Mark Kac

Mark Kac
Mark Kac

Mark Kac (* 3. August 1914 in Kremenez; † 26. Oktober 1984 in Kalifornien; auch Marek Kac), ausgesprochen [ˈkaʦ], war ein polnisch-US-amerikanischer Mathematiker.

Kac wurde als Sohn jüdischer Eltern im Generalgouvernement Warschau geboren, einem Teil des Russischen Kaiserreiches. 1915 wurde die Familie nach Russland evakuiert, und er erhielt Hausunterricht von seinem Vater, lernte Französisch von seiner Gouvernante, Polnisch aber erst nach der Rückkehr nach Polen 1921. Dort studierte er an der Universität Lemberg in Lwów bei Hugo Steinhaus, mit dem er auch befreundet war, Mathematik und wurde 1937 promoviert. Er bemühte sich um ein Stipendium in die USA und kam schließlich 1939 an die Cornell-Universität in Ithaca, New York, wo er 1947 Professor wurde. 1961 ging er an die Rockefeller University in New York City und 1981 an die University of Southern California.

Sein Hauptarbeitsgebiet war die Wahrscheinlichkeitstheorie, speziell ihre Anwendung in der statistischen Mechanik. Mit Richard Feynman gab er eine Wegintegral-Lösung der Fokker-Planck-Gleichung (sie beschreibt die zeitliche Entwicklung einer Wahrscheinlichkeitsverteilung unter Drift und Diffusion, zum Beispiel bei brownscher Bewegung), die Feynman-Kac-Formel, die beispielsweise mit Monte-Carlo-Verfahren angenähert werden kann. Er war mit Paul Erdős, mit dem er mehrmals zusammenarbeitete, ein Pionier in der Anwendung der Wahrscheinlichkeitstheorie in der Zahlentheorie, wo schon George Polya eine wahrscheinlichkeitstheoretische Deutung des Primzahlsatzes gegeben hatte. Kac und Erdős geben eine solche „Ableitung“ in American Journal of Mathematics Bd. 62, 1940, S. 738. Exakt bewiesen sie, dass die Anzahl der Primfaktoren einer Zahl normalverteilt ist (Satz von Erdős-Kac). Weiterhin hat Kac an der Theorie der Phasenübergänge und über exakte Modelle in der statistischen Mechanik gearbeitet (sphärisches Modell von Kac/Berlin, Physical Review 1952 u.a.).

Berühmt ist auch sein Aufsatz Can one hear the shape of a drum?, American Mathematical Monthly 1966, der 1968 den Chauvenet-Preis der American Mathematical Society für herausragende mathematische Expositionen erhielt. Darin geht es darum, aus dem Spektrum (Eigenwerte) des Laplace-Operators (was auch Verbindungen zur Wahrscheinlichkeit hat; die stationäre Wärmeleitungsgleichung ist die Laplace-Gleichung) in einem Gebiet auf dessen geometrische Form zu schließen. Hermann Weyl hatte schon 1915 festgestellt, dass das asymptotische Spektrum der Eigenwerte durch das Volumen des Gebietes bestimmt wird. Im Allgemeinen ist die Antwort jedoch negativ (Gegenbeispiele liefern sogenannte isospektrale Gebiete, das heißt verschiedene Form, identisches Spektrum). Stark an Bedeutung gewann das Gebiet, nachdem der Atiyah-Singer-Indexsatz Zusammenhänge zwischen der Topologie einer Mannigfaltigkeit und dem Spektrum des Laplace- bzw. Dirac-Operators (gleichsam die „Quadratwurzel“ des Laplace-Operators) auf dieser Mannigfaltigkeit aufzeigte und in den 1970er Jahren Beweise dieses Theorems mittels der Wärmeleitungsgleichung (Diffusion) gefunden wurden.

1978 erhielt er den George-David-Birkhoff-Preis für Angewandte Mathematik.

Zu seinen Doktoranden gehörten Harry Kesten und Murray Rosenblatt.

Werke

  • mit Stanislaw Ulam: Mathematics and Logic: Retrospect and Prospects. Praeger, New York 1968, Dover paperback reprint.
  • Enigmas of Chance: An Autobiography. Harper and Row, New York, 1985. Sloan Foundation Series. Posthum mit Nachwort von Gian-Carlo Rota veröffentlicht.
  • Statistical independence in probability, analysis and number theory. (Carus Mathematical Monographs No. 12), MAA und John Wiley, 1959.
  • Probability, number theory and statistical physics. (Reprint von Kacs Arbeiten mit seinem Kommentar und autobiographischer Note), 1979.
  • Probability and related topics in the physical sciences. 1959 (mit Beitrag von Uhlenbeck zur Boltzmann-Gleichung und Hibbs zur Quantenmechanik, Boulder Seminar 1957).
  • Random walk and the theory of Brownian motion. American Mathematical Monthly, 1947, S. 369 (erhielt ebenfalls den Chauvenet-Preis).
  • On applying mathematics - reflections and examples. Quarterly Journal of Applied Mathematics, Bd. 30, 1972, S. 17.
  • mit Ward: A combinatorial solution of the 2 dimensional Ising model. Physical Review Bd. 88, 1952, 1332.
  • Can one hear the shape of a drum ?, American Mathematical Monthly, Band 73, 1966, S. 1-23

Literatur

  • Carolyn Gordon: When you can't hear the shape of a manifold. Mathematical Intelligencer 1989, Nr. 3.
  • Gordon, Webb, Scott Wolpert: One cannot hear the shape of a drum. Bull. American Mathematical Society, 1992, dazu auch Science Bd. 255, 1992, 1642.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mark Kac — Born August 3, 1914 Krzemieniec, Russian Empire …   Wikipedia

  • Mark Kac — Pour les articles homonymes, voir Kac. Mark Kac. Mark Kac (ou Marek Kac) (3 août 1914 26 octobre 1984) (prononcer : katz) était un …   Wikipédia en Français

  • Kac — steht für: einen österreichischen Eishockeyverein; siehe EC KAC einen österreichischen Fußballverein; siehe Klagenfurter AC einen marokkanischen Fußballverein; siehe KAC Kénitra Kac ist der Familienname folgender Personen: Eduardo Kac,… …   Deutsch Wikipedia

  • KAC — steht für: einen österreichischen Eishockeyverein; siehe EC KAC einen österreichischen Fußballverein; siehe Klagenfurter AC einen marokkanischen Fußballverein; siehe KAC Kénitra einen amerikanischen Waffenhersteller; siehe Knight’s Armament… …   Deutsch Wikipedia

  • Kac — can refer to:People* Mark Kac, a Polish mathematician * Victor Kac, a Russian born mathematician * Eduardo Kac, a Brazilian artistPlaces* Kać, a village in SerbiaCompanies*Knight s Armament Company, an American firearms manufacturerOther*… …   Wikipedia

  • Kac — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom.   Sigles d’une seule lettre   Sigles de deux lettres > Sigles de trois lettres   Sigles de quatre lettres …   Wikipédia en Français

  • KAC M110 SASS — Allgemeine Information Militärische Bezeichnung …   Deutsch Wikipedia

  • Satz von Erdös-Kac — Der Satz von Erdős–Kac [ˈɛrdøːʃ kaʦ] von Paul Erdős und Mark Kac ist ein Satz aus der Zahlentheorie und besagt, dass die Anzahl der verschiedenen Primfaktoren ω(n) einer zufällig gezogenen Zahl n aus der Menge für große annähernd normalverteilt… …   Deutsch Wikipedia

  • Satz von Erdős–Kac — Der Satz von Erdős–Kac [ˈɛrdøːʃ kaʦ] von Paul Erdős und Mark Kac ist ein Satz aus der Zahlentheorie und besagt, dass die Anzahl der verschiedenen Primfaktoren ω(n) einer zufällig gezogenen Zahl n aus der Menge für große annähernd normalverteilt… …   Deutsch Wikipedia

  • Satz von Erdős-Kac — Der Satz von Erdős–Kac [ˈɛrdøːʃ kaʦ] von Paul Erdős und Mark Kac ist ein Satz aus der Zahlentheorie und besagt, dass die Anzahl der verschiedenen Primfaktoren ω(n) einer zufällig gezogenen Zahl n aus der Menge für große annähernd normalverteilt… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”