Anıtkabir

Anıtkabir
Anıtkabir - Das Mausoleum Atatürks in Ankara
Modell der Anlage
Top arabası = Lafette des Leichenzugs
Löwenweg
Grab von İsmet İnönü
Statuen

Anıtkabir (türkisch für „Grabdenkmal“) ist die Bezeichnung des Mausoleums des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk in Ankara. Das Grab von İsmet İnönü, dem zweiten Präsidenten und ersten Ministerpräsidenten der Türkei, befindet sich ebenfalls in der Anlage.

Inhaltsverzeichnis

Rahmen

Nach seinem Tod 1938 wurde der „Vater der Türken“ zunächst im Ethnografischen Museum aufgebahrt, bevor er nach der Fertigstellung des Mausoleums am 10. November 1953, seinem 15. Todesjahr, dort beigesetzt wurde.

Im Dezember 1938 wurde eine Parlamentskommission zur Planung der ewigen Ruhestätte Atatürks eingesetzt. Diese entschied sich für die Ausschreibung eines internationalen Architektenwettbewerbs und die Einsetzung einer Jury, bestehend aus sechs Architekten aus vier Ländern, darunter dem Deutschen Paul Bonatz. Bis zum Abschluss des Wettbewerbes im März 1942 wurden insgesamt 49 Entwürfe eingereicht, davon 22 aus der Türkei. Den ersten Preis erhielt das Projekt der türkischen Architekten Emin Onat und Orhan Arda. Am 5. April 1943 beschloss die türkische Nationalversammlung die Ausführung des Entwurfes von Onat und Arda.[1]

Bau des Monumentes

Konzept

Die Distanz zwischen dem Anıtkabir und den Fahnenstangen vor dem Parlamentsgebäude in Ankara beträgt genau 1923 Meter – entsprechend der Jahreszahl der Gründung der Türkischen Republik.

Hügel Rasattepe (Anıttepe)

Baugrund ist der Hügel Rasattepe. Der Hügel wurde im 12. Jahrhundert v. Chr. von Phrygern als Grabhügel künstlich errichtet. Vor Baubeginn des Monuments wurde er archäologisch untersucht. Die Funde der Ausgrabung sind heute im Ethnografischen Museum ausgestellt. Die Bezeichnung Anıttepe (Monumentshügel) erhielt der Hügel erst mit Errichtung der Grabanlage für Atatürk.

Erster Bauabschnitt

Nachdem die Pläne für das Bauwerk feststanden, wurde am 9. Oktober 1944 in einer feierlichen Zeremonie der Grundstein gelegt. Die Bauarbeiten wurden innerhalb von neun Jahren in vier Stufen fertiggestellt.

Der Bau des Fundaments und der Stützmauern für den Löwenweg Arslanlı Yol begann am Tag der Zeremonie und dauerte bis Anfang 1950.

Zweiter Bauabschnitt: 1945–1950

Am 29. September 1945 begann der Bau der den Festplatz einfassenden Gebäude, der bis zum 8. August 1950 dauerte. Gleichzeitig wurde die Statik für das Monument errechnet, das in Beton und Stein ausgeführt und das Fundament nicht zu sehr belasten durfte. Ende 1947 wurden die Ausschachtungs- und Isolationsarbeiten beendet und eine elf Meter hohe Eisenbetonkonstruktion für den Unterbau des Monuments geschaffen.

Eingangstürme, Wege und Straßen sowie eine Baumschule, die Garten- und Parkgestaltung und die Bewässerungsanlage wurden in diesem Abschnitt fertiggestellt.

Dritter Bauabschnitt: 1950

Die Auffahrtswege, der Löwenweg, die Pflasterung des Festplatzes und des Mausoleumbodens, die Anfertigung der Stufen für die Treppen, sowie der Sarkophag wurden in diesen Zeitabschnitt durchgeführt.

Vierter Bauabschnitt: 1950–1953

In diesem Bauabschnitt (20. November 1950 – 1. September 1953) wurde die Ehrenhalle ausgestattet und die Wände mit Steinleisten verziert. Das Gewölbe, das die große Ehrenhalle trägt und in dem sich jetzt ein Museum zum Lebenswerk Atatürks befindet, wurde gebaut. Für die Ehrenhalle war ursprünglich ein Gewölbeabschluss auf Säulen vorgesehen. Um das Projekt zu verkürzen, wurde auf das Gewölbe verzichtet und das Bauwerk um 28 Meter verkleinert. Die Decke wurde flach in Stahlbeton ausgeführt und innen mit Mosaik verkleidet, wodurch auch die Belastung für das Fundament sank.

Im Januar 1952 wurde auf Initiative des Bildhauers Rudolf Belling, ab 1956 nach seinem Austritt 1937 und Emigration nach Istanbul Mitglied und Leiter der Sektion für Bildhauerei der Berliner Akademie der Künste [2], ein Wettbewerb unter türkischen Bildhauern für die Skulpturen am Atatürk-Mausoleum ausgeschrieben. Rudolf Belling wurde mit der Oberaufsicht der künstlerischen Arbeiten am Mausoleum betraut.

Materialien und Details

Der weiße Travertin für die Skulpturen, Löwenfiguren und Säulen stammt aus Pınarbaşı (Kayseri), der im Inneren der Türme, stammen aus Polatlı und Malıköy. Aus gelbem Travertin aus Eskipazar (Çankırı) wurden die Siegesreliefs, die Außenverkleidung der Ehrenhalle und die Pfeiler der den Festplatz umgebenden Hallen gefertigt.

Der cremefarbene, rote und schwarze Marmor, mit dem der Fußboden in der Ehrenhalle ausgelegt ist, stammt aus Çanakkale, Hatay und Adana, der grüne Marmor aus Bilecik, der tigerfellfarbene Marmor an den Wänden der Ehrenhalle aus Afyonkarahisar. Der große Steinblock für den Sarkophag stammt aus Osmaniye, seine weiße Marmorverkleidung ebenfalls aus Afyonkarahisar.

Das schwarze und roten Gestein für den Boden von Festplatz und Türmen kommt aus Boğazköprü (Kayseri).

Grabkammer

Die Grabkammer Atatürks befindet sich direkt unter der Ehrenhalle. Der Leichnam Atatürks liegt nicht in einem Sarkophag, sondern direkt unter der Erde. Die Kammer hat eine achteckige Grundform sowie eine pyramidenförmige Decke. Die Architektur der Grabkammer orientiert sich an der seldschukisch-osmanischen Tradition einer Türbe.[3] Der symbolische Sarkophag ist dabei in Richtung Mekka ausgerichtet. Um den Sarkophag sind Gefäße aufgestellt, in denen sich Erde aus allen Provinzen der Republik Türkei (damals 67) sowie Erde aus der Türkischen Republik Nordzypern, aus Aserbaidschan, aus dem Geburtshaus Atatürks in Thessaloniki, aus dem türkischen Soldatenfriedhof in Korea und aus dem Grab Süleyman Schahs befindet.[4]

Sehenswürdigkeiten der Grabanlage

  • Löwenweg
  • Friedensturm
  • Turm der Revolution
  • Turm des Nationalen Aufstands
  • Turm zur Verteidigung der türkischen Nationalrechte
  • Soldatenturm
  • Siegesturm
  • Turm des 23. April
  • Turm der Republik
  • Appell an die Türkische Jugend
  • Relief mit dem Titel „Der Kampf auf dem Schlachtfeld von Sakarya“
  • Schlacht des Oberbefehlshabers
  • Ehrenhalle
  • İsmet İnönüs Sarkophag
  • Grabkammer
  • Alagöz-Quartier-Museum
  • Bibliothek „Atatürk und die türkische Revolution“
  • Kunstgalerie
  • Fahnenmast
  • Festplatz
  • Gruppe der Männerfiguren
  • Gruppe der Frauenfiguren
  • Friedenspark
  • „Anıtkabir“-Museum

Bedeutung

Das Mausoleum ist vor allem für inländische Touristen ein oft gewähltes Ausflugsziel. So besuchten im Jahr 2007 12.661.565 Menschen Anıtkabir. Dabei waren 12.301.779 der Besucher aus dem Inland und 359.786 aus dem Ausland.[5] Auch Rollstuhlfahrer können den gesamten Komplex besuchen, der mit modernen technischen Mitteln behindertengerecht erweitert wurde.[6]

Einzelnachweise

  1. Afife Batur: „Anıtkabir" in: „Cumhuriyet Dönemi Türkiye Ansiklopedisi", Istanbul 1983–1985, Bd. 5, S. 1392
  2. Rudolf Belling 1886-1972
  3. Mausoleum Atatürks (Anıtkabir), Türkische Botschaft, Informationsabteilung für Kultur und Fremdenverkehr, Wien/Österreich, abgerufen am 1. Juli 2008
  4. Mezar Odası, Informationsportal der Türkischen Streitkräfte, abgerufen am 1. Juli 2008
  5. ANITKABİR ZİYARETÇİ SAYILARI, ANITKABİR, abgerufen am 26. Juni 2008
  6. Behindertengerechter Komplex

Weblinks

 Commons: Anıtkabir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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