Machalla

Machalla

Die Machalla (oder Machala, arabisch ‏محلة‎, DMG Mahalla; albanisch und usbekisch Mahalla; bulgarisch Махала/Machala, türkisch Mahalle) ist eine institutionalisierte Selbstverwaltung von Stadtvierteln und Dörfern in vielen Ländern des Nahen Ostens, Mittlerer Ostens sowie Zentralasiens. In Südosteuropa kommt Machalla auch in den Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches vor. Es handelt sich um eine offizielle Verwaltungseinheit. Mahalla ist ein arabisches Wort, das ins Deutsche übersetzt, so viel wie „Nachbarschaft“ bedeutet und waren relativ eigenständigen Siedlungseinheiten.

Inhaltsverzeichnis

Osmanisches Reich

Im Osmanischen Reich war die Mahalle die kleinste Verwaltungseinheit. Die Mahalle spielt in der Regel eine wichtige Rolle in der Identitätsbildung mit der örtlichen Moschee, bzw. Kirche und der lokalen Café (türk. Kahvehane) als die wichtigsten sozialen Einrichtungen. Die Machallas bildeten sich nach ethnischen, religiösen und familiären Merkmalen[1] und verfügten meistens über einen zentralen Platz der megdan und einen Marktplatz čarshia.

Das Amt des Muhtar (türk. Muhtarlık) wurde entwickelt, als die kleinste Verwaltung, mit den repräsentativen und Befugnisse auf lokaler Ebene. Der Muhtar wird alle fünf Jahre von der Gemeinde gewählt. Er ist zuständig für die Mahalle und übernimmt Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Ihm zur Seite steht ein sogenannter Ältestenrat (türk. Ihtiyar meclisi), dem gewählte Mitglieder sowie der Dorfschullehrer und der örtliche Imam als „natürliche Mitglieder“ angehören.

Usbekistan

Die Struktur der Mahalla besteht seit dem (europäischen) Mittelalter, im Artikel 105 der usbekischen Verfassung ist verbrieft, dass die Mahalla sämtliche in ihre Zuständigkeit fallenden Fragen selbständig behandeln kann. Ferner dürfen die Mahallas eigene Kandidaten für das usbekische Parlament vorschlagen, ein Recht, welches allerdings eher auf dem Papier existiert. In jeder Mahalla wird für jeweils zweieinhalb Jahre ein Sprecher – Aksakal (türk. Weißbart) – gewählt, der in der Regel gleichzeitig Richter und Mullah der Mahalla ist.

Die Mahalla regelt alle lokalen Angelegenheiten, häufig wird die Haschar genannte Nachbarschaftshilfe praktiziert. Diese Tradition fand im sowjetischen Subbotnik eine verwandte Ausdrucksform, heißt heute wieder Haschar und ist ein wichtiges Konzept innerhalb der Mahalla. Mittels Haschar werden beispielsweise Stadtviertelmoscheen renoviert oder Straßen instand gesetzt.

Einzelnachweise

  1. Grigor Doytchinov: Städtebau in Bulgarien vom 19. bis zum 21. Jahrhundert in Urbanisierung und Stadtentwicklung in Südosteuropa 19. bis zum 21. Jahrhundert, Südosteuropa Jahrbuch 37, S. 186

Weblink


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zefiryn Machalla — (born August 1, 1915, died January 10, 1952), was a major of the Polish Army and participant of the Polish September Campaign. In the interbellum period, his talent was highly praised by the Polish Army Headquarters, for his outstanding bravery,… …   Wikipedia

  • Greta Schloch — ist ein Musik , Hörspiel und Comedy Projekt der deutschen Künstlerin und diplomierten Grafik Designerin Daniela Telitzky. Ihr Stil mischt Rock , Pop , Elektro und Trashelemente. Komplexe Arrangements wechseln sich ab mit minimalistischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Mahalle — Die Machalla, auch Mahalla, Mahallya und Mahalle, ist eine institutionalisierte Selbstverwaltung von Stadtvierteln in vielen Ländern des Nahen Ostens, Mittlerer Ostens und Zentralasiens. Es handelt sich um eine offizielle Verwaltungseinheit.… …   Deutsch Wikipedia

  • Schloch — Greta Schloch ist ein Musik und Comedy Projekt der deutschen Künstlerin und Dipl. Grafik Designerin Daniela Telitzky. Ihr Stil mischt Rock , Pop , Elektro und Trashelemente, ihre Texte sind skurril schräg, dennoch oft nah an der Realität. Schloch …   Deutsch Wikipedia

  • Knjaschewo — (bulgarisch Княжево von Knjaz, zu dt. Fürst) ist ein Viertel der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Der Stadtbezirk liegt am südwestlichen Stadtrand, an den Ausläufern des Witoscha Gebirges. Knjaschewo liegt zwischen dem Boulevard Zar Boris III …   Deutsch Wikipedia

  • Adam Michnik — (born October 17, 1946, Warsaw, Poland) is the editor in chief of Gazeta Wyborcza, where he sometimes writes under the pen names of Andrzej Zagozda or Andrzej Jagodziński. In 1968 1989 he was one of the leading organizers of the illegal,… …   Wikipedia

  • List of Cork archaeological sites — A list of archaeological sites in County Cork, Republic of Ireland.Bantry AreaBantry Archaeology* Coastal Promontory Fort, Dromclogh * Franciscan Friary, Abbey extant 1466 suppressed 1542 * Fulacht fiadh, Dromclogh, * Holy Well, Beach 15th.… …   Wikipedia

  • Abdul-Kasim-Medresse — Die Medresse Abdul Kasim in Taschkent wurde im 16. Jahrhundert gebaut. Zuerst ist es ein Komplex gewesen, der aus Moschee, Badeanstalt und Medresse bestand. Der Ort, wo sich der Komplex befand, hieß Jangi Machalla, und war eines der… …   Deutsch Wikipedia

  • Karakoyunlu (Türkei) — Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis Karakoyunlu Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Kizilca — Kızılca …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”