Manfred Curry

Manfred Curry

Manfred Curry (* 11. Dezember 1899 in München; † 13. Februar 1953 in Landsberg am Lech) war ein Wissenschaftler, Arzt, Erfinder, Segler und Buchautor. Curry wohnte eine lange Zeit seines Lebens als amerikanischer Staatsbürger in Riederau, einem Ortsteil von Dießen am Westufer des Ammersees.

Inhaltsverzeichnis

Segler und Konstrukteur

Die nach Manfred Curry benannte Curryklemme

Manfred Curry nahm nach eigenen Angaben an rund 1.400 Segelregatten teil[1], von denen er einen großen Teil gewonnen haben soll[2].

Seine Erfolge sind einerseits auf die überlegene Konstruktion seiner Boote zurückzuführen, andererseits auf sein außerordentliches Talent, wechselnde Windverhältnisse frühzeitig zu erkennen und taktisch auszunutzen. Curry trat außerdem fast nur in Bootsklassen an, in denen Bauvorschrift und Regatta-Reglement konstruktive Gestaltungsmöglichkeiten erlaubten (siehe auch Konstruktionsklasse).

1928 startete Curry bei den Segelwettbewerben der Olympischen Spiele für die USA. Er belegte im 12-Fuß-Dinghy den 10. und in der 8-Meter-Klasse den 6. Platz.[3] [4] [5]

Curry führte zahlreiche zukunftsweisende Experimente durch, um Schnitt und Profil von Segeln zu verbessern und die Strömungsverhältnisse zu optimieren. Er stellte unter anderem Versuche im Windkanal des Flugzeugherstellers Junkers an und wies die Überlegenheit seines „durchgelatteten Großsegels“ nach, bei dem das Segel nach dem Vorbild von Vogelflügeln durch Segellatten profiliert wird.[6]

Sein Buch Die Aerodynamik des Segels und die Kunst des Regatta-Segelns[7], das er nach eigenen Angaben im Alter von 18 Jahren verfasste, wurde ab den 1920er Jahren in viele Sprachen übersetzt. Im Rückblick einer Neuauflage von 1949 kann Curry mit Genugtuung feststellen: „Viele Vorschläge, die ich in der ersten Auflage dieses Buches machte, so z.B. die Marconi Takelage, die Genua-Fock, der Kugel-Spinnaker, der sogenannte Platten-Großbaum (Park Avenue boom, der in den Goldpokal-Regatten zwischen England und Amerika Verwendung fand), drehbare Masten, gewölbte und anstellbare Schwerter (angewandt bei den Inland scows) fanden weitgehende Verwendung“.[8]

Auch seine Bootsrümpfe entwarf Manfred Curry nach aerodynamischen und hydrodynamischen Gesichtspunkten. Seine 20-m²-Rennjolle Aero von 1929[9] [10] und die Weiterentwicklung Aero II von 1936[11] genießen noch heute wegen zahlreicher Innovationen einen legendären Ruf.[12]

Curry-Bremse an der AERO II

Nach ihm benannt[13] wurde die Curryklemme, eine Vorrichtung zum schnellen Festklemmen (Belegen) und Lösen von Schoten. Eine weitere Erfindung, die sich in der Regattatechnik aber nicht durchsetzen konnte, war die Curry-Bremse, eine Konstruktion am Heck des Bootes zum taktischen Bremsen in speziellen Regattasituationen.

Curry-Landskiff

Neben Verbesserungen in Segelsport und Bootsbau interessierten Manfred Curry auch der Segelflug und nach aerodynamischen Prinzipien konstruierte Fahrräder. Ein „Landskiff“ genanntes Velomobil soll er sich 1926 patentiert haben lassen.[14]

Curry als Arzt

Um 1930 promovierte Curry in München zum Thema „Myom und Altersbild“.[15]

Mitte der 1940er Jahre gründete er in Riederau das American Bioclimatic Research Institute, welches nach seinem frühen Tod von seiner Witwe Maude Hester-Curry als Manfred-Curry-Klinik weitergeführt wurde.[16][17]

„Bioklimatik“

Als Arzt und Wissenschaftler beschäftigte sich Curry unter anderem mit Radiästhesie (s. Currynetz) und „Bioklimatik“. Eine auf die medizinischen Aspekte der Bioklimatik gegründete Typenlehre des Menschen[18] findet vornehmlich in der Alternativmedizin Beachtung. Über den ursprünglichen bioklimatischen Themenbereich hinaus wird diese Typenlehre zum Verständnis individueller gesundheitlicher Verträglichkeiten und Bedürfnisse herangezogen[19]; auch eine Partnerschaftsvermittlung[20] beruft sich auf sie.

Currynetz

Als „Currynetz“ wird von Rutengängern und anderen Radiästheten ein auf Manfred Curry zurückgehendes Diagonalgitternetz von Feldlinien (oder „Erdstrahlen“) bezeichnet, welches in regelmäßigen Abständen über die gesamte Erde verlaufen soll. Bei einer Gitterbreite von rund 3 m und einer Ausrichtung in NO-SW- und in NW-SO-Richtung soll das Netz, abhängig von Zeit und Wetter, unterschiedlich polarisiert sein.[21][22]. Die Existenz derartiger Strahlenphänomene war schon früher zumindest stark umstritten [23] und gilt heute weitgehend als widerlegt [24] [25].

Werke in zeitlicher Reihenfolge

  • Die Aerodynamik des Segels und die Kunst des Regatta-Segelns. Diessen vor München: Jos. C. Huber, 1925.
  • Myom und Altersbild. (Dissertation); München: Bayerische Druck- und Verlagsanstalt, 1930.
  • Wind und Wasser. München: F. Bruckmann, 1930.
  • Regatta-Taktik in Frage und Antwort. Berlin: Klasing, 1932. (Ein Reprint der Erstausgabe erschien 2000 bei Delius-Klasing, Bielefeld; ISBN 3-7688-1171-9.)
  • Flug und Wolken. München: F. Bruckmann, 1934.
  • Schönheit des Eislaufs. Berlin: Paul Franke, 1934.
  • Bioklimatik. Die Steuerung des gesunden und kranken Organismus durch die Atmosphäre. 2 Bände. München: Oldenbourg, 1946.
  • Regatta-Segeln. Die Aerodynamik der Segel. Zürich: Schweizer Druck- und Verlagshaus 5. Auflage, 1949. (Erweiterte Neuauflage des 1925 bei Huber erschienen Die Aerodynamik des Segels und die Kunst des Regatta-Segelns. Ein Reprint der 6. Auflage von 1960 erschien 1994 bei Delius-Klasing, Bielefeld; ISBN 3-7688-0854-8.)
  • Der Schlüssel zum Leben. Das Geheimnis der Anziehungskraft zwischen zwei Menschen. Zürich: Schweizer Druck- und Verlagshaus, 1949.
  • Wolken, Wind und Wasser. Zürich: Schweizer Druck- und Verlagshaus, 1951.

Einzelnachweise

  1. Regatta-Segeln. Die Aerodynamik der Segel (5. Auflage); Zürich: Schweizer Druck- und Verlagshaus, 1949; S. 7.
  2. Der Segler Bobby Schenk schreibt ihm sogar „runde tausendfünfhundert Regattasiege“ zu: [1]; abgerufen am 4. April 2008
  3. ISAF
  4. 12footdinghy.org
  5. sports123.com
  6. Regatta-Segeln... (1949): „Die Natur als Fingerzeig für die Bauart eines Segels“, S. 13ff.
  7. Die deutsche Erstausgabe ist vermutlich Die Aerodynamik des Segels und die Kunst des Regatta-Segelns. Diessen vor München: Jos. C. Huber, 1925
  8. Regatta-Segeln... (1949), S. 8. Im Vorwort mit der Angabe „Rapperswil am Zürichsee, 1949“ gibt Curry Übersetzungen ins Englische, Französische, Spanische und Türkische an. Die Übersetzung ins Englische: Yacht Racing – The Aerodynamics of Sails and Racing Tactics. besorgte neben Robert W. Atkinson sein Vater Charles Emerson Curry, dem die Ausgabe gewidmet ist. C. E. Curry war demnach ebenfalls begeisterter Regattasegler; nach Angaben von Manfred Curry in der Widmung „starb er an der Pinne seiner Jacht während einer Regatta im Jahre 1935“.
  9. siehe Artikel in B.Z. am Mittag vom 3. November 1929: großer Artikel über Aero mit Foto. Der dazugehörige Artikel behandelt die Konstruktionsweise und auch die Kontroversen, die das Boot auslöste. Das Boot war also 1929 schon existent.
  10. siehe Yachtsport-Archiv
  11. Restaurierungsbericht, abgerufen am 13. Oktober 2007
  12. Vgl. auch Yacht.de, abgerufen am 13. Oktober 2007
  13. und nach eigenen Angaben nicht von ihm erfunden; Zitat: „Geradezu glänzend bewährten sich die in Amerika entdeckten sog. "Bulldog jam cleats".“, siehe Yachtsport-Archiv
  14. Mochet.org: Curry-Landskiff, abgerufen am 13. Oktober 2007
  15. Titel der Dissertation lt. Angabe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek; siehe Weblinks
  16. Krankheit aus der Luft. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1953 (20. Mai 1953, Nachruf und Biographie, online).
  17. Die Zeit vom 4. August 1955: „Erholung im Ozon-Zimmer“; abgerufen am 4. April 2008
  18. Der Schlüssel zum Leben. Das Geheimnis der Anziehungskraft zwischen zwei Menschen. Zürich: Schweizer Druck- und Verlagshaus, 1949
  19. clean:spiration individualisierte Nikotinentwöhnung mit Typisierungsverfahren nach Curry
  20. SymPars matching patentiertes Verfahren zum Partnerschafts-Matching nach Curry
  21. vgl. Rutengeher.de: Das Currynetz., abgerufen am 13. Oktober 2007
  22. Manfred Curry, 1952, Das Reaktionsliniensystem als krankheitsauslösenden Faktor, Hippokrates, Heft 19
  23. Schon 1947 berichtete Time anlässlich eines Vortrags Currys vor Allergologen in Atlantic City: „Pessimists among them feared that the aran theory, whatever its merits, would prove a gold mine for quacks and medical faddists.“ Time.com: Man of Aran, abgerufen am 26. April 2008
  24. daserste.de - „Was ist dran an Erdstrahlen und Wasseradern?“; abgerufen am 4. April 2008
  25. WDR - „Erdstrahlen und Wasseradern - Glaube oder Tatsache?“ (PDF), abgerufen am 7. April 2008; Link tot 31. Juli 2008

Weblinks


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