Martin Mußgnug

Martin Mußgnug

Martin Mußgnug (* 11. Februar 1936 in Heidelberg; † 2. Februar 1997 in Tuttlingen[1], nach anderen Angaben in Singen (Hohentwiel)[2]) war ein deutscher Politiker der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD).

Mußgnug besuchte die Volksschule in Heidelberg und das Humanistische Gymnasium in Schweinfurt. Ab 1954 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Heidelberg. Nach dem Ersten Staatsexamen arbeitete er als Referendar im Bezirk des Landgerichts Mannheim. 1963 ließ er sich in Tuttlingen als Rechtsanwalt nieder.

Während des Studium gründete Mußgnug am 17. Juni 1956 mit Peter Stöckicht den 1963 verbotenen Bund Nationaler Studenten. 1958 trat er der Deutschen Reichspartei (DRP) bei, 1962 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender der DRP für Heidelberg. Seit der Gründung der NPD im November 1964 Parteimitglied, wurde Mußgnug 1967 stellvertretender und 1968 Landesvorsitzender der NPD Baden-Württemberg. 1970 wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender und ein Jahr später als Nachfolger von Adolf von Thadden, dessen national-konservativen Kurs er unterstützte, Bundesvorsitzender der NPD. Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 1968 wurde Mußgnug für den Wahlkreis 65 (Reutlingen) in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt, dem er bis 1972 angehörte. Der Historiker Lutz Niethammer zählte Mußgnug 1969 zur „Jungen Garde“ der NPD-Fraktion, die maßgeblich das aggressive Auftreten der NPD im Landtag bestimmt habe.[3] In seinen Landtagsreden habe sich Mußgnug „nur mit Existenz und Erfolg der NPD“ beschäftigt.[4]

In seinem Wohnort Tuttlingen kandidierte Mußgnug bei der Oberbürgermeisterwahl 1987 gegen Amtsinhaber Heinz-Jürgen Koloczek (CDU) und erhielt mit 15% der Stimmen das zweitbeste Ergebnis nach Koloczek. Bei der Kommunalwahl 1984 hatte die NPD mit 2,7% den Einzug in den Tuttlinger Gemeinderat verpasst, 1989 gelang ihr mit 9,3% der Stimmen der Einzug in den Gemeinderat in Fraktionsstärke (Martin Mußgnug und zwei weitere Personen).[5] Mußgnug gehörte dem Gemeinderat bis zu seinem Tode an und war von 1989 bis 1994 auch Mitglied des Kreistags des Landkreises Tuttlingen.[6]

1991 wurde er als Bundesvorsitzender von Günter Deckert abgelöst, der schon mehrfach vergeblich gegen ihn kandidiert hatte und einen aktionistischeren Kurs vertrat, was der eher bürgerliche Mußgnug stets abgelehnt hatte. Nach der Abwahl verließ Mußgnug die NPD und beteiligte sich an der Gründung der Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH), die er zu einem Sammelbecken für enttäuschte Rechte zu machen versuchte, was aber scheiterte. Er starb im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt.

Der Vater von Martin Mußgnug war Hans Mußgnug, von 1944 bis 1945 außerplanmäßiger Professor für Chirurgie an der Universität Heidelberg, NSDAP-Mitglied ab 1937 und Truppführer der SA.[7]

Literatur

  • Munzinger-Archiv - Internationales Biographisches Archiv 20/1997
  • Peter M. Wagner: NPD-Hochburgen in Baden-Württemberg. Erklärungsfaktoren für die Wahlerfolge einer rechtsextremen Partei in ländlichen Regionen 1972–1994. Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-08964-2.
  • Handbuch des Landtags von Baden-Württemberg. 5. Wahlperiode 1968–1972 (Loseblattsammlung).

Einzelnachweise

  1. Munzinger-Archiv; Landkreis Tuttlingen (Hrsg.): 30 Jahre Landkreis Tuttlingen. 1973–2003 (= Schriftenreihe des Kreisarchivs Tuttlingen 5). Landkreis Tuttlingen, Tuttlingen 2003, S. 71.
  2. Josef Weik, Die Landtagsabgeordneten in Baden-Württemberg 1946 bis 2003. Mit einem Verzeichnis der Mitglieder der badischen und württembergischen Landtage 1919 bis 1933. 7. fortgeschr. und umfangreich ergänzte Auflage. Stand: November 2003. Landtag Baden-Württemberg, Stuttgart 2003, ISBN 3-923476-03-5.
  3. Lutz Niethammer: Angepasster Faschismus. Politische Praxis der NPD. S. Fischer, Frankfurt 1969, S. 204.
  4. Niethammer, Faschismus, S. 217.
  5. vgl. Wagner 1997, S. 143, 148, 150.
  6. Landkreis Tuttlingen (Hrsg.), 30 Jahre Landkreis Tuttlingen 1973–2003, Tuttlingen 2003, S. 71.
  7. vgl. Felix Sommer: Chirurgie. In: W. U. Eckart, V. Sellin, E. Wolgast (Hrsg.): Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-21442-9, S. 817, (auch online).

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