Aphra Behn

Aphra Behn

Aphra Behn (* 10. Juli 1640 in Wye, Kent, Großbritannien; † 16. April 1689 in London; gebürtige Aphra Johnson) war eine englische Schriftstellerin und die erste bekannte Frau in der Geschichte der englischen Literatur, die sich mit Schreiben ihren Lebensunterhalt verdiente.

Aphra Behn

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aphra Behn war die Tochter von Bartholomew Johnson und Elizabeth Denham. Als Kind reiste Aphra Behn vermutlich mit ihrer Familie nach Suriname, wo sie das Material sammelte, das sie später in ihrem bekanntesten Roman Oroonoko verarbeitete. 1658 kam sie wieder zurück nach England und wohl im Jahr 1664 heiratete sie Mister Behn, einen vermutlich aus Holland stammenden Kaufmann, der kurz darauf verstarb. Über die Ehe ist weiter nichts bekannt. Als ihr Mann starb, entschied sie sich dafür, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Eine erneute Heirat lehnte sie ab, da sie – nach eigenen Aussagen – die Ehe aus finanziellen Gründen als "Form der Prostitution" betrachtete.

Behn war einerseits eine dezidierte Tory und eine Unterstützerin der Monarchie. Sie unterhielt - vermutlich gedrängt durch die große Unsicherheit der Stuart-Restauration - enge gesellschaftliche Verbindungen zum Königshof und zu Charles II. Andererseits kritisierte sie die Verhältnisse in der damals englischen Kolonie Suriname und scheint in ihrem Werk von naturrechtlichen und republikanischen Gedanken nicht unbeeinflusst gewesen zu sein. Mitte der 1660er Jahre arbeitete sie als Spionin für Karl II. in Holland und den Spanischen Niederlanden. Für ihre Spionagetätigkeit wurde sie nicht bezahlt und musste daraufhin 1668 wegen unbezahlter Schulden ins Gefängnis. Im Jahr 1670 wurde ihr erstes Theaterstück – The Forced Marriage – erfolgreich aufgeführt.

Werk

Aphra Behn wurde eine gefeierte (Bühnen-) Autorin, sie schrieb 19 Jahre lang Stücke, Prosa, Gedichte und war als Übersetzerin tätig. Ihre Theaterstücke waren ein signifikanter Bestandteil des Repertoires der Londoner Bühnen der Restaurationszeit und des frühen 18. Jahrhunderts. The Rover, ihr populärstes Stück, wurde zwischen 1703 und 1750 fast jedes Jahr aufgeführt. Ihre Werke blieben bis Mitte des 18. Jh sehr beliebt, bis sie plötzlich von den Bühnen verschwanden – zum Teil deshalb, weil Behns scharfe Analysen sexueller Doppelmoral und „der guten Sitten“ dem Publikum zu freizügig waren. Außerdem setzte man mehr und mehr ihr Werk mit ihrem Leben gleich. Die öffentliche Meinung ging dahin, dass man Stücke einer Frau, die selbstbestimmt lebte, arbeitete und liebte, nicht weiter aufführen könne.

Ihre Zeitgenossen neideten ihren Erfolg. Behn wurde von vielen Seiten angefeindet. Insbesondere ihre Erotik-Darstellungen und ihre Sympathie für den Abolitionismus wurden ihr angekreidet. 1682 wurde sie sogar wegen „zu großer Freizügigkeit“ (in den Texten von Like Father, Like Son) verhaftet, jedoch kurz darauf wieder freigelassen. Im selben Jahr fusionierten die King's Company und die Duke's Company, welche Behns Stücke aufführten, zur United Company.

Ihr Hauptwerk, der Roman Oroonoko über einen Sklaven in Suriname, wurde im 18. Jahrhundert ins Deutsche und Französische übersetzt und beeinflusste die Anti-Sklaverei-Bewegung. Mit diesem Werk durchbrach sie bei aller Idealisierung des edlen Wilden doch die Schranken der romantisch-heroischen Erzähltradition und bereitete der realistischen Erzähltechnik den Weg, die später mit Daniel Defoe einen ersten Höhepunkt erreichte. Der französische Literaturhistoriker J. J. Jusserrand hat den Roman sogar als das einzige Werk des Zeitraums bezeichnet, in dem sich ein origineller Gedanke findet. Die angeblich autobiographischen Stellen in diesem Werk dienten wohl der Authentisierung des Erzählten, das sie stellenweise romantisch ausschmückte. Die Frauenbewegung ehrt Aphra Behn als eine ihrer Vorkämpferinnen. Ihr Werk wurde von der englischen Literaturwissenschaft in den letzten 20 Jahren neu entdeckt und erforscht.

Schriften

  • 1670 - The Forced Marriage (Theaterstück)
  • 1671 - The Amourous Prince (Theaterstück)
  • 1672 - Covent Garden Drollery (Urheberschaft von Behn wird bestritten)
  • 1673 - The Dutch Lover (Theaterstück)
  • 1675 - Zwei Theaterstücke, von denen die Urheberschaft nicht ganz klar ist: The Revenge: Or a Match in Newgate und The Woman Turned Bully
  • 1676 - Abdelazer (Tragödie, zu der Henry Purcell 1695 eine vierstimmige Theatermusik schrieb) und The Town Fop (Theaterstück)
  • 1677 - The Rover - Behns erfolgreichstes Theaterstück. Für dieses Stück kehrte Nell Gwyn auf die Bühne zurück, um die Rolle der Prostituierten Angelica Bianca zu spielen.
  • 1677 - Zwei Theaterstücke, die vermutlich ebenfalls von Behn stammen, die Urheberschaft jedoch nicht ganz geklärt ist: The Debauchee und The Counterfeit Bridegroom.
  • 1678 - Sir Patient Fancy
  • 1679 - The Feigned Courtesans (Nell Gwyn gewidmet) und The Young King in the fall (Tragikomödie).
  • 1681 - The Rover (second part), The False Count und The Roundheads
  • 1682 - The City Heiress (Theaterstück) und Like Father, Like Son (Theaterstück - ein Flop)
  • 1683 - Love Letters Between a Nobleman and His Sister (Roman)
  • 1684 - Diverse Veröffentlichungen von Gedichten
  • 1685 - Miscellany (Gedichtsammlung)
  • 1686 - The Lover's Watch und The Lucky Chance (beides Theaterstücke)
  • 1687 - The Emperor of the Moon (Theaterstück, Farce)
  • 1688 - The Fair Jilt (Prosa), Agnes de Castro (Prosa) und The Royal Slave (deutsch: Oroonoko, 1966) (Roman).
  • 1689 - The Widow Ranter (Theaterstück, postum uraufgeführt)
  • 1696 - The Younger Brother (Theaterstück, postum uraufgeführt)

Literatur

  • Maureen Duffy: The Passionate Shepherdness. The Life of Aphra Behn, London 1977
  • Günter Weise: Nachwort, zu: Oroonoko, Leipzig: Insel-Verlag 1966

Weblinks


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