Aphten

Aphten
Klassifikation nach ICD-10
K12.0 Rezidivierende orale Aphthen
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Eine Aphthe (sprich: Afte; Transliteration von griech. άφθη, vom Verb ἅπτω haptō „entfachen“) ist eine schmerzhafte, von einem entzündlichen Randsaum umgebene Erosion der Schleimhaut des Zahnfleischs, der Mundhöhle oder der Zunge und in Einzelfällen auch anderer Schleimhäute, z. B. im Genitalbereich. Es handelt sich dabei um ein Ulcus mit weißlichem Fibrinbelag. Beim gleichzeitigen Auftreten mehrerer solcher Stellen im Rahmen einer Primärinfektion durch das Herpes-simplex-Virus spricht man vom Krankheitsbild der Mundfäule (Stomatitis aphthosa oder Gingivostomatitis herpetica). Treten Aphthen häufig wiederkehrend auf, spricht man von chronisch rezidivierender Aphthose. Die Häufigkeit (Prävalenz) beträgt 5–21 Prozent.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Ursachen (Ätiologie) und Entstehungmechanismus (Pathogenese) der rezidivierenden Aphthose sind weitgehend unklar. Eine multifaktorielle Entstehung mit genetischer Komponente wird angenommen.[2]

Als mögliche assoziierte Faktoren sind Verletzungen der Mundschleimhaut, Zusammenhänge mit verschiedenen Nahrungsmitteln, Nahrungsdefiziten (Vitamin B12-, Eisen- oder Folsäuremangel) sowie Veränderungen des Hormonhaushaltes. In schweren Fällen können Systemerkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie, Morbus Behçet oder HIV-Infektionen zu Grunde liegen.[1][2]

Eine Assoziation mit Stress wird diskutiert, ist aber nicht nachgewiesen.[3]

Chemische Irritation durch Inhaltsstoffe wie beispielsweise SLS, das häufig in Zahnpasta enthalten ist, wird als möglicher Auslöser diskutiert.[4]

Es wird keine Verbindung zum Menstruationszyklus, Schwangerschaft oder Menopause gesehen.[5] Raucher sind seltener betroffen.[6]

Krankheitsbild

Aphthe auf der Unterlippen-Innenseite
Häufig treten mehrere Aphthen gleichzeitig auf
Aphthe am Gaumensegel
Mehrere Aphthen am Gaumensegel

Aphthen sind kleine schmerzhafte, von einem entzündlichen Randsaum umgebene Erosionen der Schleimhaut des Zahnfleischs, der Mundhöhle oder der Zunge mit weißlichem Fibrinbelag. Kleinere Aphthen (Minor-Form) haben einen Durchmesser von unter einem Zentimeter, sie heilen innerhalb von ein bis zwei Wochen aus. Es wird aber auch von seltenen Aphthen mit einem Durchmesser von über einem Zentimeter bis etwa 30 mm und mehr berichtet. Bei diesen größeren Aphthen wird von der Major-Form oder den Mikulicz-Aphthen gesprochen, die Wochen bis Monate persistieren können und unter Narbenbildung abheilen. Bei herpetiformen Ulcera tritt eine große Zahl kleiner Aphthen auf, diese Form ist jedoch selten.[2][7]

Wie schmerzhaft Aphthen sind, ist individuell stark unterschiedlich. Aphthen können sehr schmerzhaft sein, bei stärkerem Befall ist oft die tägliche Lebensführung deutlich beeinträchtigt. Teilweise ist sogar das Sprechen, Essen, Schlucken von Wasser oder Speichel schmerzhaft. In wenigen Fällen treten auch nahezu nicht schmerzende Aphthen auf.

Diagnostik

Die Diagnose der rezidivierenden Aphthose basiert auf Anamnese und klinischem Bild, da spezifische Labortests nicht zur Verfügung stehen. Zur Erkennung zugrunde liegender Erkrankungen (Immunerkrankungen, Infektionen, Mangelzustände) können neben der Krankengeschichte auch verschiedene Laborparameter weiterhelfen.[2]

Behandlung

Neben der lokalen Behandlung steht bei systemischen Erkrankungen die Behandlung dieser im Vordergrund. Eine ursächliche Therapie rez. Aphten ohne zugrundeliegende systemische Grunderkrankung ist bislang nicht bekannt.

Personen, die unter Aphten leiden, sollten zumindest versuchsweise Irritantien wie Natriumdodecylsulfat durch Wahl davon unbelasteter Zahnpasten meiden: es ließ sich hierdurch in Studien eine Reduktion der Aphtenentstehung von 64 % erreichen. [4]

Zur Behandlung von Aphthen werden schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel, wie auf der Läsion haftende Salben mit Polidocanol oder Lidocain und Benzalkoniumchlorid angewandt. Schmerzstillende Sprays oder Salben zur lokalen Betäubung beschleunigen den Heilprozess aber nicht, sondern lindern lediglich die Beschwerden Betroffener.[8]

In schweren Fällen kann man mit lokal angewandten Kortisonsalben oder Kortisonhafttabletten unter Umständen eine Verbesserung erreichen. Benzydamin (als Spray und zum Gurgeln) ist ein schmerzstillendes und gleichzeitig antibakterielles Medikament. Teebaumöl und ein Phytotherapeutikum aus Rhabarberextrakt und Salicylsäure sowie eine Spülung mit Kamillen- oder Salbeitee sind auch bekannte schmerzlindernde Mittel. Ferner gibt es verschiedene film-bildende Medikamente. Viele Autoren empfehlen Spülung mit einer Tetrazyklinlösung oder Minocyclin.[9]

Eine Ätzung mit Silbernitrat-Lösung verringert den Schmerz, beschleunigt aber die Abheilung nicht.[10] Der Wirkstoff Policresulen beschleunigt durch die ätzende Wirkung und durch folgende Abstoßung des abgestorbenen Gewebes den Heilungsprozess und sorgt für eine unmittelbare Schmerzfreiheit. In Großbritannien werden in Drogerien zu diesem Zweck Lösungen aus Hydroxybenzolsulfonsäure (Phenolsulfonsäure), Hydroxymethoxybenzolsulfonsäure und Schwefelsäure in Wasser verkauft. Ebenso kann eine lokale Therapie mit dreiprozentiger H2O2-Lösung (meist vom Zahnarzt mit einem Wattestäbchen aufgetragen) eine rasche Beschwerdelinderung bringen. Alle diese ätzenden Mittel können natürlich auch schädliche Folgen bei falscher Anwendung haben, daher bleibt ihr Nutzen umstritten.

Eine Desinfektion der entzündeten Stellen durch Bepinseln mit Lösungen von stark verdünntem Wasserstoffperoxid (<3%) mit Zusatz von geringen Mengen 8-Hydroxychinolin-Kaliumsulfat und Zinksulfat soll wirksam sein. Die Erfinder dieser enzymatische Mundspülung machen eine Infektion mit Streptococcus mutans für die Entzündung verantwortlich. Vergleichende Studien am Menschen liegen jedoch nicht vor.[11]

Einige Anwender berichten von guten Erfolgen mit Propolis. Es hinterlässt einen länger haftenden schützenden Film. Propolis kann jedoch für Blütenpollenallergiker zu Problemen führen. Welche Langzeitauswirkung Propolislösung auf Zähne und Mundraum hat, ist nicht bekannt. Manche Anwender berichten von geschwollenen, gereizten Schleimhäuten oder einer erhöhten Empfindlichkeit von Zähnen und Zahnfleisch.[12]

Aphthen treten seltener bei Rauchern als bei Nichtrauchern auf. Rauchverzicht kann Aphthen verschlechtern. Als Ursache wird die Hyperkeratinisierung der Schleimhaut bei Rauchern vermutet.[13]

Hausmittel

Zur Behandlung von Aphthen gibt es eine Reihe von Hausmitteln, deren Wirksamkeit jedoch größtenteils medizinisch nicht nachgewiesen werden konnte oder noch nicht Gegenstand von Untersuchungen war.

  • Mundspülung mit Salbeitee [14][15][16][17]
  • Salbenkonzentrat aus Melissenblätter [15]
  • Mundspülung mit Arnika [16]
  • Mundspülung mit Kamillentee

Einzelnachweise

  1. a b Gonsalves WC, Chi AC, Neville BW: Common oral lesions: Part I. Superficial mucosal lesions. Am Fam Physician. 2007 Feb 15;75(4):501-7. Review. PMID 17323710
  2. a b c d Scully C, Gorsky M, Lozada-Nur F. The diagnosis and management of recurrent aphthous stomatitis: a consensus approach. J Am Dent Assoc. 2003 Feb;134(2):200-7. Review. PMID 12636124
  3. Pedersen A: Psychologic stress and recurrent aphthous ulceration. J Oral Pathol Med 1989;18(2):119–22. PMID 2746521[
  4. a b Zunt S. Recurrent aphthous stomatitis Dermatol Clin. 2003; 21(1):33-39. PMID 12622266
  5. McCartan BE, Sullivan A: The association of menstrual cycle, pregnancy, and menopause with recurrent oral aphthous stomatitis: a review and critique. Obstet Gynecol. 1992 Sep;80(3 Pt 1):455-8. Review. PMID 1495706
  6. Tüzün B, Wolf R, Tüzün Y, Serdaroğlu S. Recurrent aphthous stomatitis and smoking. Int J Dermatol. 2000 May;39(5):358-60. PMID 10849126
  7. Rogers RS 3rd. Recurrent aphthous stomatitis: clinical characteristics and associated systemic disorders. Semin Cutan Med Surg. 1997 Dec;16(4):278-83. PMID 9421219
  8. Matthews RW, Scully CM, Levers BG, Hislop WS: Clinical evaluation of benzydamine, chlorhexidine, and placebo mouthwashes in the management of recurrent aphthous stomatitis. Oral Surg Oral Med Oral Pathol. 1987 Feb;63(2):189-91. PMID 3469601
  9. Gorsky M, Epstein J, Rabenstein S, Elishoov H, Yarom N: Topical minocycline and tetracycline rinses in treatment of recurrent aphthous stomatitis: a randomized cross-over study. Dermatol Online J. 2007 May 1;13(2):1. PMID 17498420
  10. Alidaee MR, Taheri A, Mansoori P, Ghodsi SZ: Silver nitrate cautery in aphthous stomatitis: a randomized controlled trial. Br J Dermatol. 2005 Sep;153(3):521-5. PMID 16120136
  11. H. Hoogendoorn, J.P. Piessens (Akzo), Treatment of aphthous patients by enhancement of the salivary peroxidase system, Journal of Oral Pathology 16, 425-427 (1987), http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2826739?dopt=Abstract ; Hoogendoorn, Hendrik, europäisches Patent EP0277383, http://v3.espacenet.com/publicationDetails/originalDocument?CC=EP&NR=0277383A1&KC=B1&FT=D&date=19920325&DB=EPODOC&locale=en_EP
  12. Samet N, Laurent C, Susarla SM, Samet-Rubinsteen N.The effect of bee propolis on recurrent aphthous stomatitis: a pilot study. Clin Oral Investig. 2007 Jun;11(2):143-7. Epub 2007 Feb 7. PMID 17285269
  13. Winn DM. Tobacco use and oral disease. J Dent Educ. 2001 Apr;65(4):306-12. Review. PMID 11336115
  14. [http://www.gesundheitstipp.ch/themen/beitrag/1013525/Hausmittel_aus_der_gruenen_Apotheke Behandlung mit Salbeitee (Gesundheitstipp.ch)
  15. a b Artikel über Aphten bei Artikel-Base.de
  16. a b Artikel über Aphthen bei Gesundheit.de
  17. Portal der Zahnmedizin

Weblinks

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