Manfred Salzgeber

Manfred Salzgeber
Manfred Salzgeber 1986

Manfred Salzgeber (* 10. Januar 1943 in Litzmannstadt; † 12. August 1994 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler und Filmemacher. Er war Leiter der Sektion Panorama der Internationalen Filmfestspiele Berlin, Mitbegründer des Internationalen Forums des Jungen Films und Gründer mehrerer Unternehmen im Filmgewerbe, darunter des Filmverleihs edition manfred salzgeber.

Leben

Aufgewachsen in Stuttgart-Rohr. Kindergarten. Kinobesuche in Vaihingen, Lichtquelle, Schiller-Theater, Corso. Mit 14 Jahren macht er Korrekturen – über 800 – in der ersten Geschichte des Westernfilms.

Vom 27. Februar 1961 bis zum 19. März 1962 jobbt er in der Süddeutschen Grosso-Buchhandlung G. Umbreit & Co in Stuttgart. Im Anschluss daran absolviert er vom 15. April 1962 bis zum 30. März 1965 eine Buchhändlerlehre in der Buchhandlung Friedrich Stahl in Stuttgart. Dort arbeitet er auch als Buchhändlergehilfe bis zum 15. Mai 1965. Mit einem vorläufigen Zeugnis vom 1. März 1965 bewirbt er sich in Berlin bei der Bücherstube Marga Schoeller. Hier arbeitet er zwischen dem 17. Mai 1965 bis zum 31. März 1973.

Fast gleichzeitig beginnt er die ehrenamtliche Mitarbeit bei den damaligen „Freunden der Deutschen Kinemathek e. V.“, die ihre monatlichen Veranstaltungen in dem Studio der Akademie der Künste nach und nach ausweiten. Er initiiert die Nachtvorstellungen in dem Kino „Bellevue am Hansaplatz“ (heute das Grips-Theater) und entdeckt im Sommer 1969 in der Welserstraße 25 die „Bayreuther Lichtspiele“. Sie stehen zum Verkauf. Zusammen mit Heiner Roß organisiert er den Kauf des Kinos für die „Freunde der Deutschen Kinemathek e.V.“, die es am 3. Januar 1970 unter dem Namen „Arsenal“ eröffnen. Salzgeber arbeitet bis 1973 fast täglich ehrenamtlich im Kino.

Salzgeber gehört zu den Identifikations- und Gründungsfiguren der deutschen Schwulenbewegung des 20. Jahrhunderts. Er war zusammen mit Wieland Speck ein Streiter für die schwul-lesbische Filmkunst. Diesen Begriff hat er maßgeblich mitgeprägt.

Von Rosa von Praunheim entdeckt, spielt er 1970 in dessen Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt mit, der zum Auslöser einer neuen politischen Schwulenbewegung wird. Zeitlebens engagiert sich Salzgeber besonders für den schwulen und lesbischen Film.

1970 ist Salzgeber an der Gründung des Internationalen Forums des Jungen Films beteiligt, das seinerzeit als Gegenfestival zur Berlinale gedacht ist, und 1971 seine Arbeit aufnimmt. 1977 verlässt Salzgeber die „Freunde“ und das „Forum“ nach einem Streit um einen Film von Margarethe von Trotta im „Forum“.

Bereits 1973 hat Salzgeber aus dem Bali-Kino in Berlin-Zehlendorf das erste Programmkino Deutschlands gemacht. 1974 folgt das „Yorck Kino“ und 1975 das „Tali“ (später Moviemento Kino). Im Deutschen Herbst Mitte der 1970er Jahre, als viele Intellektuelle ins Visier der Terrorismus-Rasterfahndungen gerieten, wechselt Salzgeber nach Amsterdam und schreibt Filmkritiken für das NRC Handelsblad und Skrien.

Salzgeber ist zudem als Geschäftsführer der Wolff´s Bücherei vom 1. April 1973 bis zum 31. Dezember 1974 tätig. Diese strukturiert er neben seiner Kinoarbeit komplett neu.

Weitere Stationen:

1979 wird er von Berlinale-Direktor Moritz de Hadeln zur Rückkehr bewegt. Er überträgt ihm 1980 und 1981 die Aufgabe, die Info-Schau des Festivals zu einer eigenständigen Programmsektion auszubauen. 1986 wird die Info-Schau in Panorama umbenannt. Bis heute sind Salzgebers thematischen Weichenstellungen im Panorama-Programm lebendig.

Salzgeber schafft mit seinem Assistenten Wieland Speck den Teddy Award, mit dem seit 1987 in der Sektion Panorama gezeigte schwul-lesbische Filme ausgezeichnet werden. Der Preis ist bis heute der einzige seiner Art. Auf der Berlinale 2006 feierte er sein zwanzigjähriges Jubiläum. Das Festival widmete dem Teddy Award eine Hommage.

In der edition manfred salzgeber

1985 gründet Salzgeber den Filmverleih edition manfred salzgeber, mit dem er sich einem breiten Spektrum von Filmen widmet, das von größeren Verleihunternehmen vernachlässigt wird. Sein Schwerpunkt liegt auf der Aids-Thematik. Salzgeber wird zum Entdecker von Filmen und Filmemachern des schwul-lesbischen Genres, die inzwischen zu Klassikern geworden sind. Der Filmverleih hat sein Büro unter dem leicht veränderten Namen Salzgeber & Co. Medien GmbH nach wie vor in Berlin.

Salzgeber starb am 12. August 1994 an den Folgen von Aids. Seine Urne wurde auf dem St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt.

Ehrungen

1999 würdigte die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst Leben und Werk Salzgebers mit einer umfangreichen Ausstellung und Filmreihe in ihrer Reihe Unterbrochene Karrieren. Sie wurden 2000 erneut auf der Berlinale gezeigt. Aus diesem Anlass wurde auch der Manfred Salzgeber Preis ins Leben gerufen, der nun jährlich an einen innovativen Filmbeitrag auf der Berlinale verliehen wird.

Weblinks

 Commons: Manfred Salzgeber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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