Machtlos

Machtlos
Filmdaten
Deutscher Titel Machtlos
Originaltitel Rendition
Produktionsland USA, Südafrika
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2007
Länge 121 Minuten
Altersfreigabe FSK Deutschland: ab 16 Österreich: ab 14
Stab
Regie Gavin Hood
Drehbuch Kelley Sane
Produktion Steve Golin,
David Kanter,
Keith Redmon,
Michael Sugar,
Marcus Viscidi
Musik Paul Hepker,
Mark Kilian
Kamera Dion Beebe
Schnitt Megan Gill
Besetzung

Machtlos (Rendition) ist ein US-amerikanisch-südafrikanischer Thriller aus dem Jahr 2007. Regie führte Gavin Hood, das Drehbuch schrieb Kelley Sane.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film zeigt in zwei parallel laufenden Handlungssträngen die Zeiträume vor und nach einem Terroranschlag, bei dem auf einem Marktplatz in einem nordafrikanischen Land 19 Menschen sterben. Unter den Opfern befinden sich der Attentäter Khalid sowie Fatima, die Tochter des örtlichen Polizeichefs Abasi Fawal, dem zugleich der Anschlag galt.

Der aus Ägypten stammende Ingenieur Anwar El-Ibrahimi ist kurz nach dem Anschlag auf der Rückreise von einer Tagung in Südafrika nach Chicago. Im Alter von 14 Jahren kam er in die USA, besitzt eine Green Card und lebt dort mit seinem Sohn Jeremy und seiner hochschwangeren US-amerikanischen Frau Isabella. El-Ibrahimi gilt nach dem Anschlag als höchst verdächtig und wird beim Umsteigen am Flughafen von der CIA aufgegriffen, festgenommen und – im Rahmen einer außerordentlichen Auslieferung – ohne Anklage in ein Gefängnis außerhalb der USA gesteckt. Als er nicht wie verabredet am Flughafen ankommt und sich auch nicht meldet, beginnt seine Frau Nachforschungen anzustellen. Sie wendet sich an ihren alten Collegefreund Alan Smith, der inzwischen in Washington für einen Senator arbeitet. Smith stößt bei seinen Recherchen schnell auf die CIA und dort insbesondere bei Corrine Whitman, der Chefin der amerikanischen Anti-Terror-Einheit, die El-Ibrahimis Gefangennahme angewiesen hat, auf Mauern des Schweigens. Whitman teilt ihm lediglich mit, die CIA besitze die Legitimation, um El-Ibrahimi fest zu halten, da der gesuchte Islamist Rashid Silime dessen Handy angerufen habe.

Währenddessen leitet Abasi Fawal die Folter El-Ibrahimis ein, da dieser noch keine Informationen geliefert hat und statt dessen steif und fest behauptet, Rashid nicht zu kennen. An der Folter nimmt der junge CIA-Analyst Douglas Freeman als Beobachter teil. Die brutale Folter belastet ihn schon bald sehr. Je härter die Foltermethoden werden, desto stärker beteuert El-Ibrahimi seine Unschuld – bis ihm klar wird, dass er nur überleben kann, wenn er Informationen liefert. Ganz egal, ob diese wahr oder falsch sind.

Abasi Fawal ahnt nicht, dass seine Tochter, die bei dem Anschlag starb, sich bereits seit langem heimlich mit dem jungen Islamisten Khalid, der den Terroranschlag auf Abasi ausführte, traf und dabei jedoch keinerlei Kenntnisse von Khalids Plänen erlangte, um ihren Vater warnen zu können.

Isabella ist verzweifelt, als Smith ihr eröffnet, er könne ihr nicht mehr helfen. Er hat von seinem Vorgesetzten die Anweisung erhalten, seine Karriere nicht für „diese Geschichte“ aufs Spiel zu setzen. Daher rät Smith Isabella, sich an einen Anwalt zu wenden. In ihrer Hilflosigkeit versucht sie, Corrine Whitman persönlich zu einer Aussage zu bewegen, wird jedoch schnell abgewimmelt, als sie diese vor einer ihrer Besprechungen abfängt.

Freemans Bedenken im Fall El-Ibrahimi werden noch größer, als er feststellt, dass dieser lediglich Falschinformationen geliefert hat. Daher setzt Freeman heimlich mit der Hilfe des Innenministers des nordafrikanischen Landes die Freilassung des Gefangenen durch und organisiert seine Flucht über Spanien zurück in die USA. Seine Vorgesetzten in den USA erfahren davon erst durch die Presse. Schließlich kehrt El-Ibrahimi als freier Mann nach Chicago zu seiner Familie zurück.

Hintergrund

Produktion

Der Film wurde in Anaheim, in Los Angeles, in Washington D.C., in Kapstadt (Südafrika) und in Marrakesch sowie Essaouira (Marokko) gedreht.[1] Die Dreharbeiten begannen am 13. November 2006.[2] Er hatte seine Weltpremiere am 7. September 2007 auf dem Toronto International Film Festival 2007.[3] Die breite Veröffentlichung startete am 19. Oktober 2007 in den USA, in Großbritannien und in Kanada sowie am 22. November 2007 in Deutschland.[3] Dem Film stand ein geschätztes Budget von 27,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung.[2] Der Film spielte in den Kinos der USA bis zum 15. November 2007 etwa 9,7 Millionen US-Dollar ein.[4] Bereits über 4 Millionen US-Dollar spielte er dabei am Eröffnungswochenende ein.[2] An den deutschen Kinokassen wurden bis Ende November 2007 knapp 38.500 Besucher gezählt.[2]

Realer Hintergrund des Films

Der Filmkonzern Warner Bros. selbst gibt folgendes Statement zur im Film aufgegriffenen Problematik an:

Gavin Hood (Regisseur des Oscar-preisgekrönten „Tsotsi“) wagt sich mit seinem mitreißenden Thriller in die Grauzone zwischen links und rechts, Recht und Unrecht, ohne einfache Antworten parat zu haben: Er wirft ein provokantes Schlaglicht auf die komplizierten Auswirkungen der als „extraordinary rendition“ („außerordentliche Auslieferung“, Überstellung in die Rechtlosigkeit) bekannten US-Politik: Im Rahmen dieses Verfahrens werden Nicht-Amerikaner, die als Bedrohung für die nationale Sicherheit gelten, entführt und in geheimen Gefängnissen außerhalb der USA verhört.[5]

Der Film greift eine derzeit gängige Praxis der extraordinary rendition, der Überstellung von Terrorverdächtigen an Drittstaaten, um dort durch Folter wichtige Informationen in Erfahrung bringen zu lassen, der US-Auslandsdienste auf, die unter anderem durch die Gefangenen im Nachlauf der Afghanistan- und Irak-Invasionen der USA, zumindest für den US-eigenen Inhaftierungsort Guantanamo Bay, einer US-Militärbasis auf Kuba, in den westlichen Medien eine gewisse Bekanntheit erlangt hat. Es wird von US-amerikanischer Seite her immer wieder betont, es handle sich bei den so genannten „außerordentlichen Auslieferungen“ ins Ausland weder um US-Verfassungsgebiet, so dass die Grundrechte der US-Verfassung nicht bemüht werden könnten, noch um Kriegsgefangene, so dass, zumindest aus dem Selbstverständnis der USA heraus, das Erfordernis, die Genfer Konvention anzuwenden, nicht gegeben war. Die Presse bezeichnete solche nahezu kontaktlosen Inhaftierungen der Betroffenen wiederholt mit dem sprachlichen Bild „Schwarzes Loch“.[6]

Im Kontext von außerordentlichen Überstellungen kam es selbst schon auf den höchsten Ebenen der EU zur Thematisierung, insbesondere wegen der damit verbundenen Luftbewegungen und den damit transportierten Menschen.[7] Starke Hinweise auf entsprechende US-Lager in Polen und Rumänien existieren.[8] Ebenso gibt es Hinweise auf solche Überstellungen bzw. die quasi gleichwertige, intensive Mitwirkung der USA bei der Inhaftierung von Menschen in Gefängnissen von Drittländern, wie beispielsweise im Fall des deutsch-syrischen Staatsbürgers Muhammad Haidar Zammar.[9] Letztendlich stehen den US-Behörden die Möglichkeiten offen, jeglichen Ausländer zum feindlichen Kämpfer zu deklarieren, um damit einen erweiterten Handlungsspielraum zu erlangen.[10]

Kritik

Roger Ebert schrieb in der Chicago Sun-Times vom 19. Oktober 2007, der Film – der die Theorie und die Praxis der Folter sowie der persönlichen Verantwortung thematisiere – sei kostbar und selten. Er sei ein „intelligenter“, „wichtiger“, „souveräner“ und „wirkungsvoller“ Thriller.[11]

Todd McCarthy schrieb in der Zeitschrift Variety vom 10. September 2007, sogar die inspirierte Reese Witherspoon, die simplen Charakteren und unsinnigen Drehbüchern einen Funken Schwung übergeben könne, könne kaum mehr tun, als nach verschiedenen Wegen suchen, besorgt auszusehen. Mehr „Saft“ gebe es in den Darstellungen der arabischen Charaktere, vor allem in jener von Omar Metwally.[12]

David Nusair schrieb auf Reel Film Reviews, der Drehbuchautor sorge wirkungsvoll für Ausgleich zwischen verschiedenen Charakteren und Handlungssträngen. Der Film sei nicht jenes zum Nachdenken provozierende Drama, welches der Regisseur eindeutig beabsichtigt habe. Es gebe dennoch fesselnde Momente.[13]

Das Lexikon des Internationalen Films urteilt: „Ein solider und gutgemeinter, aber vereinfachender Film über ein brisantes Thema.“[14]

Auszeichnungen

Gavin Hood gewann mit diesem Film im Jahr 2007 beim Mill Valley Film Festival den Filmpreis in der Kategorie „Audience Award for narrative feature“, dem Publikumspreis für die erzählerische Darstellung.[15]

Beim Teen Choice Award 2008 wurden Reese Witherspoon und Jake Gyllenhaal als beste Darsteller in einem Filmdrama nominiert, mussten sich jedoch Keira Knightley für ihre Darstellung in „Abbitte“ sowie Channing Tatum für seine Schauspielleistung in „Stop-Loss“ geschlagen geben.[15]

Einzelnachweise

  1. Drehorte laut Internet Movie Database
  2. a b c d Budget und Einspielergebnisse laut Internet Movie Database
  3. a b Starttermine laut Internet Movie Database
  4. boxofficemojo.com abgerufen am 25. November 2007
  5. Warner Bros.: „Machtlos“ – Rubrik „Film-Info » Inhalt“
  6. „Das »schwarze Loch« – Das Lager Guantanamo“, n-tv, 11. Juni 2006
  7. „Mehrere EU-Länder haben CIA-Verschleppungen akzeptiert und verschleiert“, Telepolis, Peter Nowak 15. Februar 2007
  8. „Geheimgefängnis der CIA in Polen oder Rumänien?“, Telepolis, Florian Rötzer, 3. November 2005
  9. „Fall Zammar: Regierung weiß von Folter in Syrien“, Tagesschau, 24. Januar 2008
  10. „Ausländer in den USA können zu feindlichen Kämpfern erklärt werden“, Telepolis, Florian Rötzer, 22. November 2006
  11. Filmkritik, Chicago Sun-Times, Roger Ebert, 19. Oktober 2007
  12. Filmkritik, Variety, Todd McCarthy, 10. September 2007
  13. Filmkritik, Reel Film Reviews, David Nusair, 2007, abgerufen am 17. September 2007
  14. Zeitschrift film-dienst und Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.), Horst Peter Koll und Hans Messias (Red.): Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2007. Schüren Verlag, Marburg 2008. ISBN 978-3-89472-624-9
  15. a b Nominierungen und Auszeichnungen laut Internet Movie Database

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • machtlos — machtlos …   Deutsch Wörterbuch

  • machtlos — Adj. (Mittelstufe) keine Macht habend Beispiele: Die Polizei war machtlos gegen Handlungen des schlauen Diebes. Wir konnten nur stehen und machtlos zuschauen …   Extremes Deutsch

  • Machtlos — Machtlos, er, este, adj. et adv. der Macht beraubt, keine Macht habend, in den drey ersten Bedeutungen des Hauptwortes 2. Macht 1. vornehmlich in der edlern und höhern Schreibart, für ohnmächtig. Ein machtloses Geschöpf. Ein machtloser Minister.… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • machtlos — mạcht·los Adj; nicht mehr fähig, etwas zu tun oder zu unternehmen, besonders weil der Gegner zu stark ist <jemandem / etwas gegenüber völlig machtlos sein; gegen jemanden / etwas machtlos sein; jemandem / etwas völlig machtlos… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • machtlos — macht|los [ maxtlo:s] <Adj.>: 1. keine Macht (1) besitzend, ohne Macht: die machtlose Opposition; sie waren machtlos gegen die Feinde/gegenüber den Feinden. 2. nicht über die nötigen Mittel verfügend, nicht in der Lage, etwas auszurichten:… …   Universal-Lexikon

  • machtlos — ausgeliefert, einflusslos, entmachtet, hilflos, ohne Einfluss/Macht, ohnmächtig, schutzlos, schwach, wehrlos. * * * machtlos:1.〈keineMachtbesitzend〉einflusslos·ohnmächtig·schwach–2.m.sein:〈nichtüberdienötigeMachtverfügen〉keinenEinflusshaben·ohneEi… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Machtlos (Breitenbach am Herzberg) — Machtlos Gemeinde Breitenbach am Herzberg Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Machtlos (Begriffsklärung) — Machtlos ist der Name eines US amerikanisch südafrikanischer Thrillers, siehe Machtlos, eines Ortsteiles von Ronshausen, siehe Machtlos (Ronshausen) eines Ortsteiles von Breitenbach am Herzberg, siehe Machtlos (Breitenbach am Herzberg) …   Deutsch Wikipedia

  • Machtlos (Ronshausen) — Machtlos Gemeinde Ronshausen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Machtlos vis-à-vis stehen —   Mit der umgangssprachlichen Wendung wird ausgedrückt, dass man an einer Sache nichts ändern kann, ihr machtlos gegenüber steht: Wir sehen, wie dieser Mann sich zugrunde richtet, aber wir stehen machtlos vis à vis. Der Kleine will einfach keinen …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”