Marienkirche Hadersleben

Marienkirche Hadersleben
Westgiebel der Marienkirche in Hadersleben

Die Marienkirche in Hadersleben (dänisch: Haderslev Vor Frue Kirke oder Haderslev Domkirke) ist die größte Kirche in Nordschleswig bzw. Sønderjyllands Amt im südlichen Dänemark. Seit 1920 ist sie Bischofskirche und hat damit den Status einer Domkirche.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Die hochgotische Kirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet und löste einen kleineren Bau aus Granit ab, als der Handelsplatz Hadersleben sich zu einer der bedeutendsten Städte der Region entwickelte. Der Bau aus rotem Backstein besteht aus einem dreifachen Längsschiff, Hochchor, Querschiff, Eingangshalle (barock), Sakristei und einigen Kapellen. Mit ihrem überhöhten Mittelschiff erscheint die Kirche als Mischform zwischen Hallenkirche und Basilika. Im 15. Jahrhundert wurde der romanische Chor ebenfalls dreischiffig auf Höhe des Hauptschiffs ausgebaut. Die gotischen Chorfenster sind 15,9 Meter hoch. Eine Restaurierung wurde nach der Brandschatzung der Stadt 1627 im Zuge des Dreißigjährigen Krieges notwendig. Der bereits einige Jahre zuvor eingestürzte Westturm wurde nicht wieder errichtet, dafür erhielt die Kirche eine barocke Eingangshalle. Bei einer Restaurierung Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt die Kirche einen einheitlichen Ziegelfußboden. Dabei wurden zahlreiche geschichtlich interessante Grabplatten vernichtet. Bei der Restaurierung ab 1941 erhielt die Kirche ihre helle Ausmalung, einige Fresken (unter anderem Wappen schleswigscher und holsteinischer Adelsfamilien) wurden freigelegt und rekonstruiert. Im südlichen Seitenschiff ist der heilige Petrus dargestellt, im nördlichen die heilige Barbara.

Inventar

Auffällig ist, dass die Kirche keine Altartafel besitzt. Der Altartisch wurde 1845 aus einer Kalksteinfliese der Vorhalle geformt. Über dem Altar hängt ein Triumphkreuz aus der Zeit um 1300, das aus der Kirche von Egebjerg bei Holbæk stammt. Die gotischen Nebenfiguren (heilige Jungfrau und Johannes der Täufer) stammen aus der Kirche von Seem bei Ripen.

Das Taufbecken wurde um 1485 in Flensburg aus Bronze gegossen. Es wird von den vier Evangelisten getragen und zeigt biblische Szenen. Ähnliche Werke finden sich in den beiden Flensburger Hauptkirchen St. Marien und St. Nikolai sowie in der Eckernförder Nikolaikirche. Möglicherweise war der romanische Taufstein in der Hospitalkirche der Vorgänger an diesem Standort. Der Taufdeckel aus Eichenholz wurde 1639 vom Bürger Hans Bertram und seiner Frau gestiftet, die Kanzel 1636 von Amtmann Georg von Ahlefeldt und Margarethe Blumen geschenkt.

Wertvoll ist die Orgel über der Westempore. Ihr Prospekt stammt von 1652. Das Werk wurde 1950 grundlegend erneuert. Eindrucksvoll sind auch die 18 Kronleuchter aus Messing, deren ältester teilweise auf das Jahr 1605 datiert werden kann. Im nördlichen Seitenschiff hängt ein Votivschiff, das die Fregatte Fyn darstellt.

Aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen die insgesamt 13 wertvollen Epitaphien. Besonders interessant ist das Zerrbild im Südschiff, welches sowohl die Kreuzigung als auch die Auferstehung zeigt und einem Werk in der Flensburger Nikolaikirche ähnelt.

Geschichte

Die Haderslebener Marienkirche ist nach dem Schleswiger Dom die größte Kirche im Bistum Schleswig. Zum einen war sie bis 1900 die einzige Pfarrkirche der im Mittelalter relativ wohlhabenden Handelsstadt, zum anderen richtete sich hier ein Kollegiatkapitel ein, das in der nördlichsten Propstei des Bistums unabhängig vom Schleswiger Domkapitel agieren konnte. Mit der Reformation wurde das Kapitel aufgehoben und die Zeit als halber Dom endete. Die Kirche blieb jedoch Besitzerin zahlreicher Höfe und Ländereien im Umland, schien ihre eigenständige Jurisdiktion im Vergleich zu den Flensburger Hauptkirchen jedoch früh aufgegeben zu haben. Ihr Hauptprediger hatte den Status eines Propstes. Während das Umland dänischsprachig war, wurde in der Stadtkirche meist deutsch gepredigt. Ab 1850 war die Kirche offiziell zweisprachig, ab 1864 gewann wiederum das Deutsche die Oberhand. Als Nordschleswig 1920 Teil des Königreichs Dänemark wurde, bekam die nun staatsrechtlich vom Bistum Schleswig getrennte Kirche den Status einer Domkirche, deren Sprengel auf Kosten von Århus und Ripen auch nach Norden über die alte Grenze des Herzogtums Schleswig hinaus erweitert wurde. Neben den dänischen finden weiterhin regelmäßig deutsche Gottesdienste statt, wobei die deutsche Gemeinde abwechselnd Marienkirche, Severinskirche und Hospitalkirche benutzt.

Literatur

  • Haderslev Amt, J. P. Trap (5. udg.), 1965
  • Politikens bog om Danmarks kirker, af Niels Peter Stilling, 2000
  • Kirchenführer, auch auf Deutsch in der Kirche erhältlich

Weblinks

 Commons: Marienkirche Hadersleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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