Manasse (König)

Manasse (König)

Der König Manasse (hebr.מנשה‎ ; * um 708 v. Chr.; † um 642 oder 641 v. Chr.), über den auch die Bibel berichtet, regierte zwischen 696/95 und 642/41 v. Chr. das Südreich Juda.

Geschichte

Der historische König Manasse übernimmt 696 v. Chr. mit 12 Jahren die Regierung. Juda war durch den Feldzug Sanheribs im Jahr 701 v. Chr. völlig zerstört und große Teile der Schefela gehörten den philistäischen Nachbarstaaten. Jerusalem war durch die Ereignisse von 720 v. Chr. (Samaria) und 701 v. Chr. (Sanherib) mit Flüchtlingen überfüllt und auf das dreifache seiner ursprünglichen Bevölkerung (ca. 60.000) und Fläche (ca. 65 ha) gewachsen.

Nach der assyrischen Eroberung Israels, infolge des Aufstandes unter Hiskia, der umliegenden Stadtstaaten an der Küste und die fruchtbare Schefela, stand Manasse als assyrischer Vasall vor der Aufgabe Juda zu restrukturieren, für die hohen Tributzahlungen neue Geldquellen zu erschließen und die Versorgung mit Nahrungsmitteln neu zu organisieren. Er trieb massiv die Besiedlung der südlichen Steppe, des Beerscheba-Tals und des Berglandes voran, die die Aufgabe der verloren gegangenen Kornkammer Schefela übernehmen musste. Stand Hiskia vor der Aufgabe, die aus dem Norden geflohenen Israeliten ideologisch zu integrieren, so war es Manasse vorbehalten, die Konzentration Wirtschaft auf die Zentralgewalt des Königs und seiner Palastbürokratie voranzutreiben. Er baute Festungen und befestigte landwirtschaftliche Siedlungen in der judäischen Wüste, im südlichen Hügelland und im östlichen Negev. Er übernahm eine führende Rolle im Weihrauch-Handel über die südjudäischen Handelsrouten aus der edomitischen Arava durch das Beerscheba-Tal nach Gaza und galt als loyaler Vasall der assyrischen Könige Sanherib, Assurhaddon und Assurbanipal. Er unterstützte aktiv die militärischen Unternehmen Assurs gegen Ägypten und konnte Juda zum Ende seiner Regierungszeit wirtschaftlich erholt und in seinen alten Westgrenzen an seinen Sohn Amon übergeben.

Biblischer Bericht

Manasses überaus langer Regierungszeit von 55 Jahren wird im Text der beiden biblischen Berichte in 2. Könige 21,1-18 und 2. Chronik 33,1-20 keine Rechnung getragen. Der Bericht in 2. Kön 21,1-18, der dem Deuteronomistischen Geschichtswerk angehört, macht Manasses Apostasie für den Untergang Judas verantwortlich. Manasse wird zwischen den Schlüssel-Berichten über seinen Vater Hiskija (2. Kön 18,1-20,21) und seinen Enkel Josia (2. Kön 22,1-23,30) vermutlich aus ideologischen Gründen negativ kontrastiert und kleingehalten.

Die Mutter von Manasse war Hefzi-Bah (aus anderer Quelle: Abija Bat-Sacharja). Sollte sie manassitischer Herkunft gewesen sein, so wäre Manasses ungewöhnlicher Name zu erklären.

Auch Archäologische Untersuchungen haben ergeben, das Juda und Manasse stark an dem wichtigen Handel Assyriens mit arabischen Produkten wie Weihrauch partizipierten. Der Fund eines hebräischen Siegels des 7. Jahrhunderts, mit südarabischem Namen stützt die These, dass Manasses Frau Meschullemet, eine Tochter des Haruz aus Jotba (2 Kön 21,19 EU), Araberin war.

Literatur

Außerbiblische Berichte zu Manasse finden sich in den Annalen der assyrischen Könige:

  • James B. Pritchard (Hrsg.): Ancient Near Eastern texts, relating to the Old Testament (ANET). Princeton 1969, S. 291-294.
Zum Problem der Datierung judäischer Könige
  • Edwin Richard Thiele: The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings. Chicago 1951.
  • Gershon Galil: The Chronology of the Kings of Israel and Judah. Leiden 1996. ISBN 90-04-10611-1
  • E. Ben Zwi: Prelude to a Reconstruction of the Historical Manassic Judah. In: Biblische Notizen, aktuelle Beiträge zur Exegese der Bibel und ihrer Welt (BN) 81, 1996, ISSN 0178-2967, S. 31–44.
  • N. Naaman: Historical and Chronological Notes on the Kingdoms of Israel and Judah in the Eighth Century B.C. In: Vetus Testamentum (VT) 36, 1986, ISSN 0042-4935, S. 71–92.
Zu Jerusalem und Juda während Eisen II
  • Israel Finkelstein: The Archaeology of the Days of Manasseh. In: Michael D. Coogan, J. C. Exum, L. E. Stager (Hrsg.): Scripture and Other Artifacts. Louisville 1994, S. 169-187. ISBN 0-664-22036-3
  • Israel Finkelstein, Neil A. Silbermann: David und Salomo. München 2006, ISBN 3-406-54676-5, S. 136ff.


Vorgänger Amt Nachfolger
Hiskija König von Juda
696-642 v. Chr.
Amon

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