Maria Stromberger

Maria Stromberger

Maria Stromberger (* 16. März 1898 in Metnitz (Kärnten); † 18. Mai 1957 in Bregenz) war eine österreichische Krankenschwester und Widerstandskämpferin in der Zeit des Nationalsozialismus, die sich im Konzentrationslager Auschwitz für die Häftlinge eingesetzt hat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maria Stromberger absolvierte 1912 einen Kindergärtnerinnenkurs, danach eine Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich und im Hotelfach. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre lang als Chefköchin im Gasthof ihrer Schwester. Nachdem sie ihren kranken Vater pflegte, bis dieser verstarb, begann sie eine Ausbildung zur Krankenschwester im Sanatorium Mehrerau in Bregenz, die sie in Heilbronn abschloss.

Maria Stromberger kam 1937 nach Bregenz zurück, wo sie als Krankenschwester tätig war. Danach wurde sie nach Königshütte versetzt, wo sie ab dem 1. Juli 1942 am städtischen Infektionsspital in der Infektionsableitung arbeitete. Dort pflegte sie zwei ehemalige Auschwitzhäftlinge, die im Fieberwahn über Auschwitz berichteten. Sie ließ sich am 1. Oktober 1942 freiwillig ins KZ Auschwitz versetzen, mit der Begründung: Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun.[1]

Als Oberschwester war Stromberger ab dem 30. Oktober 1942 im SS-Krankenrevier eingesetzt. Ihr Vorgesetzter war der SS-Standortarzt Eduard Wirths. Im Krankenrevier besorgte sie für Häftlinge Medikamente und Nahrungsmittel, versteckte und pflegte Kranke, beförderte illegal Post und schmuggelte für die lagerinterne Kampfgruppe Auschwitz Informationen für Flugblätter aus dem Lager und wichtige Utensilien, darunter auch Waffen und Munition, in das Lager hinein. Mehrmals entging sie knapp der Entdeckung und entkam durch eine gefälschte ärztliche Diagnose Anfang Januar 1945 dem Zugriff durch die politische Abteilung des KZ (Gestapo) in ein Hospital nach Berlin. Von dort wurde sie auf eine neurologische Station in ein Krankenhaus nach Prag überwiesen. Nach dreiwöchigem Krankenhausaufenthalt wurde sie nach Bregenz entlassen. Dort erlebte sie die Befreiung vom Nationalsozialismus.

Nach Kriegsende wurde sie von der französischen Besatzungsbehörde in einem Internierungslager festgehalten, bis Aussagen ehemaliger Auschwitzhäftlinge ihre Unschuld klarstellten. In Warschau sagte sie 1947 im Prozess gegen den ehemaligen KZ-Kommandanten Rudolf Höß aus. Vom Bundeskongress des KZ-Verbandes wurde sie 1955 zum ersten Ehrenmitglied ernannt.

Ab Februar 1949 arbeitete sie als Hilfsarbeiterin in einer Textilfabrik und lebte bis zu ihrem Tod 1957 zurückgezogen in Bregenz. Stromberger, die herzkrank und von den Erlebnissen in Auschwitz gezeichnet war, starb im Mai 1957 an einem Herzinfarkt.

Ehrungen

In Bregenz wurde ihr zu Ehren der Maria-Stromberger-Weg benannt, dieser verläuft zwischen dem Landeskrankenhaus Bregenz und der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege.

Literatur

  • Susan Benedict: Maria Stromberger: a nurse in the resistance in Auschwitz. In: Nursing History Review. 14, 2006, ISSN 1062-8061, S. 189–202.
  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein, Frankfurt 1980, ISBN 3-203-50414-6.
  • Harald Walser: Der Engel von Auschwitz – Zum Wirken der Krankenschwester Maria Stromberger. In: Montfort. Jg. 40, Heft 1, 1988, ISSN 0027-0148, S. 70–78, (PDF; 66 KB).
  • Andreas Eder: Maria Stromberger (1898–1957). Eine Biografie - Zum Gedenken an den Engel von Auschwitz. Projekt „Carl Lampert erinnern“ – Katholische Kirche Vorarlberg, Feldkirch o. J., ISBN 3-902221-08-9, (PDF-Datei; 2,15 MB).

Einzelnachweise

  1. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz, Frankfurt am Main, Berlin, Wien, Ullstein-Verlag, 1980, S. 518

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