Manitu

Manitu

Manitu bezeichnete in der Sprache der Algonkin-Indianer eine unpersönliche, außerordentlich wirksame Kraft, die in allen Wesen, Dingen, Tätigkeiten und Erscheinungen enthalten ist. Der ursprünglich von den östlichen Cree verwendete Begriff wurde als Kitchi-Manitu in der Indianermission für die christliche Gottesvorstellung verwendet und dadurch weit über das ursprüngliche Herkunftsgebiet verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Kitchi-Manitu

Kitchi-Manitu bezeichnet das höchste spirituelle Wesen, das über sämtlichen übrigen Geistwesen stand. Dies wurde bereits im 17. Jahrhundert von christlichen Missionaren benutzt, um die Vorstellung ihres Gottes zu erklären und weiter zu verbreiten. Mit dieser Erklärung konnten sie bei vielen Stämmen Erfolge verzeichnen. Bereits im 17. Jahrhundert wurde von dem Jesuitenmissionar Jean de Brébeuf das älteste und bis heute verwendete kanadische Weihnachtslied, Jesous Ahatonhia (Jesus, he is born) in huronischer Sprache verfasst und bereits dabei Gott mit dem Ausdruck Gitchi Manitu bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum wird insbesondere aufgrund des vielfältigen Gebrauchs in den Romanen Karl Mays unter "Manitu" eine zentrale Gottheit der Indianer Nordamerikas verstanden, zutreffender wäre der bei May intensiv gebrauchte Bezug auf den christlichen Gott.

Manitu bei den Algonkin

Sie erachten Manitu weder als positiv noch als negativ. Manitus können in Träumen erscheinen und speziellen Schutz, spezielle Kräfte oder Fähigkeiten verleihen. Kranke Algonkin-Indianer baten Manitu um Hilfe. Laut Paul Radin und I. Hallowell handelt es sich um eine immer personenbezogene Kraft, die belebten oder unbelebten Wesen durch Personen (die sowohl menschlich als auch unmenschlich sein können) auferlegt wurde. Dabei kann es sich um die Person oder einen Teil der Person selbst handeln, die eine andere Gestalt angenommen hat, oder einen Teil der Kraft dieser Person.[1] Ähnlich dem Hinduismus verstand sich Manitu nicht als "Obergott", sondern war die Flora und Fauna selbst, während ein Krieger seinen eigenen Schutzgeist erhielt und auch andere Naturgewalten verehren durfte.[2] [3][4] Der Name der kanadischen Provinz Manitoba und der gleichnamige See beziehen sich auf manitu-wapow (Straße des Manitu) in der Sprach der Cree bzw. Ojibwa.[5]

Siehe auch

Der Schuh des Manitu bezeichnet eine Felshöhle und Schatzversteck in der gleichnamigen Western-Komödie und ist eine Anlehnung an das Haus vom Nikolaus.

Einzelnachweise

  1. Hallowell, I.: Ojibwa ontology, behaviour and world view. In: Diamond, S. (ed.): Culture in History: Honor of Paul Radin. Columbia University Press, New York, 1960, pp.19-52
  2. dtv Lexikon: Band 11 (Len-Mec) Seite 240 Deutscher Taschenbuchverlag Mannheim und München 1997
  3. Meyer grosses Taschenlexikon: Band 9 (Grie-Hn) Seite 43 (Eintrag "Großer Geist") Bibliographisches Institut Mannheim, Mannheim 1983
  4. DER BROCKHAUS. In drei Bänden.: Band 2 (Go-Pah) Seite 607 F. A. Brockhaus Leipzig Mannheim, Leipzig 2004
  5. Ursprung des Namens Manitoba

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