Marion Freisler

Marion Freisler

Marion Freisler, geborene Russegger (* 10. Februar 1910 in Hamburg[1]; † 21. Januar 1997), war die Ehefrau des Rechtsanwalts, preußischen Staatssekretärs und Präsidenten des nationalsozialistischen „VolksgerichtshofsRoland Freisler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marion Russegger heiratete am 24. März 1928 Roland Freisler, der zu der Zeit Rechtsanwalt und Stadtverordneter der NSDAP in Kassel war.[2] Sie hatten zwei Söhne, Harald (* 1. November 1937) und Roland (* 12. Oktober 1939), beide wurden getauft. Roland Freisler kam am 3. Februar 1945 bei einem Luftangriff in Berlin ums Leben. In seinem Testament vom 1. Oktober 1944 hatte Freisler verfügt: „Die beiden Häuser Hüttenweg 14a und Habelschwerdter Allee 9 gehören meiner Frau. Sie zählen also nicht zu meinem Nachlaß.“[3]

Nach dem Krieg nahm Marion Freisler wieder ihren Geburtsnamen Russegger an, sie zog nach München und wollte von den Taten ihres Mannes nichts mehr wissen. Marion Russegger wurde im Grab ihrer Eltern auf dem Waldfriedhof Dahlem am Hüttenweg in Berlin beerdigt, wo auch Roland Freisler anonym beerdigt worden war.

Witwenpension

1985[4] wurde bekannt, dass die monatliche Rente von Marion Freisler im Jahr 1974 um 400 DM erhöht worden war. Das zuständige Versorgungsamt begründete diese Erhöhung mit dem Umstand, dass ihr verstorbener Mann auf Grund seiner fachlichen Qualifikation im Erlebensfall nach dem Krieg vermutlich als Rechtsanwalt oder Beamter des höheren Dienstes tätig geworden wäre. Dies entsprach, trotz der moralischen Zweifelhaftigkeit, der Rechtslage. Die Entscheidung des Versorgungsamtes wurde damals von einem Mitglied des Bayerischen Landtags aufgegriffen, von der Bayerischen Staatsregierung jedoch abgewiegelt, ohne dass es zu Konsequenzen kam.

Erst 1997 – im Sterbejahr von Marion Russegger – wurde durch eine Änderung des Bundesversorgungsgesetzes für Kriegsgeschädigte, die während der Herrschaft des Nationalsozialismus gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder der Rechtsstaatlichkeit verstoßen hatten, sowie für deren Hinterbliebene, eine Versorgung ausgeschlossen. Auch Altfälle waren von dieser Novellierung betroffen. Bei diesen Fällen entfiel der Anspruch auf Versorgung mit Wirkung für die Zukunft bei einer besonderen Schwere der Taten.

Damit lieferte diese Affäre einen der letzten Reflexe auf die äußerst problematische Thematik der gesellschaftlichen Eingliederung nationalsozialistischer Juristen in die Bundesrepublik Deutschland. Sie ist ein im wertfreien Sinne markanter Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung hinsichtlich des Nationalsozialismus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Angaben zur Biografie bei Blazek.
  2. Jonas Hübner: Unrechtspflege. Roland Freisler und die hessische Justiz 1926–1941. digitales archiv marburg.
  3. Zitat bei Blazek.
  4. Bereits 1955 war bekannt, dass die Witwen von Reinhard Heydrich, Himmler, Göring, Freisler und eine Goebbels-Schwester „standesgemäße“ Pensionen bekamen, siehe: Prominenten-Vermögen/Entnazifizierung: Sie soll alles erben. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1955 (Ausgabe vom 20. Juli 1955 – man beachte das Datum, online).

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