins von Troppau aus England. (Monumenta Germaniae Historica : Scriptores rerum Germanicarum. Nova series ; 19) Hannover: Hahn 2004.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Martin von Dunin — Statue von Dunin im Posener Dom Martin von Dunin, polnisch Marcin Dunin, Marcin Dunin Sulgustowski (* 11. November 1774 in Wał bei Rawa Mazowiecka, Polen; † 26. Dezember 1842 in Posen) war Erzbischof von Gnesen u …   Deutsch Wikipedia

  • Felician Martin von Zaremba — Graf Felician Martin von Zaremba, gelegentl. Felizian Martin von Zaremba, (* 15. März 1794 in Zaroy bei Grodno, Polen (heute Hrodna, Weißrussland); † 31. Mai 1874 in Basel) war ein russischer Diplomat, Prediger und Missionar polnischer Herkunft.… …   Deutsch Wikipedia

  • Polen: Nation ohne Staat —   Die Polen hatten sich nach dem Untergang der Adelsrepublik am Ausgang des 18. Jahrhunderts mit dem Schicksal einer geteilten Nation abzufinden. Erst am Ende des Ersten Weltkriegs sollte es ihnen wieder vergönnt sein, die Mehrheit der… …   Universal-Lexikon

  • Polen: Neue Staatlichkeit —   Die revolutionären Umbrüche 1917/18 in Mittel und Osteuropa sowie die Auflösung Russlands und Österreich Ungarns ermöglichten Polens Wiedergeburt am Ende des Ersten Weltkrieges. In der Endphase dieses Krieges wurden… …   Universal-Lexikon

  • Martin Opitz — Martin Opitz, Porträt von Bartholomäus Strobel Nobiliss …   Deutsch Wikipedia

  • Martin Opitz von Boberfeld — Martin Opitz, Portrait von Bartholomäus Strobel Nobiliss. Excell. Dn. Martinus Opitius, Regiae Maiestatis Poloniae a Consiliis et Secretis, omnium Eu …   Deutsch Wikipedia

  • Martin (Slowakei) — Martin Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Martin Berteau — (getauft am 3. Februar 1691 [1], nach anderen Quellen um 1709 in Valenciennes; † 22. Januar 1771 in Angers) war ein französischer Gambist, Cellist und Komponist, er wurde bekannt als Begründer der französischen Violoncelloschule.… …   Deutsch Wikipedia

  • Martin Aust — (* 1971 in Hannover) ist ein deutscher Historiker und Hochschullehrer. Biografie Nach dem Abitur absolvierte er von 1993 bis 1998 ein Studium der Neuen Geschichte, Ost und Südosteuropäischen Geschichte sowie der Politikwissenschaft an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Martin Truchsess — Wappen der Familie Truchseß von Wetzhausen Hochmeisterwappen Martins Truchsess von Wetzhausen Martin Truchsess von Wet …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”