Manas (Epos)

Manas (Epos)
Manas-Epos auf einer sowjetischen Briefmarke (1990)

Das Manas-Epos handelt von dem Kampf des mythischen kirgisischen Volkshelden Manas und seiner Gefährten und Nachkommen im 9. Jahrhundert gegen die Uiguren und ist das wichtigste Werk der klassischen kirgisischen Literatur.

Das Werk umfasst fast 500.000 Verse und ist damit zwanzig Mal so lang wie Homers Odyssee und Ilias zusammen. Über viele Generationen nur mündlich von sogenannten Manastschis, hoch angesehenen Volkssängern, in melodischem Redegesang überliefert, wurde das Epos erst 1885 schriftlich niedergelegt. Über seine Ursprünge gibt es verschiedene Ansichten: manche Literaturforscher gehen vom 6. bis 10. Jahrhundert aus, andere vom 11. und 12., und wieder andere erst vom 15. bis 18. Jahrhundert.

Kirgisischer Manastschi

Heute existieren mindestens 65 verschiedene gedruckte Versionen des Werks oder von Teilen davon. Eine neue englische Übersetzung des Gesamtwerks von Walter May wurde 1995, zum mutmaßlichen 1000. Jubiläum der Geburt von Manas, veröffentlicht und 2004 in zwei Bänden neu gedruckt.

Teile des Epos werden heute bei festlichen Gelegenheiten gern und häufig von Manastschis rezitiert, normalerweise begleitet von einer oder mehreren drei-saitigen Komuz, einem Mandolinen-ähnlichen Zupfinstrument, das von den Musikern ausgesprochen virtuos gehandhabt wird.

Der Held Manas soll in den Ala-Too-Bergen in der Region Talas in im Nordwesten von Kirgisistan geboren sein. Ein Mausoleum einige Kilometer östlich der Stadt Talas soll seine sterblichen Reste bergen und ist eine beliebte Ausflugs- und Feststätte, wo seit 1995 im Sommer eindrucksvolle kirgisische Reiterspiele aufgeführt werden. Allerdings heißt es in einer Fassadenbeschriftung, dass das Mausoleum „... der ruhmreichsten der Frauen, Kenizek-Khatun, der Tochter des Emirs Abuka“ gewidmet sei. Der Legende zufolge soll Kanikey, die Witwe des Manas, diese Inschrift angeordnet haben, um die Feinde ihres Mannes irre zu führen und eine Grabschändung zu verhindern. Das Gebäude, bekannt als „Manastin Khumbuzu“ oder „Der Ghumbez des Manas“, wurde vermutlich 1334 errichtet. In der Nähe steht ein Museum, Manas und seiner Legende gewidmet.

Literatur

  • Manas. Translated by Walter May. Rarity, Bishkek, 2004. ISBN 9967-424-17-6
  • Levin, Theodore: Where the Rivers and Mountains Sing. The Spirit of Manas. Indiana University Press, Bloomington, 2006
  • Manas 1000. Theses of the international scientific symposium devoted to the 'Manas' epos Millenial Anniversary. Bishkek, 1995.
  • S. Mussajew. The Epos Manas. Bishkek, 1994
  • A.T. Hatto (Hg.): Traditions of Heroic and Epic Poetry (2 Bände), The Modern Humanities Research Association, London, 1980

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