Maria Anna von der Pfalz (1667–1740)

Maria Anna von der Pfalz (1667–1740)
Maria Anna von der Pfalz
Königin Maria Anna zu Pferde, Gemälde von Luca Giordano, 1695, Museo del Prado

Maria Anna von Pfalz-Neuburg[1] (* 28. Oktober 1667 Schloss Benrath bei Düsseldorf; † 16. Juli 1740 in Guadalajara) war Prinzessin und Pfalzgräfin von Neuburg und durch Heirat Königin von Spanien, Neapel, Sizilien und Sardinien sowie Herzogin von Mailand.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maria Anna war eine Tochter des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz (1615–1690) aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth Amalie (1635–1709), Tochter des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt. Marie Sophie erhielt eine umfassende nicht nur wissenschaftliche, sondern auch fundierte musikalische Ausbildung.[2] Die religiöse Ausbildung der Prinzessin oblag einem Jesuiten. Bei der Erstürmung von Budapest durch ihren Bruder Karl Philipp wurde die 6-jährige Tochter des Pascha Hassan von Gran gefangen genommen, die Karl Philipp zu seiner Schwester nach Heidelberg zur Pflege schickte. Maria Anna kümmerte sich um das Mädchen und nahm sie später auch mit nach Spanien. Sie starb später als Oberin der Karmeliterinnen von Neuburg.[3]

Am 4. Mai 1690 heiratete sie im Kloster San Diego bei Valladolid als dessen zweite Gemahlin den kinderlosen König Karl II. von Spanien auf Betreiben von dessen Mutter Maria Anna von Österreich. Karl II. entwickelte nie eine Neigung für seine zweite Gemahlin.

Maria Anna bezeichnete sich gern als erster Minister ihres Mannes, da sie sehr großen politischen Einfluss auf den König hatte, der geistig und körperlich erheblich zurückgeblieben war. Nach dem Tod des Königs war sie für kurze Zeit Mitglied der Regierung. Der eigentliche Zweck der Ehe, Karl II. einen Erben zu schenken, wurde nicht erreicht, die Ehe blieb kinderlos, wodurch nach dem Tod von Karl II. am 1. November 1700 der Spanische Erbfolgekrieg ausgelöst wurde. Im Testament Karls II. war der Thronfolgeanspruch Philipps V. festgelegt worden. Maria Anna erreichte, mit Unterstützung des österreichischen Gesandten Graf Harrach, die Vernichtung des Testaments und sandte einen Brief an Kaiser Leopold I. in dem sie Erzherzog Karl als Thronerben bezeichnete und ihn mit Truppen ins Land bat. Der Kaiser scheute sich jedoch und die bayerische Partei mit dem Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern erhielt dadurch Vorschub, wodurch Maria Anna die Seite des Kaisers wieder verließ.[4]

Nach dem Tod ihres Mannes lebte Maria Anna zunächst mit ihrem Beichtvater Gabriel und ihrer Vertrauten Frau von Berlepsch, die in der Regierung Maria Annas maßgeblich beteiligt waren,[5] in Toledo. Als Österreich die Oberhand im Spanischen Erbfolgekrieg gewann, ging sie faktisch als Staatsgefangene ins französische Baskenland nach Bayonne. Schon in ihrer Zeit in Spanien ging das Gerücht, sie hätte einen Liebhaber, einen jüdischen Bankier, Graf von Adanero, mit dem sie auch ein uneheliches Kind gehabt habe. Bisweilen wurden Vermutungen geäußert, der Abenteurer Graf von Saint Germain sei dieses uneheliche Kind gewesen.[6]

Im Jahr 1738 kehrte sie aus Bayonne wieder nach Spanien zurück und starb zwei Jahre später 73-jährig in Guadalajara. Maria Anna wurde im Pantheon der Infanten in Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial bestattet.[7]

Vorfahren

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp Ludwig (Pfalz-Neuburg) (1547–1614)
 
 
 
 
 
 
 
Wolfgang Wilhelm (Pfalz-Neuburg) (1578–1653)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Anna von Jülich-Kleve-Berg (1552–1632)
 
 
 
 
 
 
 
Philipp Wilhelm (Pfalz) (1615–1690)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelm V. (Bayern) (1548–1626)
 
 
 
 
 
 
 
Magdalene von Bayern (1587–1628)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Renata von Lothringen (1544–1602)
 
 
 
 
 
 
 
Maria Anna von der Pfalz (1667–1740)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig V. (Hessen-Darmstadt) (1577–1626)
 
 
 
 
 
 
 
Georg II. (Hessen-Darmstadt) (1605–1661)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Magdalena von Brandenburg (1582–1616)
 
 
 
 
 
 
 
Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt (1635–1709)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann Georg I. (Sachsen) (1585–1656)
 
 
 
 
 
 
 
Sophie Eleonore von Sachsen (1609–1671)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Magdalena Sibylle von Preußen (1586–1659)
 
 
 
 
 
 

Literatur

  • Karl Theodor von Heigel: Maria Anna von Neuburg, Königin von Spanien, Quellen und Abhandlungen zur neueren Geschichte Bayerns NF, München 1890, ZDB-ID 2160422-8, S. 182-204.
  • Prinz Adalbert von Bayern: Maria Anna von Neuburg Königin von Spanien. Bruckmann, München 1929, (Das Ende der Habsburger in Spanien 2).
  • Helga Thoma: Ungeliebte Königin. Ehetragödien an Europas Fürstenhöfen. 1. Auflage. Ueberreuter, Wien 2000, ISBN 3-8000-3783-1 (als Taschenbuch: Serie Piper 3526, München / Zürich 2003, ISBN 3-492-23526-3).
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des kaiserthums Oesterreich, Band 7, K. K. Hof- und Staatsdruckerei, 1861, S. 25
  • Johann Samuel Ersch: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, J. f. Gleditsch, 1847, S. 23 Digitalisat

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. spanisch: María Ana del Palatinado-Neoburgo
  2. Linda Maria Koldau: Frauen-Musik-Kultur: ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Frühen Neuzeit, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2005, S. 183
  3. F. A. Förch: Neuburg und seine Fürsten, A. Prechter, 1860, S. 126
  4. Max Spindler, Andreas Kraus: Das Alte Bayern. Der Territorialstaat.: Vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts., C. H .Beck, 1988, S. 489
  5. Wilhelm Stricker: Die Deutschen in Spanien und Portugal und den spanischen und portugiesischen Ländern von America, Mayer, 1850, S. 39
  6. Friedrich Bülau: Geheime Geschichten und Räthselhafte Menschen, F. A. Brockhaus, 1850, S. 341
  7. http://www.royaltyguide.nl/families/wittelsbach/pfalzneuburg1.htm


Vorgängerin Amt Nachfolgerin
Marie Louise de Bourbon-Orléans Königin von Spanien
1690–1700
Maria Luisa von Savoyen

Weblinks

 Commons: Maria Anna von der Pfalz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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