Maeshowe

Maeshowe
Maeshowe
Eingang

Maeshowe ist eine in der Jungsteinzeit errichtete Megalithanlage auf den schottischen Orkney-Inseln und Teil des UNESCO Weltkulturerbes The Heart of Neolithic Orkney.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Funktion

Maes Howe – gelegentlich auch Maeshowe geschrieben - liegt auf Mainland, der Hauptinsel der Orkney, ca. 10 km westlich des Hauptortes Kirkwall, auf halben Wege zwischen dem Loch of Harray und der Tormiston Mill (Informationszentrum) an der A965.

Die Anlage besteht aus einem Ganggrab auf einer sorgfältig aus dem anstehenden Gestein gehauenen rund-ovalen Platte, die von Graben und Wall umschlossen ist. Maes Howe ist namengebend für die sieben nur auf den Orkney vorkommenden Maeshowe type chambered cairns.

Eine Funktion als Grablege ist für andere Maeshowe type chambered cairns erwiesen. Die Kammer von Maeshowe ist auf den Sonnenuntergang am Tag der Wintersonnenwende ausgerichtet. Der Verlauf des Ganges (horizontaler Knick) wurde vielleicht im Laufe des Baus korrigiert.

Grabungen

Die neuzeitliche Öffnung des Maeshowe Cairns erfolgte 1861 durch James Farrer; dabei Ausräumung von Trümmern und Ersterfassung der Runeninschriften. Grabungen von V.G. Childe in den 1950er-Jahren, die vor allem der Sicherung der baulichen Substanz und des Hügels galten, bestätigten, dass der Hügel über der Kammer nicht wie sonst bei Cairns üblich aus einer mächtigen Steinpackung aus Geröllen sondern überwiegend aus Lehm und Torf mit eingestreuten Bruchsteinen bestand. In den 1970ern führte Colin Renfrew mehrere Grabungen durch, die dem Ziel dienten, aus dem Bereich der eingeebneten Platte und aus den Gräben datierbares Material zu gewinnen. 2003 erfolgten umfangreiche technische Untersuchungen, insbesondere, um das Schwitzwasserproblem in den Griff zu bekommen. Dabei wurde der Innenraum photogrammetrisch vermessen; die Ergebnisse sind bisher nicht vollständig publiziert.

Aufbau

Der Kammerbau ist von faszinierender Präzision. Die Anlage ist aus plattigen geschichteten Sandsteinen errichtet und hat relativ ebene Wände. Ein ca. 11 m langer, relativ niedriger Gang führt in eine große Hauptkammer mit drei Seitenkammern. Die Eingänge zu den Nebenkammern gehen nicht auf Bodenniveau von der Hauptkammer ab, sondern sind weniger als 1 m darüber in die Wände eingelassen. Auch sie konnten durch Steinblöcke verschlossen werden, die sich heute auf dem Boden der Hauptkammer vor den jeweiligen Nischen befinden.

Verbaut wurden durchweg Sandsteine der Region, die entlang natürlicher Verwitterungslinien gebrochen wurden. Die exakte Lage der Schichtpakete lässt darauf schließen, dass einzelne der Platten an der Oberfläche nachbearbeitet wurden, um sie mit möglichst schmalen Fugen schichten zu können. Konkrete Bearbeitungsspuren wurden bisher aber nicht identifiziert. Die vier in den Eckpfeilern der Hauptkammer eingearbeiteten Steine und zwei weitere in der Passage (einer als Mauer in der Westwand, einer als Deckstein) zählen zu den größten Einzelsteinen, die je in schottischen Megalithanlagen verbaut wurden.

Blick auf die Südwand und durch die Eingangspassage im Zustand etwa 1970.

Der Zugang ist präzise auf den Punkt bei Untergang der Sonne am Tag der Wintersonnenwende ausgerichtet. Im Ausgang der Zugangspassage findet sich eine Nische, in der der Verschlussstein bei der Öffnung geschoben werden konnte (wo er heute dauerhaft liegt). Im verschlossenen Zustand blieb ein Lichtspalt jedoch frei, so dass die Strahlen der Sonne bei Sonnenuntergang (ähnlich wie in Newgrange durch die sog. roof box) in die Kammer fallen konnten und genau die Nische in der dem Eingang gegenüberliegenden Wand trafen.

Der Hügel über der von einem weiten und breiten Grabenring und Wall umgebenen Anlage ist ca. 7 m hoch und hat einen Durchmesser von ca. 35 m. Die hohe Kammer wird durch ein Kraggewölbe abgeschlossen (heute moderne Betondecke).

Renfrews letzte Grabungen zeigten, das der flache Graben wohl zuletzt gefertigt und nie ganz fertiggestellt wurde; so stellt er sich vor allem im Nordwestquadranten rein als Rand der Plattform dar, der nach außen von einem höchstwahrscheinlich wikingerzeitlichen, flachen Erdwall begrenzt wird.

Datierung

Für das Grab selbst liegen keine 14C-Daten vor. Das bei Renfrews Grabungen in den 1970er-Jahren gewonnene Material von den Außenanlagen weist auf Zeiten zwischen 3930 v. Chr. +/- 110 (Lab.Nr. SRR 791 aus dem nördlichen Grabenschnitt) und etwa 2110 v. Chr. +/- 110 (Lab. Nr. SRR 504 aus dem südlichen Grabenschnitt). Nach Bewertung der genauen Fundpositionen, Einlagerungsumstände und weiterer 14C-Daten und ihren Fundpositionen sowie im Abgleich mit baustrukturellen Befunden bei anderen Gräbern des Typs folgert er, dass die Anlage etwa zwischen 3.200-2.900 v. Chr. errichtet wurde.

Die Runeninschriften im Maes Howe

Details zweier Runeninschriften aus der Nordwand in Standardform und als Zweigrunen. Die Aufnahme erfüllt nur Demozwecke und ist aus div. Gründen nicht für den akademischen Gebrauch gedacht. Vgl. zu den Gründen "Beschreibung des Originalbildes".
Frei ausgestaltete Umzeichnung des Maes Howe Dragon (Südteil der Westwand der Hauptkammer) nach einem Foto

Die Runeninschriften im Maes Howe, die überwiegend im Zusammenhang mit dem in der Orkneyinga saga überlieferten Einfall einer Gruppe Kreuzfahrer etwa 1134-35 entstanden, sind aus einer Reihe von Aspekten von Bedeutung:

  • Es ist die größte Ansammlung von Runeninschriften in situ, die man bisher gefunden hat.
  • Ihre Nachrichten gehen weit über die üblichen formelhaften Anmerkungen hinaus.
  • Sie vertreten alle drei bisher bekannten Runenschreibweisen: Normalschrift, Zweigrunen (twig runes) und den baumförmigen Stil (tree runes); die Entzifferung letzterer wurde durch diesen Fund überhaupt erst möglich.
  • Sie belegen die engen kulturgeschichtlichen Verflechtungen im Nordatlantikraum einerseits, sie beweisen – wenn auch nur in einem scheinbar unwichtigen Detail – wie exakt die Überlieferungen der Saga-Literatur sein können und werfen andererseits ein völlig neues Licht auf die Stellung der Frau in jener Zeit (z.B. die runenkundige, hier auch schreibende Lifolf als Mitglied der Kreuzfahrergruppe).

Die eindringenden Wikinger fanden im Maes Howe etwas vor, was sie als großartigen Schatz ansahen und für dessen Bergung sie mehrere Tage benötigten. Was sie fanden ist ungeklärt.

Neben den Inschriften sind drei Ritzzeichnungen der Wikinger erhalten: Eine wird als Walross interpretiert, die zweite zeigt einen Hundekopf mit heraushängender Zunge, bei der dritten handelt es sich um den sogenannten Maehowe dragon, einer sehr differenzierten Darstellung eines Drachen, in dessen Rücken ein Schwert steckt. Als eines der meistverkauften Motive der gutgehenden Schmuckindustrie von Orkney wurde der Drachen vom Maes Howe zum eigentlichen Schatz für die Orkadier der Gegenwart.

Weblinks

Die Website des orkadischen Fotografen Dr. Charles Tait [1] zeigt jährlich etwa von Ende Oktober bis Ende Januar / Mitte Februar aus drei Kamerapositionen die Sonnenuntergangssituation. Zudem bietet sie zahlreiche Stills zum Maeshowe und detaillierte Beschreibungen des Objektes (in englischer Sprache).


Literatur

  • Patric Ashmore: Maes Howe, HMSO, Edinburgh 1997, ISBN 1-900168-06-5
  • Frances Lynch: Megalithic tombs and Long Barrows in Britain, Shire Books, Princes Risborough 1997, ISBN 0-7478-0341-2
  • Michael P. Barnes: The Runic Inscriptions of Maeshowe, Orkney, Runrön 8, Uppsala 1994.

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