MOS (Kameratechnik)

MOS (Kameratechnik)

Die Bedeutung des Akronyms MOS ist nicht zweifelsfrei geklärt. Erzählt wird oft, die Bezeichnung gehe auf einen in den 30er Jahren aus Deutschland nach Hollywood eingewanderten Regisseur (Lang, von Sternberg...) zurück, der wegen rudimentärer Englischkenntnisse bei stummen Takes (also solche ohne Aufzeichnung eines Originaltons) gern "Mit Out Sound" ansagte. Möglicherweise setzt sich MOS aber auch unprätentiös aus "Motion Only Shot" zusammen. Wie auch immer - diese Bezeichnung ist ein Hinweis darauf, dass eine Filmszene ohne Ton aufgezeichnet wird. Dies wird in einem entsprechenden Feld auf der Filmklappe (die daher korrekt "Synchronklappe" heisst und traditionell in den Aufgabenbereich des Tondepartments fällt) vermerkt, damit der Cutter im Schnitt weiß, dass es zu der Szene keine O-Ton-Spur gibt. Bei MOS-Aufnahmen muss die Klappe daher auch nicht geschlagen werden; es reicht dann, sie ins Bild zu halten.

Zur Klärung: Bei Filmkameras wird, anders als bei Videokameras, kein Ton aufgezeichnet. Dieser muss über ein externes Tonaufnahmegerät aufgezeichnet werden, was eine Kennzeichnung mittels Filmklappe notwendig macht, um Tonaufnahmen den entsprechenden Einstellungen zuzuordnen. Es gab kurzzeitig kompliziert zu handhabende Systeme (wie z. B. das COMMAG-System, oder die Arriflex BL16Q), die zwar den Ton direkt in der Filmkamera aufgezeichnet haben, sich jedoch im Detail als unpraktikabel erwiesen haben.

Des Weiteren werden auch Kameratypen als MOS-Kameras kategorisiert. Solche Kameras sind aufgrund ihrer Konstruktionsweise zu laut, so dass gleichzeitige Tonaufnahmen nicht sinnvoll sind. Das Gegenteil von MOS-Kameras sind SyncSound-Kameras, welche durch einen leiseren Filmtransport, schalldämmenden Gehäusekonstruktionen und bei neueren Modellen auch schalldichteren Objektivfassungen (PL-Mount) einen äußerst niedrigen Schallpegel erreichen, so dass Tonaufnahmen sogar in unmittelbarer Nähe der Kamera möglich sind, ohne die Betriebsgeräusche aufzuzeichnen.

In den ersten Jahrzehnten der Kinematografie gab es praktisch nur MOS-Kameras, die in große und schwere Schalldämmgehäuse (sogenannte Blimps) eingebaut werden mussten, um die Eigengeräusche der Kamera einzudämmen. Die Arbeit mit Blimps war noch bis in den 70ern nicht ungewöhnlich. Häufig wurden Filme auch komplett in MOS gedreht und anschließend nachsynchronisiert. SyncSound-Kameras sind inzwischen aber mindestens so leicht, wie ältere MOS-Kameras.

Dennoch werden auch heute noch MOS-Kameras hergestellt und in Bereichen verwendet, in denen O-Ton keine große Rolle spielt. Dazu zählen z. B. Musikvideos, bei denen der Ton in aller Regel bereits fertig ist; Werbung; Spezialeffekte, wie Zeitraffer oder Zeitlupe (auch leise SyncSound-Kameras werden bei Zeitlupenaufnahmen wegen der erhöhten Filmtransportgeschwindigkeit zu laut für O-Ton); Unterwasseraufnahmen; Landschaftsaufnahmen; unter Umständen auch in gefährlichen Szenen, wie inszenierte Unfallszenen, wo die Kamera sehr nah im Gefahrenbereich positioniert wird (Opferkamera). Aktuelle MOS-Kameras sind leichter und kleiner, was sie für Steadicamaufnahmen attraktiver macht. In der Regel sind sie auch bei weitem nicht so teuer wie gleichalte Syncsound-Kameras.

Aktuelle MOS-Kameras sind im 35 mm-Segment z. B. die Arriflex 435 und 235. Letztere zeichnet sich durch eine sehr geringe Größe und Gewicht aus. Im 16 mm-Segment gibt es praktisch keine neuen MOS-Kameras mehr. Dort begann durch die Éclair NPR die Entwicklung der selbstgeblimpten Filmkameras, was durch ARRI mit der BL16, später dann mit der SR-Serie fortgesetzt wurde. Vormals wurde in diesem Format fast ausschließlich mit der MOS-Kamera Arriflex 16ST gearbeitet, die Aufgrund ihrer Robustheit und Vielfalt an Zubehör noch teilweise heute eingesetzt wird. Aktuell erhältliche 16mm MOS-Kameras sind die H16-Kameras von Bolex, die noch heute nach alter Konstruktion gefertigt und verkauft werden, und wegen ihrer Modifizierbarkeit auf Super 16 auch heute noch interessant sind. Eine wirklich neu entwickelte MOS-Kamera ist die A-Cam von Ikonoskop.


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