Antriebsformel

Antriebsformel

Als Antriebsformel bezeichnet man eine Schreibweise zur Kenntlichmachung der Antriebsart von Kraftfahrzeugen mit vier oder mehr Rädern. Um zu verdeutlichen, wie viele der Achsen bzw. der Räder angetrieben sind, hat sich folgende Schreibweise etabliert:

Zahl\ der\ R\ddot ader\ \times\ Zahl\ der\ angetriebenen\ R\ddot ader

Inhaltsverzeichnis

Gängige Antriebsformeln

  • Ein Standard-Pkw hat die Antriebformel 4×2 (ganz gleich ob Front- oder Heckantrieb), ein Allrad-Pkw 4×4
  • Ein Allrad-Geländewagen hat 4×4 (englisch: 4WD = four wheel drive oder AWD = All wheel drive)
  • Der Standard-Lkw hat 4×2
  • Ein dreiachsiger Lkw mit einer gelenkten Achse und zwei hinteren Antriebsachsen hat 6×4
  • Ein dreiachsiger auf allen sechs Rädern angetriebener Lkw 6×6
  • Ein Lkw mit allen vier angetriebenen Achsen 8×8
  • Sattelzugmaschinen in Großbritannien haben meist 6×(2)2, also gelenkte Vorderachse, hintere gelenkte Vorlaufachse und Antriebsachse
  • Ein normaler Stadtbus oder Reisebus mit vier Rädern hat ebenfalls 4×2, mit zwei angetriebenen Hinterachsen 6×4 (letztere heute jedoch selten)
  • Ein Dreiachs-Reisebus mit nur einer angetriebenen Achse entsprechend 6×2(2) (hintere Antriebsachse und gelenkte Nachlaufachse), mit zwei hinteren angetriebenen Achsen 6×4

Die meisten Militärfahrzeuge besitzen Allradantrieb, hier sind bei Lkw und Panzerwagen neben dem 4×4 öfter auch die Antriebsformeln 6×6 bzw. 8×8 zu finden. Eine Besonderheit stellen hier der Oshkosh-Lkw vom Typ HEMTT, die Mowag Piranha-Panzerwagen der Generationen II und IIIC, sowie der schwere tschechische Lkw Tatra T 816 FORCE dar, diese gibt es auch in einer 10×10-Version.

Ausnahmefälle bei Antriebsformeln

(Anmerkung: Die Zahlen in Klammer bezeichnen immer NICHT angetriebene hintere Räder)

  • Geländewagen mit 6×6-Antrieb (z. B. Land Rover, Range Rover oder Chevrolet-Pickups umgebaut auf 6×6 oder ein 6×6-Quad von Polaris)
  • Schwerlastzugmaschinen mit 8×6, 10×8, seltener 10×10 oder gar 12×8
  • Gelenkbusse meistens 6×(2)2 bei Hinterradantrieb ("Schub-Gelenkbus")
  • Historische Gelenkbusse mit Antriebsachse in der Mitte vor dem Gelenk 6×2(2) ("Zug-Gelenkbus")
  • Historische Gelenkbusse mit 2-achsigem Nachläufer nach dem Gelenk 8×2(4) (ebenfalls ein "Zug-Gelenkbus")

Sonderformen von Antriebsformeln

  • 6×2 - eine vordere gelenkte Achse und nur eine der hinteren Achsen angetrieben, die andere läuft meist als Vorlaufachse, um z. B. das Sattelaufliegergewicht zu tragen. Dieser Typ wir oft als Pusher bezeichnet.
  • 8×4 - zwei vordere gelenkte Achsen und zwei Antriebsachsen hinten
  • 6×2/2 - vordere gelenkte Achse, hintere Antriebsachse mit dahinterliegender mitlenkender Nachlaufachse
  • 6×2*2 - vordere gelenkte Achse, hintere gelenkte Vorlaufachse mit dahinterliegender Antriebsachse
  • 8×2/2 - zwei vordere gelenkte Achsen, hintere Antriebsachse mit dahinterliegender mitlenkender Nachlaufachse
  • 8×4 - vordere gelenkte Achse, hintere mitlenkende Vorlaufachse mit dahinterliegenden zwei Antriebsachsen
  • 8×2/6 - vordere gelenkte Achse, hintere mitlenkende Vorlaufaufachse, Antriebsachse und mitlenkende Nachlaufachse

Die letzteren sechs Bauarten waren meistens (und übrigens gar nicht so selten) bei älteren italienischen Fiat oder Lancia mit besonders hoher Nutzlast zu finden, die ersten beiden davon auch bei englischen Foden- oder ERF-, schweizerischen Saurer- sowie spanischen Pegaso-Lkw. Die Ausführung als 6×2 mit zwei gelenkten Vorderachsen fand sich außerdem von 1958 bis 1961 auch beim LP333 von Mercedes-Benz, der unter dem Spitznamen „Tausendfüßler“ weithin bekannt wurde und selbst heute noch vielen ein Begriff ist. Seit ca. 15 bis 20 Jahren sind diese Bauarten jedoch auch in Italien wegen der bis dato weit fortgeschrittenen Standardisierung der Nutzfahrzeuge bei neu hergestellten Lastwagen praktisch nicht mehr gebräuchlich.

Die einzigen Lkw mit Allradantrieb und zwei gelenkten Vorderachsen, also auch ein 6x6, war die Sechsrad-Version des Tatra 813 der tschechoslowakischen Tatra-Werke, gebaut von 1967 bis 1985 und der FAUN 912/21. Diese Version wurde meist als Schwerlastzugmaschine eingesetzt.

Als Kuriosum am Rande sei noch erwähnt:
Lancia Esagamma Flugfeld-Tankwagen von 1965 mit 10×4(2) – Zwei vordere gelenkte Achsen, zwei hintere Antriebsachsen und dahinterliegende mitlenkende Nachlaufachse

Literatur

  • Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2001, ISBN 3-528-13114-4

Siehe auch


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