Malkasten (Künstlerverein)

Malkasten (Künstlerverein)

Malkasten ist der Name des am 6. August 1848 in Düsseldorf gegründeten Künstlervereins. Seinen Sitz hat er heute im Malkasten-Haus in der Jacobistraße 6a in Pempelfort.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Haus des Künstlervereins „Malkasten“ um 1900
Heitere Runde im Malkasten, Gemälde von Wilhelm Schreuer

Während der als Märzrevolution bezeichneten Unruhen im Jahr 1848, die zur deutschen Nationalversammlung und damit zur Feststellung der Verfassung führten, beteiligten sich auch Düsseldorfer Künstler an den politischen Diskussionen. So fand am 6. August 1848 das vom Düsseldorfer „Demokratischen Verein“ aufgerufene „Fest der deutschen Einheit“ statt, zu denen Maler und Bildhauer mit ihrer künstlerischen Gestaltung beitrugen. Daraufhin gründeten sie noch am selben Abend im Rahmen der Feierlichkeiten eine Künstlervereinigung, der sie wenige Tage später den Namen „Malkasten“ gaben.

Zu den insgesamt 112 ausschließlich männlichen Gründungsmitgliedern des Vereins zählten nicht nur Akademieprofessoren, wie die Historienmaler Theodor Hildebrandt und Heinrich Mücke, sondern auch der Maler und Redakteur der politisch-satirischen „Düsseldorfer MonatshefteLorenz Clasen sowie der amerikanische Maler Emanuel Leutze, der maßgeblich an der Entwicklung einer von Akademie und Kunstverein unabhängigen „freien“ Künstlerschaft beteiligt war. Einziges Gründungsmitglied, welches nicht zur Bildenden Kunst zählte, war der städtische Musikdirektor Düsseldorfs, Julius Tausch. Frauen wurden erst 1977 zur Aufnahme in den Künstlerverein zugelassen.

Für die Gründung einer gemeinsamen Organisation fanden sich neben Akademiemitgliedern, Professoren und Schülern, auch außerhalb der Akademie stehende Künstler, wie Carl Friedrich Lessing, zusammen. Weiterhin bekanntes späteres Mitglied war Ludvig Munthe.

Am 11. August 1848 wurden die Statuten des Malkasten festgelegt und der erste Vorstand gewählt. In den Statuten wurde festgelegt, dass der „KVM“ als „Verein für geselliges Künstlerleben“ eine sich heterogen zusammensetzende Mitgliederschaft vertreten werden soll und „keinen anderen Zweck hat, als Interessen der Kunst und Künstler zu besprechen und zu fördern und sich gesellig zu unterhalten“. Schon im Jahr 1849 konnte der Vorstand offiziell bekanntgeben, dass sich dem Verein fast die gesamte männliche Düsseldorfer Künstlerschaft angeschlossen hatte.

Als „Cristallisationspunkt aller geistigen Bestrebungen der gesamten hiesigen Künstlerschaft“ und mit dem Entschluss, dass auch Nichtkünstler beitreten dürfen, gewann der „Malkasten“ schnell eine zentrale Bedeutung im Düsseldorfer Gesellschaftsleben und war Mieter in verschiedenen Restaurationsbetrieben. Dazu gehörten verschiedene gesellige Zusammenkünfte, wie die Karnevalsredoute und das jährliche Stiftungsfest im Spätsommer. Die Vielseitigkeit des Vereins zeigt sich dabei vor allem durch die Beteiligung von Musikern, Dichtern und Schriftstellern.

Im Jahre 1851 veranstaltete „die hiesige Künstlerschaft“ ein Schadow-Fest aus Anlass des 25-jährigen Dienstjubiläums von Friedrich Wilhelm von Schadow. Siebzig ehemalige Schadow-Schüler, von Andreas Achenbach bis Christian Julius Zielke, beteiligten sich mit jeweils einer Zeichnung oder Skizze, welche dann zu dem Album vereint wurden. Das Album wurde 2009 von Katharina Bott zusammengestellt und als Bildband aufgelegt.

Für die vielen Aktivitäten des Malkastens wurden die verschiedenen angemieteten Räumlichkeiten sehr schnell zu klein, und so bemühte man sich ab 1857 um den Jacobi’schen Garten in Düsseldorf, auf den dann ein eigenes Haus gebaut werden sollte. Da das an Schloss Jägerhof angrenzende Grundstück in den 1850ern verkauft werden sollte und verschiedene Projekte scheiterten, um den Wohnsitz des Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi vor Spekulanten zu retten, genehmigte die Stadt den Verkauf an den KVM. So konnte das neue Vereinshaus im Frühjahr 1857 eingeweiht werden. Die hier durchgeführten Veranstaltungen ließen den Malkasten zum zentralen Sammelpunkt der Düsseldorfer Gesellschaft werden. Der Garten mit seinen historischen Gebäuden, dem Düsselbach und Venusteich bot nun Raum und Hintergrund für phantasievolle Künstlerfeste, die über die Grenzen Düsseldorfs hinaus bekannt wurden.

In den frühen 1880er Jahren lernten sich hier der preußische Rittmeister Armand Léon von Ardenne, seine Gemahlin Elisabeth und der Amtsrichter Emil Hartwich kennen. Die publik gewordene Liebesbeziehung zwischen der Offiziersgattin und dem Amtsrichter veranlasste den Offizier, den Amtsrichter zu einem Pistolenduell am 27. November 1886 herauszufordern und dabei tödlich zu verletzen. Diese Begebenheit nutzte der Schriftsteller Theodor Fontane als Stoff für seinen berühmten Gesellschaftsroman Effi Briest.

Zur „Jahrtausendfeier des Rheinlandes“ im Jahr 1925 repräsentierten historisierende Umzüge mit mehreren Hundert kostümierten Teilnehmern die Entwicklung der rheinischen Geschichte, und 1928 führte der KVM zu Ehren Albrecht Dürers eines der letzten großen Festspiele auf, die von den Mitgliedern selbst verfasst und inszeniert wurden. In den 1920er Jahren stand der KVM in engem Kontakt mit den prominentesten Künstlern Deutschlands und vermochte Schriftsteller, wie Thomas Mann, für Vorträge zu gewinnen.

Während im Zuge der Gleichschaltung viele Düsseldorfer Künstler verfolgt wurden, arrangierte sich der KVM mit den Nationalsozialisten. Z.B. feierte der KVM gemeinsam mit dem Kampfbund für deutsche Kultur die „nationale Erhebung“ und pflanzte dem „Retter aus höchster Not“ eine „Hitler-Eiche“.

Die Mitgliederstrukturen erfuhren bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 keine wesentlichen Veränderungen und hatte einen festen Stamm von durchschnittlich 400 Mitgliedern, dazu zählten Künstler und Kunstinteressierte. Durch die große Akzeptanz des KVM und die große Mitgliederzahl konnte die Stagnation in der Weltwirtschaftskrise und die Zeit des Nationalsozialismus überstanden werden. Nach 1945 wurden auch mit aufopferungsbereiter Unterstützung der Mitglieder die Vereinsgebäude nach den Plänen der Architekten Helmut Hentrich und Hans Heuser wieder aufgebaut.

Gegenwart

Haus des Künstlervereins Malkasten
Malkasten-Adler (Vereinswappen), Max Kratz, 1966, neben dem Eingang zum Jacobihaus

Unter dem Vorsitz von Professor Klaus Rinke bemühte sich der KVM seit Juni 1992 um eine wirtschaftliche Konsolidierung. Er konnte mit der Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes und mit der Entwicklung eines Gastronomiekonzeptes die Grundlage für ein künftiges kulturelles Engagement schaffen und die Räumlichkeiten einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Der Vorsitzende des gewählten Vereinsvorstandes ist Robert Hartmann.

Als Wirtschaftszweige unterhält der Künstlerverein Malkasten die Weinkellerei Malkasten GmbH und die MK-Gastronomie GmbH, die seit September 1995 als Pächterin des Biergartens, des Restaurants und der Bar tätig ist.

In den Räumlichkeiten des Malkastens befand sich bis 1995 der „club 1848“, der aufgrund von Nachbarschaftsbeschwerden geschlossen werden musste. In einem Rettungsversuch wurde 2000 der Club von Jochen Hülder und Rainer Wengenroth als „mk-2“ im Düsseldorfer Medienhafen neu aufgebaut. Er ist seitdem vom Künstlerverein unabhängig.

Literatur

Weblinks

51.2297222222226.7877777777778

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Malkasten (Begriffsklärung) — Malkasten steht für: Malkasten, Behälter für Malutensilien Malkasten (Künstlerverein) Malkasten Haus, Düsseldorf Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort beze …   Deutsch Wikipedia

  • Künstlerverein Malkasten — Das Haus des Künstlervereins „Malkasten“ um 1900 Das Haus des Künstlervereins „Malkasten“ 2008 Malkasten ist der Name des am 6. August 1848 in Düsseldorf …   Deutsch Wikipedia

  • Künstlerverein — Ein Künstlerverein ist ein Zusammenschluss von Künstlern. Die ältesten Künstlervereine in Deutschland sind der Verein Berliner Künstler (VBK) von 1841, der Hannoversche Künstlerverein von 1842 und der Künstlerverein Malkasten von 1848 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Malkasten-Haus — Gebäude im Sommer 2009 Das Malkasten Haus befindet sich an der Jacobistraße 6a in Düsseldorf Pempelfort. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Wiegmann — Rom, Aussicht auf den Tiber nach Süden mit dem Kastell S. Angelo und der Basilika St. Peter, Ölgemälde 1834. Rudolf Wiegmann (* 17. April 1804 in Ade …   Deutsch Wikipedia

  • D'dorf — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • DE DUS — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Ddorf — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Coryllis — Peter Coryllis (Pseudonym für Walter Auerbach, weitere Pseudonyme: A. Biszet, Gundram Bork, Hans Jörg Cordell, Paoe Komara, Manfred Korinth, Hein Tiller; * 19. Juli 1909 in Hainichen, Sachsen; † 10. Juli 1997 in Sögel, Emsland) war ein deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Wiegmann — Marie Wiegmann. Gemalt von Karl Ferdinand Sohn im Jahr 1843. Marie Elisabeth Wiegmann geborene Hancke[1] (* 7. November 1826 in Silberberg, Regierungsbezirk Breslau in Schlesien, heute Srebna Góra, Polen; † 4. Dezember …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”