Manfred Gurlitt

Manfred Gurlitt

Manfred Gurlitt (* 6. September 1890 in Berlin; † 29. April 1972 in Tokio) war ein deutscher Komponist und Dirigent. Er wurde vorrangig durch Opern bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Manfred Gurlitt war der Sohn von Willi Waldecker, des Geschäftsführers des Kunsthändlers Fritz Gurlitt, und Annarella Gurlitt, geb. Imhof, der Frau Fritz Gurlitts. Kurz nach dem Tod von Fritz Gurlitt heirateten seine Eltern. Sein älterer Halbbruder war der Kunsthändler Wolfgang Gurlitt.

Nach dem Besuch des Königlichen Wilhelms-Gymnasiums in Berlin studierte Gurlitt ab 1907 in seiner Heimatstadt Musiktheorie bei Hans Hermann und Hugo Kaun, Klavier bei Moritz Meyer-Mahr und Rudolf Maria Breithaupt sowie Komposition bei Engelbert Humperdinck. Als Dirigent nahm er sich Karl Muck zum Vorbild, den er als Assistent zu den Bayreuther Festspielen begleitete.

1908-10 sammelte er erste Erfahrungen als Korrepetitor an der Berliner Hofoper. 1911 war er Theater-Kapellmeister in Essen, 1912/13 Kapellmeister in Augsburg und 1914 bis 1927 erster Kapellmeister am Stadttheater in Bremen. Er gründete dort 1920 die „Gesellschaft für Neue Musik“ und leitete sie. 1924 erfolgte seine Ernennung zum Generalmusikdirektor Bremens. 1926 wurde seine Oper Wozzeck uraufgeführt. Anfang 1927 wechselte er nach Berlin, wo er ab 1928 als Gastdirigent an der Staatsoper und beim Rundfunk arbeitete. Er machte zahlreiche Schallplattenaufnahmen für die Deutsche Grammophon Gesellschaft und die Odeon. Seine Behauptung, er habe in den dreißiger Jahren eine Professur an der Musikhochschule Berlin innegehabt, ist nicht belegt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Gurlitt mit Wirkung vom 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP.[1] Aufgrund angeblicher jüdischer Herkunft wurde jedoch seine Mitgliedschaft am 3. Mai 1937 für nichtig erklärt. Zunehmend betätigte er sich als Gastdirigent im Ausland, so 1938 an der Wiener Staatsoper. Schließlich emigrierte er 1939 nach Japan. In Tokio wirkte er als Opern-, Konzert- und Rundfunkdirigent, gleichzeitig lehrte er an der Kaiserlichen Musikakademie. Er wurde aber auch dort auf Veranlassung der Nationalsozialisten bedrängt und 1942 von der Regierung bis Kriegsende entlassen. Für eine englischsprachige Zeitung verfasste er nun Musikkritiken. 1953 gründete er die "Gurlitt Opera Company" mit dem Ziel, europäisches Opernrepertoire dem japanischen Publikum bekannt zu machen. Bemühungen, nach dem Krieg wieder in Deutschland Fuß zu fassen, schlugen fehl. 1969 wurde er zum Professor an die Showa-Hochschule für Musik in Tokio berufen. Drei Jahre später starb er.

1973 stiftete seine vierte Frau, die Opernsängerin Hisako Gurlitt geborene Hidaka, ein Manfred-Gurlitt-Stipendium für die Showa-Hochschule.

Werke

Bühnenwerke

  • Die Insel. Musik zu Herbert Eulenbergs Drama (1918)
  • Die Heilige. Musikalische Legende in 3 Vorgängen nach Carl Hauptmann
    21. Januar 1920 Bremen
  • Wozzeck. Musikalische Tragödie 18 Szenen, 1 Epilog op. 16 nach Georg Büchner
    21. April 1926 Bremen
  • Soldaten. Oper in 3 Akten nach Jakob Michael Reinhold Lenz
    9. November 1930 Düsseldorf (Intendanz Walter Bruno Iltz, Dirigent: Jascha Horenstein)
  • Nana. Oper 4 Akte (1931/32) nach Émile Zola / Max Brod
    16. April 1958 Dortmund (vor der festgesetzten Uraufführung 1933 in Mannheim verboten)
  • Seguidilla Bolero (Nächtlicher Spuk). Oper in 3 Akten (1934–1936) nach Paul Knudsen
  • Warum (Feliza). Oper 1 Vorspiel, 4 Akte, Nachspiel (1934–1936/1942–1945)
    Libretto vom Komponisten
  • Nordische Ballade. Oper 4 Akte (1934/44) nach Selma Lagerlöf / Manfred Gurlitt
    4. Mai 2003 Trier
  • Wir schreiten aus. Märchen-Drama (1945/1958, unvollendet)
    Libretto vom Komponisten

Orchesterwerke

  • Sinfonische Musik für großes Orchester (1922)
  • Kammerkonzert Nr. 1 für Klavier F-Dur (1927)
  • Kammerkonzert Nr. 2 für Violine A-Dur (1929)
  • Cellokonzert F-Dur (1937)
  • Goya-Sinfonie (1938)
  • Nobutoki-Variationen
  • 3 Reden aus der Französischen Revolution (für Bariton und Orchester)
  • Vier dramatische Gesänge (für Sopran und Orchester)
  • Shakespeare-Sinfonie für 5 Singstimmen und Orchester (1954)

Kammermusik

  • Klavierquintett (1912)
  • Klaviersonate (1913)
  • Liedvertonungen mit Kammerorchester (1923 und 1925)

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LexM

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