Aporie

Aporie

Unter Aporie (griech. ἀπορία (aporía), Ratlosigkeit, von gr. o πόρος, der Weg, a poros eigtl. „Ausweglosigkeit“, "Weglosigkeit") versteht man ein in der Sache oder in den zu klärenden Begriffen liegendes Problem oder eine auftretende Schwierigkeit, weil man zu verschiedenen entgegengesetzten und widersprüchlichen Ergebnissen kommt.

Bei Sokrates ist die Aporie eine unauflösbare theoretische Problemstellung, die die paradoxe Erkenntnis des eigenen Nichtwissens ermöglicht: Sokrates führt seine Gesprächspartner dabei mit Hilfe der Mäeutik in die Aporie, um sie so auf die Suche nach Wahrheit (griech. αλήθεια) zu leiten. Insbesondere die frühen platonischen Dialoge als Zeugnisse dieser philosophischen Strategie enden sämtlich aporetisch.

Bei Aristoteles ist eine Aporie eine anzugehende Aufgabe, die am Anfang einer Untersuchung steht und das Ergebnis von in gleicher Weise überzeugenden Argumenten mit sich widersprechenden Schlussfolgerungen ist. Für Aristoteles ist Aporetik als die Kunst, unlösbare oder schwer zu lösende Probleme zu durchdenken und zu erörtern, eine eigene Forschungsmethode.

In der Scholastik fand die aporetische Methode als Quaestio-Methode Eingang in die scholastische Philosophie des Mittelalters[1].

Aporie wird in der Minnelyrik auch als Unvereinbarkeit gesehen, z. B. die Unvereinbarkeit zwischen minne und êre, wie sie Reinmar in seinen Liedern postuliert.

In der Rhetorik ist die aporia eine Redefigur, die die Zweifelhaftigkeit einer Aussage durch den Sprecher verdeutlicht.

Aporetische Struktur und Funktion hat im weiteren Sinn auch das Koan in der zenbuddhistischen Meditation.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Aporie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hügli, Anton; Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophielexikon. - 5. Auflage. - Rowohlt, Reinbek 2003: Aporie.

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  • aporie — APORÍE, aporii, s.f. Dificultate de ordin raţional greu sau imposibil de rezolvat. – Din ngr. aporía, fr. aporie. Trimis de baron, 23.01.2003. Sursa: DEX 98  APORÍE s. v. dubiu, incertitudine, îndoială, neîncredere, nesiguranţă, rezervă,… …   Dicționar Român

  • Aporie — Sf Ausweglosigkeit per. Wortschatz fach. (19. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus spl. aporia, dieses aus gr. aporía Ratlosigkeit, Verlegenheit , zu gr. áporos hilflos, ratlos, unmöglich, unwegsam , zu gr. póros m. Durchgang, Pfad und negierendem gr. a …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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  • Aporie — On nomme aporie (en grec aporia, absence de passage, difficulté, embarras) une difficulté à résoudre un problème. Pour Aristote, c est une question qui plonge le lecteur ou l auditeur dans le doute tout en le poussant à trancher entre deux… …   Wikipédia en Français

  • Aporie — Verlegenheit; Ratlosigkeit; Ausweglosigkeit; unauflöslicher Widerspruch * * * Apo|rie 〈f. 19〉 1. Ausweglosigkeit, Ratlosigkeit 2. Unmöglichkeit, eine philosoph. Frage zu lösen [<grch. aporia; zu aporos „weglos, ratlos“] * * * Apo|rie, die; , n …   Universal-Lexikon

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  • aporíe — s. f., art. aporía, g. d. art. aporíei; pl. aporíi, art. aporíile …   Romanian orthography

  • Aporie — A|po|rie 〈f.; Gen.: , Pl.: n〉 1. Ausweglosigkeit 2. Unmöglichkeit, eine philos. Frage zu lösen [Etym.: <grch. aporia; zu aporos »weglos, ratlos«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Aporie — Apo|rie die; , ...ien <über spätlat. aporia aus gr. aporía »Ratlosigkeit, Verlegenheit« zu áporos »ohne Mittel u. Wege, ratlos«>: 1. Unmöglichkeit, eine philosophische Frage zu lösen. 2. Unmöglichkeit, in einer bestimmten Situation die… …   Das große Fremdwörterbuch

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