Marajo

Marajo
Satellitenbild der Amazonasmündung

Marajó (port. Ilha de Marajó) ist die größte Flussinsel der Welt. Mit 47.573 km² übertrifft sie die Fläche der Schweiz um 6.288 km². Die Insel liegt im Mündungsdelta des Amazonas im Norden Brasiliens und wird von ca. 50.000 Menschen bewohnt, meist indianisch-afrikanische Mischlinge.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Historische Karte der Amazonasmündung
aus Meyers Konversationslexikon 1888

Weite Teile der Insel sind während der Regenzeit überschwemmt. Im Küstenbereich tragen hierzu die hohen Wasserstände des Amazonas bei, und im Inneren der Insel die starken Regenfälle.

Im Osten der Insel überwiegt Savannenvegetation. In diesen Gebieten wird vor allem auf großen Fazendas Viehzucht betrieben. Heute beherbergt die Insel große Herden domestizierter Wasserbüffel. Der Westen der Insel ist hingegen von Várzea-Wäldern dominiert und von Kleinbauern besiedelt. Neben Holzextraktion wird hier Açaí produziert.

Nördlich der großen Savannengebiete sind Palmensümpfe anzutreffen, die von Buriti-Palmen (Mauritia flexuosa) und Kohlpalmen (Euterpe oleracea) dominiert sind. Während der Regenzeit werden diese Sümpfe etwa einen Meter überflutet. Die Ökologie dieser Sümpfe ist praktisch unbekannt.

Es gibt 20 größere Flüsse auf der Insel. Im Zentrum der Insel befindet sich der Lago Arari, der durch Regenwasser gespeist wird.

Aufgrund der schwankenden Wasserstände und der regelmäßigen Überschwemmungen sind viele der Siedlungen auf Stelzen gebaut (Palafitas).

Die wichtigsten Ortschaften liegen im Südosten der Insel: Soure und Salvaterra. Sie verfügen über einfache touristische Infrastruktur und werden aufgrund der einsamen und weitläufigen Strände gerne besucht.

Geschichte

3000 Jahre alte Keramikfunde deuten auf eine frühe Hochkultur (die Marajoara-Kultur) hin, die allerdings zur Zeit der Eroberung bereits untergegangen war. Heute können Fundstücke der Marajoara-Kultur im Museu Goeldi in Belém besichtigt werden, Repliken werden in Icoarací verkauft.

Marajó wurde zur Zeit der Ankunft der Portugiesen von diversen indianischen Gruppen bewohnt. Wegen ihrer verschiedenen Sprachen glaubte man, dass es verschiedene Völker sind und hat sie alle Nhengaibas genannt. Unter ihnen gab es die Aruãs, Mapuás, Anajás, Guajarás, Mamaiauás, Sacarás, Jurunas. Doch im Prinzip war es nur ein Stamm mit unterschiedlichen Dialekten, die Aruaque, welche dem Volk der Aruã angehörten. Diese kommen, laut Nachforschungen, von den Westindischen Inseln, wo sie von den Kariben verdrängt worden sind.

Die Aruaque waren geschickte Töpfer. Sie stellten außer Gebrauchswaren wie Töpfe auch Vasen, Begräbnisurnen, Kinderspielzeug und anderes her. Ihre Keramik war meist dreifarbig dekoriert: rot, schwarz und weiß. Sie wohnten auf aufgeschütteten Erdhügeln, den sambaquis, die auch für Begräbnisstätten ihrer Angehörigen dienten, welche dort in schön geschmückten Urnen beigesetzt wurden. Wie so viele brasilianische Indio Stämme und Völker der einst schätzungsweise 4 Millionen, verschwanden auch die letzten Aruaques im 18. Jahrhundert und mit ihnen ihre Sprachen.

Flora und Fauna

Scharlachsichler (Guarás) auf Marajó

Marajó hat eine vielfältige Fauna und insbesondere die Vögel lassen sich auf den unbewaldeten campos alagados (Überschwemmungsflächen) gut beobachten. Die roten Scharlachsichler zählen zu den charakteristischsten Vertretern der Vogelwelt von Marajó. Weiterhin gibt es Alligatoren, Piranhas und viele Schlangenarten.

Büffel

Wasserbüffel auf Marajó

Auf der Insel Marajó leben heute geschätzt 3 Millionen Büffel, ganz überwiegend in menschlicher Obhut auf Fazendas und nur wenige wild. Als im Jahre 1920 ein Schiff aus Asien vor der Küste Brasiliens Schiffbruch erlitt und sank, konnte sich eine kleine Büffelherde retten und auf die Insel schwimmen. Heute sind die Nachkommen dieser Büffel die wichtigsten Nutztiere der Insel. Sie werden etwa eine halbe Tonne schwer. Genutzt wird die Arbeitskraft der Tiere für den Transport von Waren, Müll und Touristen, das qualitativ sehr hochwertige Bio-Fleisch, und das Leder. Sogar die Polizei nutzt die Büffel als Reittiere. Denn dort, wo Pferde und Geländewagen nicht weiter kommen, fühlen sich die Büffel immer noch wohl und haben keine Schwierigkeiten mit dem Gelände. Sogar durch die sumpfigen Mangrovenwälder reitet die Polizei, auf der Jagd nach Wilderern. Geritten werden sie mit Hilfe von Gewichtsverlagerung und einem Seil im Nasenring. Die Büffel schwimmen, selbst mit einem Reiter auf dem Rücken, sehr ausdauernd. In der Regenzeit wird das Land überflutet und die Dörfer sind isoliert. Dann sind die Tiere oftmals das einzige Fortbewegungsmittel. Ein weiterer Vorteil der Büffel ist ihr trittsicherer Gang auf festem und schlammigem Boden. Sie sind äußerst genügsam. Sie ernähren sich von Wildgräsern, die sie überall finden. Für den Polizeidienst werden die besten Tiere im Alter von 2 bis 3 Jahren ausgewählt und sorgfältig ausgebildet. Mit 20 bis 28 Jahren haben die Büffel ausgedient.

Weblinks

-0.97861111111111-49.5816666666677Koordinaten: 0° 59′ S, 49° 35′ W


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