Mark Jewgenjewitsch Taimanow

Mark Jewgenjewitsch Taimanow
Mark Taimanow

Mark Jewgenjewitsch Taimanow (russisch Марк Евгеньевич Тайманов, wiss. Transliteration Mark Evgen'evič Tajmanov; * 7. Februar 1926 in Charkow) ist ein russisch-sowjetischer Pianist und Schachspieler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mark Taimanow wurde am 7. Februar 1926 in Charkow geboren. Sein Vater war Ingenieur, seine Mutter eine Sängerin. Etwa ein halbes Jahr nach Taimanovs Geburt zogen seine Eltern nach Leningrad. Dem sowjetischen Publikum wurde Taimanov bereits 1936 als Zehnjähriger bekannt, als er im Film "Beethovens Konzert" von Wladimir Schmidthof die Hauptrolle spielte. Dies blieb die einzige Filmrolle im Leben Taimanows. [1]

Pianist

Seine pianistische (und schachliche) Ausbildung erhielt Mark Taimanow als Jugendlicher in Leningrad. Seit seinem zwölften Lebensjahr spielte er gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau Ljubow Alexandrowna Bruk (1926-1996) Werke für zwei Klaviere. Beide wurden von Samari Sawschinsky unterrichtet. Zwischen 1941 und 1944 wurden die Leningrader Musikschule und das Konservatorium infolge der deutschen Invasion nach Taschkent verlegt. 1948 schloss Taimanow sein Klavierstudium mit Auszeichnung ab.

Das Duett Bruk & Taimanow begann eine umfangreiche Konzerttätigkeit in der Sowjetunion, nahm sein gesamtes Repertoire (Werke für zwei Klaviere) für Melodyia auf Schallplatten auf und wurde so auch außerhalb der Sowjetunion bekannt. Es folgten Auslandsgastspiele in der DDR, Ungarn und der Tschechoslowakei. Anfang der 1970er Jahre trennte sich das Ehepaar, was gleichzeitig das Ende des gemeinsamen Musizierens bedeutete. Taimanow konzertierte fortan als Solist.

Im Jahre 1998 erschien bei Philips in der Reihe Die größten Pianisten des 20. Jahrhunderts eine Doppel-CD (Nr. 456 736-2) mit Aufnahmen des Duos Bruk & Taimanow aus den Jahren zwischen 1959 und 1968.

Schachspieler

Mark Taimanow bei der Schachweltmeisterschaft der Senioren 1995 in Bad Liebenzell

Taimanow nahm an 23 Meisterschaften der Sowjetunion teil und konnte 1952, geteilt mit Michail Botwinnik, sowie 1956 (nach Stichkampf) den ersten Platz erringen. 1952 wurde er Großmeister.[2] 1956 war er Mitglied der siegreichen Schachmannschaft der Sowjetunion bei der Schacholympiade in Moskau.

1971 wurde er im Kandidatenturnier, einem Qualifikationswettkampf zur Schachweltmeisterschaft 1972, von Bobby Fischer vernichtend mit 0:6 geschlagen. Daraufhin fiel er bei den sowjetischen Behörden in Ungnade, die es für unmöglich hielten, dass ein sowjetischer Großmeister mit einem solchen Ergebnis verlieren könnte, und ihm politische Motive unterstellten. Ihm wurden alle nationalen Titel entzogen und er durfte zwei Jahre keine internationalen Turniere mehr spielen. Erst als andere Spieler ebenfalls deutlich gegen Fischer verloren, wurden die Sanktionen schrittweise wieder aufgehoben. Taimanow kommentierte dies mit den Worten: „Mir blieb wirklich nur die Musik“.[3]

1993 und 1994 wurde er zum Abschluss seiner langen Karriere zweimal Seniorenweltmeister.

Taimanow gilt als ausgezeichneter Eröffnungstheoretiker. In der Sizilianischen Verteidigung ist die Variante 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 nach ihm benannt.

Seine beste historische Elo-Zahl beträgt 2742. Diese erreichte er im Januar 1957.

Privates

2004 wurde Taimanow im Alter von 78 Jahren Vater von Zwillingen, die seine vierte Ehefrau Nadja gebar.

Bedeutende Partien

Taimanow - Fischer, 1971
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46. Tf1xf6?? De4-d4+ (0-1)
Karpow - Taimanow, 1977
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38. ... Sf5-g3+!! (0-1)

Das linke Diagramm zeigt die fünfte Partie seines für Taimanow verhängnisvollen Kandidatenwettkampfs gegen Bobby Fischer nach 45. ... Kg7-h6. In der Diagrammstellung steht Weiß nicht schlechter und die Partie sollte remis enden. Taimanow, der bereits hoffnungslos mit 0-4 zurücklag unterlief ein schwerer Fehler, der auf seinem Niveau unter normalen Umständen unverständlich wäre: mit 46. Tf1xf6?? schlägt Taimanow einen schwarzen Bauern, verliert aber nach dem Doppelangriff 46. ... De4-d4+ auf seinen König und seinen Turm einen ganzen Turm und gab auf.

Das rechte Diagramm zeigt die Partie zwischen dem damaligen Schachweltmeister Anatoli Karpow und Taimanow beim internationalen Jubiläumsturnier in Leningrad 1977 nach 37. Tb3-b1. Mit der Kombination 38. ... Sf5-g3+!! entschied Taimanow die Partie für sich. Nach 39. h2xg3 wäre 39. ... Ta1-a8 gefolgt, wonach Weiß keine ausreichende Verteidigung gegen die Drohung 40. ... Ta8-h8 matt besitzt. Auch nach 39. De1xg3 Ta1xb1 ist Weiß verloren. Karpow gab auf. Taimanow selbst schrieb 1989: „Dieses effektvolle Finale im Zweikampf mit dem damals fast unbesiegbaren Weltmeister ist bis heute der Stolz meines Schachschaffens.“.[4]

Veröffentlichungen

1993 veröffentlichte er ein Buch (Я был жертвой Фишера, Ich war das Opfer Fischers) über das für ihn so dramatische Match gegen den Amerikaner.

Im Jahre 2003 erschien in Sankt Petersburg seine Autobiographie (Вспоминая самых-самых...), die noch der Übersetzung ins Deutsche harrt.

Er arbeitete an mehreren Bänden der im Sportverlag Berlin erschienenen Reihe Moderne Eröffnungstheorie mit und veröffentlichte 1989 das Buch Gewinnen mit Sizilianisch (ISBN 3-328-00295-2).

Weblinks

 Commons: Mark Taimanov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.lechaim.ru/ARHIV/166/d1.htm
  2. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 74
  3. Interview von Harald Grafenhofer mit Mark Taimanov 1998 in Grießkirchen / Österreich
  4. Mark Taimanow: Gewinnen mit Sizilianisch. Sportverlag Berlin 1989, Seite 68.



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