Maeslant-Sturmflutwehr

Maeslant-Sturmflutwehr
Maeslant-Sturmflutwehr
Maeslant-Sturmflutwehr geschlossen
Modell des Maeslant-Sturmflutwehrs

Das Maeslantkering (Maeslant ist Altniederländisch für Maasland, nach dem Fluss Maas) ist ein Sturmflutwehr, das Schutz für etwa eine Million Menschen im Großraum Rotterdam bietet.

Nach der verheerenden Sturmflutkatastrophe (Hollandflut) von 1953, die 1836 Menschenleben kostete, wurde der Deltaplan entwickelt. Der Hauptgedanke bestand darin, das Gebiet von Rotterdam bis Antwerpen mit Dämmen zu schützen. Die Meeresarme sollten verschlossen und die Küstenlinie damit verkürzt werden, um Sturmfluten weniger Angriffsfläche zu bieten. Von mehreren Entwürfen wurde die beste heute bekannte Konstruktion schließlich verwirklicht. Nie zuvor wurde ein Sturmflutwehr mit derart großen beweglichen Teilen gebaut. Da diese sämtlich an Land liegen, wird der Schiffsverkehr auf dem Weg zum Rotterdamer Hafen nicht beeinträchtigt.

Das Wehr wurde von 1991 bis 1997 von 600 Arbeitern errichtet und kostete 660 Millionen Euro. Die gesamte Konstruktion besteht aus dreimal soviel Stahl wie der Eiffelturm in Paris. Die beiden kreisbogenförmigen Tore sind jeweils drehbar um ein im geometrischen Mittelpunkt befindliches Kugelgelenk mit einem Durchmesser von 10 Metern und einem Gewicht von 680 Tonnen gelagert. Die Fundamente der Lager bilden große Kissen aus Beton. Die Arme, die die Kreisbogensegmente der Sperrtore mit den Drehgelenken an den Lagerpunkten verbinden, haben eine Länge von 237 m und bestehen aus drei großen, miteinander verbundenen Fachwerkträgern aus Stahlrohren. Die Tore des Wehrs sind 22 m hoch und je 210 m lang. Sie wurden aus insgesamt 18 Einzelsegmenten errichtet, welche auf Schiffen im Wasser aneinander geschweißt wurden.

Bei normalem Wasserstand befinden sich die Tore in Trockendocks am Ufer des Nieuwe Waterweg. Die Schifffahrt kann dann ungehindert passieren. Bei einer drohenden Sturmflut werden die Docks geflutet. Dadurch schwimmen die Tore auf. Mit zwei redundanten Fünf-Zylinder-Hydraulikmotoren werden die Tore um ihren Drehpunkt in die Mitte des Nieuwe Waterweg geschwenkt. Dort werden die Tore geflutet und auf den Grund der Schifffahrtsstraße abgesenkt. Kurz vor der Bodenberührung entsteht eine starke Strömung zwischen den Toren und dem Grund, welche das Fundament von Ablagerungen und Schlick befreit. So schließen die Tore den 360 Meter breiten Nieuwe Waterweg ab. In der Mitte bleibt jedoch ein Spalt von 1,5 m, damit die Tore bei Sturm nicht aufeinander prallen.

Die Schließung der Wasserstraße dauert genau 2½ Stunden und erfolgt dann, wenn bei Rotterdam ein Wasserstand von 3,00 Meter über dem Amsterdamer Pegel (NAP) erwartet wird. Dieser Wasserstand tritt im Durchschnitt einmal in fünf Jahren auf. Auf beiden Seiten des Sturmflutwehrs stehen Kontrollzentren, in denen Computer die Schließung automatisch steuern. Alle zehn Minuten wird eine Voraussage des Wasserstandes der nächsten 24 Stunden erstellt. Einmal im Jahr wird eine gesamte Schließung zur Überprüfung durchgeführt.

Im angeschlossenen Besucherzentrum, von rund 200 m² Fläche, sind besonders kinderfreundlich und übersichtlich Bau, Funktion und Folgen des Stauwehrs erklärt. Auch Satellitenkarten und ein auf Knopfdruck flutendes (nebenstehend abgebildetes) Modell sind zu betrachten.

In der Nacht zum 9. November 2007 wurde das Wehr erstmals aufgrund einer Sturmflut geschlossen, als das Sturmtief Tilo über Mittel- und Nordeuropa zog. Gleichzeitig wurde auch das Hartel-Sturmflutwehr geschlossen.

Weblinks

 Commons: Maeslant-Sturmflutwehr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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