Mamajew-Hügel

Mamajew-Hügel
Kolossalstatue „Mutter Heimat ruft“ auf dem Mamajew-Hügel
Saal des Soldatenruhmes

Der Mamajew-Hügel (russisch Мамаев курган, Mamajew kurgan, auch Höhe 102,0), nördlich des Stadtzentrums von Wolgograd gelegen, war in der Schlacht von Stalingrad ein strategisch wichtiger und hart umkämpfter Punkt der Frontlinie zwischen dem Stadtzentrum im Süden und den nördlich liegenden großen Fabriken (Stahlwerk „Roter Oktober", Geschützfabrik „Barrikaden“ und Traktorenwerk „Dserschinski“).

Heute befindet sich auf diesem Gebiet der Stadt Wolgograd eine monumentale Gedenkstätte. Der Hügel wurde nach Mamai benannt, einem Emir im 14. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Chronik der Kämpfe

  • 13. September 1942: NKWD-Bataillon erwartete Großangriff der deutschen 295. Infanterie-Division in Schützengräben und Stacheldrahtverhau, Tschuikows Hauptquartier der 62. Armee am Mamajew-Hügel geriet unter schweren Artilleriebeschuss und musste an die Zariza verlegt werden
  • 14. September 1942: Schwerer Luftangriff auf den Mamajew-Hügel und die „Tennisschläger“ genannte Eisenbahnschleife. Gegen 12 Uhr erreichte die 295. Infanterie-Division unter schweren Verlusten die Hügelspitze, der Angriff kam im Stacheldrahtverhau zum Stehen. Die zweite Welle der sowjetischen 13. Gardeschützen-Division erhielt den Auftrag, Mamajew-Hügel und „Tennisschläger“ um jeden Preis zurückzuerobern.
  • 15. September 1942: Radio Berlin meldete die Einnahme des Hügels, Gegenangriff der Roten Armee an Mamajew-Hügel und Hauptbahnhof.
  • 15. bis 17. September 1942: Die Gefechte am Hügel nahmen an Intensität zu, es war teilweise unbestimmbar, wer die Kontrolle über den strategisch wichtigen Punkt hielt. Im Gegensatz zum Gefecht am Getreidesilo von unten nach oben, wurden die Kämpfe am Mamajew-Hügel von oben nach unten geführt, um die stark befestigten sowjetischen Stellungen am Osthang zu nehmen.
  • 16. September 1942: Das 42. Gardeschützenregiment der 13. Gardeschützen-Division unter Oberst Jerin eroberte den nördlichen Teil des Mamajew-Hügels zurück.
  • 17. September 1942: Pattsituation zwischen 295. Infanteriedivision und 42. Gardeschützenregiment am Mamajew-Hügel.
  • 19. September 1942: 112. Schützendivision verstärkte die sowjetische Verteidigung.
  • 20. September 1942: 284. Gardeschützen-Division erreichte den Mamajew-Hügel.
  • 26. September 1942: 100. Jäger-Division der Wehrmacht löste die 295. Infanterie-Division ab.
  • 27. September 1942: Der Mamajew-Hügel war zur Hälfte in deutscher Hand, nur der Osthang wurde von der 284. Schützen-Division (Oberst Batjuk) hartnäckig verteidigt.
  • 2. Februar 1943: Mit der Kapitulation der Wehrmacht in Stalingrad endeten auch die Kämpfe um den Mamajew-Hügel, es wird vermutet, dass 30.000 Soldaten am Mamajew-Hügel starben.

Nach dem Ende des Kampfes am 27. September 1942 war der blutgetränkte Boden auf dem Hügel voller Krater und Schrappnelle: pro Quadratmeter fand man zwischen 500 und 1250 Metallsplitter. Im Winter blieb der Boden schwarz und der Schnee schmolz in den Bränden und Explosionen. Im Frühling blieb der Hügel schwarz und kein Gras wuchs dort. Die früher steilen Hänge waren durch Monate intensiven Beschusses und Luftbombardements flach geworden.[1]

Gedenkstätte

Skulpturen der Gedenkstätte auf einer russischen Münze

Die Bauarbeiten an der Gedenkstätte mit der monumentalen Statue, einer Personifikation der sowjetischen Heimat und Verkörperung des Triumphes der Roten Armee, begannen im Jahre 1959 und endeten nach achtjähriger Bauzeit mit der Einweihung am 15. Oktober 1967. Die Figur ist eine der höchsten Statuen der Welt.

Die meistbesuchte Gedenkstätte Russlands ist das ganze Jahr hindurch geöffnet. Der Eintritt ist frei. Die Haltestelle Mamajew kurgan der Stadtbahn liegt unmittelbar unterhalb des Parkgeländes.

Architektur

Bereits aus kilometerweiter Entfernung ist die Statue, die den Namen Mutter Heimat ruft (russisch Родина-мать зовёт! , Rodina-mat sowjot!) trägt, zu erkennen: eine riesige Frauengestalt in wehendem Gewand und emporgestrecktem Schwert. Die Statue ist der östlich am Hügel vorbei fließenden Wolga zugewandt, die der Hügel relativ steil ansteigend um mehr als 100 Meter überragt. Der Oberkörper der Figur ist halb nach links (Norden) gedreht; ihr weit aufgerissener Mund ruft die Söhne des Landes zur Verteidigung.

Panoramablick vom Mamajew-Hügel
Panoramablick vom Mamajew-Hügel

Diese höchste freistehende Statue der Welt misst bis zur Spitze des 33 Meter langen und 14 Tonnen schweren Schwertes 82 Meter (bis zum Kopf 52 Meter) und wiegt etwa 8000 Tonnen. Der Entwurf stammt von Jewgeni Wutschetitsch. Weiter unterhalb der Kuppe befindet sich eine parkartige Anlage mit Steinskulpturen in pathetischer Anmutung und in einem Gebäude eine große, von einer Steinhand gehaltene Ewige Flamme.

Flagge der Oblast Wolgograd mit einer stilisierten Abbildung der Monumentalstatue

Sonstiges

Auf dem Hügel liegt auch das Grab des Marschalls Wassili Iwanowitsch Tschuikow, der nach seinem Tod 1982 hier bestattet wurde. Mutter-Heimat-Statuen ähnlicher Symbolik stehen in Russland in Sankt Petersburg auf dem Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof und in Kaliningrad sowie in anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion in Jerewan (Armenien), Kiew (Ukraine) und Tiflis (Georgien). Die Mutter-Heimat-Statue auf dem Gelände des Kiewer Museums des Großen Vaterländischen Krieges hat eine Höhe von 68 Meter und steht auf einem 40 Meter hohen Podest. Auch sie übertrifft damit die ohne Sockel 46,5 Meter hohe Freiheitsstatue in New York (mit Sockel misst die Freiheitsstatue 93 Meter).

Weblinks

 Commons: Mamajew-Hügel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

  1. Will Fowler: Schlacht um Stalingrad. Die Eroberung der Stadt - Oktober 1942, Wien 2006, S. 54

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