Löwenbruch

Löwenbruch

Das Dorf Löwenbruch ist ein Ortsteil von Ludwigsfelde, einer Mittelstadt im Brandenburger Landkreis Teltow-Fläming. Das bis 1997 selbständige Dorf liegt rund drei Kilometer östlich des Stadtzentrums von Ludwigsfelde und etwa 30 Kilometer südlich von Berlin. Der Ort hat 250 Einwohner (Stand 2007) auf einer Gemarkungsfläche von 10,98 km2.

Die Dorfgeschichte prägten im späten Mittelalter und in der Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert märkische Uradels- und Adelsfamilien. In dieser Zeit hatte Löwenbruch eine größere Bedeutung als der heutige Hauptort Ludwigsfelde. Markantestes Bauwerk im Dorf ist das denkmalgeschützte Herrenhaus der Familie von dem Knesebeck aus der Zeit um 1800. Die Landschaft des landwirtschaftlich orientierten Ortes ist von einer Niederung mit Wiesen, Kanälen, Seen und Bruchwäldern geprägt.

Herrenhaus, gebaut um 1800

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Naturraum

Verkehrsanbindung und Nachbargemeinden

Pharusplan von 1903, noch ohne Autobahn. Damsdorf ist in Ludwigsfelde aufgegangen

Löwenbruch liegt direkt nördlich der Bundesautobahn 10, dem Berliner Ring. Durch das Dorf führt die alte Trasse der Bundesstraße 101, die Löwenbruch mit der Autobahnanschlussstelle Genshagen, die rund einen Kilometer entfernt ist, verbindet. Seit ihrem vierspurigen Teilausbau zur sogenannten Gelben Autobahn umgeht die neue Trasse der B101n den Löwenbrucher Dorfkern in einer Entfernung von rund zwei Kilometern im Westen.

Folgende Orte umgeben Löwenbruch: im Westen die Kernstadt Ludwigsfelde, im Nordwesten/Norden der Ludwigsfelder Ortsteil Genshagen, im Nordosten und Osten die Blankenfelde-Mahlower Ortsteile Blankenfelde und Jühnsdorf, im Südosten der Ludwigsfelder Ortsteil Groß Schulzendorf und im Süden/Südwesten die Ludwigsfelder Ortsteile Wietstock und Kerzendorf.

Naturraum

Schild Landschaftsschutzgebiet „Notte-Niederung“
See

Das Dorf gehört kulturräumlich zum Teltow. Die naturräumliche Zuordnung zum Teltow ist unsicher, da die südliche Begrenzung der geologischen Hochfläche Teltow unscharf ist. Im Raum Löwenbruch wird der Teltow von Niederungen zerschnitten, die zwischen der Nuthe- und Notte-Niederung von Nord nach Süd verlaufen. Das Land Brandenburg ordnet die Flurstücke eins bis vier der Löwenbrucher Gemarkung dem ausgedehnten Landschaftsschutzgebiet „Notte-Niederung“ zu. Dabei wird als Schutzzweck unter anderem „die Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, insbesondere […] des regional übergreifenden Biotopverbunds, besonders zu den Niederungsflächen des Potsdamer Wald- und Seengebietes, des Nuthe-Nieplitztales, der Diedersdorfer Heide, des Großbeerener Grabens, des Baruther Urstromtales sowie des Dahmetales“ herausgestellt.[1]

Charakteristisch für die Niederung bei Löwenbruch sind weite, meist offene Wiesen, die von Feuchtwiesen, Brüchen, kleineren Bruchwäldern und Seen sowie von landwirtschaftlichen Nutzflächen durchsetzt und insbesondere im östlichen Bereich von einem ausgedehnten Grabensystem durchzogen sind. Hauptkanal ist der Nuthegraben, der über das Klärwerk Waßmannsdorf auch die südlichsten Teile Berlins und die angrenzende Brandenburger Region, deren Wasser er unter anderem durch den Mahlower Seegraben aufnimmt, sowie die sumpfigen Gebiete um Großbeeren zur Nuthe entwässert. Plattenwege und ein Saum aus Pappeln, aus dem die Gesänge von Goldammern (Emberiza citrinella), Stieglitzen (Carduelis carduelis) und Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) zu hören sind, begleiten den Graben über weite Strecken. Auch der Pirol (Oriolus oriolus), Vogel des Jahres 1990 und in Deutschland gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 11 BnatSchG streng geschützt, ist in der Niederung anzutreffen.[2]

Etymologie

Wappen an der Freiwilligen Feuerwehr

Der Name Löwenbruch hat ursprünglich keine Beziehung zum Tier Löwe, auch wenn das Wappen an der Orts-Feuerwehr einen Löwen zeigt und steinerne Löwen vor verschiedenen Häusern stehen. Der Name ist ein Flurname und bedeutet so viel wie tiefes Bruch. Der Wortbestandteil bruch steht für das Bruchgebiet als feuchtes, sumpfiges Gelände. Löwen ist eine abgeleitete Form aus dem Mittelniederdeutschen Lawen, Lowen, Lewen oder Leuen. Dabei gehört das Bestimmungswort laut Gerhard Schlimpert entweder zu lo (loh, loch) mit der Bedeutung Gehölz, Busch, Waldwiese, Waldaue oder zu lo (lowe, louwe, louwenstück) mit der Bedeutung Ackerstück, wo früher Wald gestanden hat.[3]

Die älteste überlieferte schriftliche Erwähnung Löwenbruchs stammt aus dem Jahr 1346 als Lawenbruch. 1450 findet sich der Name Lowenbruke, 1462 Lawenbruck, 1480 Lowenbruck und 1583 Lewenbruch. 1775 und 1828 ist das Dorf dann als Löwenbruch vermerkt, dabei 1775 auch als Leuenbruch.[3]

Geschichte

Löwenbruch hatte bis in das 19. Jahrhundert eine wesentlich größere Bedeutung als Ludwigsfelde beziehungsweise die lange wüst gefallene Ludwigsfelder Vorgängersiedlung Damsdorf. Über das 1750/1753 neu begründete Ludwigsfelde heißt es 1800: Kolonie bei Löwenbruch, die mit Damsdorf einen Ort ausmacht.[4]

Frühe Besiedlung

Die feuchte, fruchtbare Niederung bei Löwenbruch zog schon sehr früh Siedler an. Die Denkmalliste des Landes Brandenburg führt eine Reihe von Fundstellen in Löwenbruch an, darunter eine Siedlung aus der Ur- und Frühgeschichte, einen Rast- und Werkplatz aus der Steinzeit, ein Großsteingrab aus dem Neolithikum, Siedlungsplätze aus der Bronzezeit sowie Gräberfelder und Siedlungen aus der Eisenzeit. Ferner wurde eine Siedlung zur Zeit der Römischen Kaiserzeit nachgewiesen. Aus dem slawischen Mittelalter gibt es Bodendenkmäler für Siedlungen auf den Flurstücken Nr. 1 und 5. Deutsche mittelalterliche Siedlungen entstanden mit dem Landesausbau im Zuge der Ostkolonisation im 12./13. Jahrhundert auf den Stücken Nr. 1 und 4.[5]

Gutsherren bis 1749

In der Neuzeit war Löwenbruch im mehrfach wechselnden Besitz beziehungsweise Gutsbesitz verschiedener märkischer Uradels- und Adelsfamilien.

Urkunden aus den Jahren 1413, 1462 und 1472 nennen die Herren von Torgow auf Zossen als Besitzer des Dorfes, denen unter anderem auch Genshagen, Kerzendorf, Kleinbeeren, Rangsdorf und der heutige Berliner Ortsteil Steglitz gehörten.[4] Johann von Torgow wurde 1413 durch Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg (später Friedrich I. von Brandenburg) mit Hebungen aus dem Zoll zu Berlin und den genannten Dörfern belehnt. Für das Jahr 1535 gibt die Beelitzer Chronik Heinrich von Thümen zu Löwenbruch als Eigentümer an.[6] Die Familie von Thümen saß einige Kilometer südwestlich von Löwenbruch im Thümenschen Winkel mit dem Hauptsitz Stangenhagen. Auch eine Quelle von 1545 spricht von den Thymen zu Löwenbruch.[7]

Wappen am Herrenhaus
dto.

Nach Theodor Fontane besaßen ferner die Familien von Otterstedt und von Boytin zwischenzeitlich das Dorf beziehungsweise das Gut.[8]. Die von Otterstedts waren im 17. Jahrhundert ferner Eigentümer des Nachbarorts Jühnsdorf, in dessen Kirche eine Grabtafel an die Familie erinnert. Die von Boytins sind in einer weiteren Quelle, ebenfalls für das 17. Jahrhundert, als die von Boytin zu Löwenbruch angeführt.[9] Ein Vorfahr der Familie, Balthasar Boytin, war 1449/1450 Bürgermeister in Berlin und hatte eine bedeutende Rolle im Berliner Unwillen gespielt.[10] Danach folgte als Gutsherrin die Familie von Alvensleben, die 1716 die heute noch stehende Kirche einweihte.

Gutsherren 1749 bis 1945

1749 verkauften die von Alvenslebens das Gut an die Uradelsfamilie von Gröben. Die von Gröbens zählten zu den ältesten Teltow-Adelsfamilien und hatten um 1170, rund 15 Jahre nach der Gründung der Mark Brandenburg durch Albrecht den Bären, nach ihrer Einwanderung aus der Altmark das Kolonistendorf Gröben gegründet, das an der Nordspitze des Thümener Winkels liegt und heute gleichfalls als Ortsteil zu Ludwigsfelde gehört. 1750/1753 kam es im Zuge der Binnenkolonisation unter Friedrich II. zur Wiedergründung der Kolonie Damsdorf und zur Gründung der Kolonie Ludwigsfelde, die später zu Ludwigsfelde vereinigt wurden. Den Namen erhielt Ludwigsfelde nach dem damaligen Gutsherrn von Löwenbruch und Kurmärkischen Kammerpräsidenten Ernst Ludwig von der Gröben (1703–1773).[4]

Nach dem Freitod des Majors a.D. Karl Wilhelm von der Gröben am 29. November 1805 erlosch der Mannesstamm dieser Familie und über Elisabeth von der Gröben, verheiratet mit Wilhelm Leopold von dem Knesebeck (1735–1803) aus Karwe am Ruppiner See, kam der Ort zu den von dem Knesebeck und ging 1823 testamentarisch an Wilhelm von dem Knesebeck über.[4][11] Bis 1945 blieb das Gut bei dieser Familie, die auch das Gutshaus im benachbarten Jühnsdorf besaß.[12]

Der Gedenkstein auf dem Dorfplatz vor der Kirche für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs verzeichnet drei Familienmitglieder mit ihren Sterbeorten: Siegfrid von dem Knesebeck, († 13. Juni 1915 in einem Krankenhaus in Breslau), Bernd von dem Knesebeck, († 8. September 1915 in der Nordsee) und Wolfgang von dem Knesebeck, († 3. April 1916 in Medweiler, Ob.Els.).[13]

Kriegsschauplatz 1813

Am 22. August 1813 , am Tag vor der Schlacht von Großbeeren, fanden auf der Gemarkung Löwenbruchs Kämpfe zwischen der preußischen Landwehr und Truppen Napoleons statt. Nach mehrstündigen Gefechten, in denen die napoleonische Berlin-Armee Trebbin eroberte, zogen sich die Preußen nach Löwendorf zurück, später zum Lager beim Thyrower Damm. Die Löwendorf benachbarten Wietstocker Schanzen, auf denen preußische Soldaten der Division von Thümen zur Beobachtung stationiert waren, wurden den Angreifern im Verlauf der Auseinandersetzung kampflos überlassen.[14]

Löwenbruch heute

Bevölkerungsentwicklung und Politik

Löwenbruch gehörte bis zu dessen Auflösung im Jahr 1952 als eigenständige Gemeinde dem Landkreis Teltow an. Anschließend kam das Dorf zum Landkreis Zossen und im Dezember 1993 zum neu gebildeten Landkreis Teltow-Fläming. Seit dem 31. Dezember 1997 ist Löwenbruch ein Ortsteil der Stadt Ludwigsfelde.[15] Die Bevölkerungszahl hat sich zwischen 1900 und 2007 fast halbiert. Noch 1900 wurden bei Zählungen der Ort Löwenbruch und der Gutsbezirk Löwenbruch getrennt geführt. Der Ort hatte 1900 234 und der Gutsbezirk 246, gesamt also 480 Einwohner.[16] In den Jahren des Nationalsozialismus sank die Bevölkerungszahl des Ortes auf 366 im Jahr 1933 und weiter auf 344 im Jahr 1939.[17] Zum 30. September 2007 gibt die Stadt Ludwigsfelde 250 Einwohner für Löwenbruch an.

An der Kommunalwahl 2003 nahmen von 214 wahlberechtigten Löwenbruchern 115 (= 54 %) teil, die ihre Stimmen wie folgt verteilten (gerundet): CDU 27 %, SPD 10 %, PDS 13 %, FDP 4,9 %, Bündnis 90/Die Grünen und DVU je 2 %, Bauernverband Teltow-Fläming 42 %.[18] Die Interessen des Dorfes vertritt ein Ortsbeirat und der Ortsbürgermeister Helmut Jokisch (Stand 2008).[19]

Dorfleben, Gemeinde, Wirtschaft

Allee zum Weinberg
Agrargenossenschaft

Der Dorfkern Löwenbruchs an der alten Bundesstraße 101 bildet ein typisches Angerdorf mit einer Kirche auf dem Anger und ehemaligen Gehöften, die sich um den ovalen Platz gruppieren. Spätere Siedlungshäuser reihen sich entlang der Durchgangsstraße, sodass der Ort zu beiden Seiten des Zentrums den Charakter eines Straßendorfs annimmt. Ein weiteres, späteres Siedlungsgebiet liegt Richtung Ludwigsfelde am Weinberg. Löwenbruch hat keine Schule, die Kinder werden per Schulbus zur 4. Ludwigsfelder Grundschule gebracht. Eine Freiwillige Feuerwehr, 1935 gegründet, ist ansässig und verfügt über ein Feuerwehrhaus und einen hölzernen Schlauchturm. Das Gemeindehaus gegenüber der Kirche ist Sitz der Kirchengemeinde Löwenbruch-Groß Schulzendorf-Wietstock-Genshagen im Kirchenkreis Zossen des Sprengels Görlitz, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Wie auf vielen Hügeln des Teltow und der Notte-Niederung wurden auch am Löwenbrucher Weinberg Reben kultiviert. Der Weinanbau der Region endete im 18. Jahrhundert, als mehrere aufeinanderfolgende sehr kalte Winter die Rebstöcke erfrieren ließen und die Einfuhr von Wein aus südlicheren Breiten die Kulturen unrentabel machte.[20] Traditionell liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt des Dorfes in der Landwirtschaft, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts von der „Agrargenossenschaft e.G. Löwenbruch/Kerzendorf“ dominiert wird, die über ausgedehnte Stallungen und eine Milchviehanlage verfügt.

Westlich der genossenschaftlichen Stallungen, die am Weinberg liegen, folgt das ausgedehnte, rund 80 Hektar umfassende Gewerbegebiet „PreußenParks Ludwigsfelde/Löwenbruch“, dessen Bau am 1. November 1992 begonnen wurde. Der Preußenpark soll nach aktuellen Planungen (2007) der Stadt Ludwigsfelde auf der Löwenbrucher Gemarkung weit nach Nordosten bis zur Grenze des Landschaftsschutzgebietes ausgedehnt werden. Der Ortsbürgermeister Helmut Jokisch sprach sich mehrfach gegen diese Pläne aus, auch wenn die Investoren Ausgleichsmaßnahmen wie die Renaturierung der Löwenbrucher Oxidationsteiche in Aussicht stellen.[21] Mit einem Landhotel, das über zwei Tagungsräume für Konferenzen und Seminare verfügt, und weiteren gastronomischen Einrichtungen hat Löwenbruch Anteil am touristischen Aufschwung im südlichen Berliner Umland. Ausgedehnte Wanderwege durch die Niederung bieten insbesondere ruhesuchenden Urlaubern Erholungsmöglichkeiten.

Bauten

Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts stand in der ehemaligen Dorfstraße 34 ein denkmalgeschütztes Wohnwirtschaftsgebäude, das mittels dendrochronologischer Analysen (Kiefernholz) im Kernbau auf eine Bauzeit um 1701/1702 datiert wurde. Trotz seines Schutzstatus konnte der reine Fachwerkbau, der auf einem Fundament aus Feldsteinen stand, wegen seines irreparablen Zustands nicht erhalten werden. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum haben die Daten des mehrfach umgebauten Märkischen Mittelflurhauses mit Fotodokumenten, Skizzen und Beschreibungen gesichert.[22] Seit dem Abriss des Mittelflurhauses ist die Kirche das älteste Gebäude im Ort.

Dorfkirche

Die Dorfkirche Sankt Anna zu Löwenbruch ließ 1716 der Gutsherr Achatz von Alvensleben an Stelle eines Vorgängerbaus errichten. Sie steht auf dem ehemaligen Anger und ist von einem Friedhof umgeben. Die denkmalgeschützte Kirche ist ein verputzter Backsteinbau mit einem Satteldach. Der Turm wurde von der Vorgängerkirche übernommen und besteht im Eingangsportal aus Fachwerk, das heute verputzt ist. An zwei Pultdächern schließt sich ein Holzaufsatz an, auf dem ursprünglich ein sehr steiler und hoher Spitzturm besaß. Der Spitzturm wurde 1805 durch ein abgeflachteres Zeltdach ersetzt.

Kirche aus dem Jahr 1716

Die Innenausstattung stammt zu großen Teilen aus der Bauzeit. Dazu zählen das Gestühl, die Dreiseitempore und die Herrschaftsloge für die Gutsherren. Diese Patronatsloge ist mit Schiebefenstern ausgestattet und über eine Treppe und einen separaten Patronatseingang direkt von außen erreichbar. Der für die Region vergleichsweise reichhaltig geschmückte Kanzelaltar aus dem Jahr 1719 zeigt im linken und rechten Gepränge die Familienwappen der von der Gröbens und von Thymens. Im Zentrum steht die Darstellung des Abendmahls in evangelischer Tradition. Der Kanzelkorb stellt die vier Evangelisten und Martin Luther dar. Die hölzerne Taufe aus dem Jahr 1670 verzeichnet neben der Jahreszahl unter anderem die Initialen von Balzer Ernst von der Gröben und Dorothea Sybille von Thümen. Der Deckel kann mit Hilfe eines Seiles durch eine Öffnung in der Kirchendecke, die als Fegefeuer gestaltet ist, hochgezogen werden. Die Namenspatronin der Kirche ist in einer Holzfigurengruppe als Anna selbdritt dargestellt. Rechts vor dem Altar befindet sich das Grab des Namensgebers von Ludwigsfelde, Ernst Ludwig von der Gröben.[23]

Gutshaus

Das gleichfalls denkmalgeschützte Herrenhaus hatte um (eher vor) 1800 die Familie von Gröben, wahrscheinlich der jüngere Bruder des Kurmärkischen Kammerpräsidenten Ernst Ludwig von der Gröben[24], bauen lassen. Bereits 1805 ging es an die von dem Knesebeck über, die es bis 1945 besaßen. Das Haus steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts leer und ist im Besitz der Stadt Ludwigsfelde. Das Gutshaus liegt etwas zurückgesetzt von der ehemaligen Dorfstraße/Bundesstraße 101 hinter einer Wiese, in deren Mitte ein Mühlradsockel steht. Der Portalbereich des Hauses ist dreistöckig, an den sich zu beiden Seiten ein zweistöckiger Bereich anschließt. Rechts folgt ein gleichfalls zweistöckiger Seitenflügel. Seine Front ist zur Straße ausgerichtet. Zu beiden Seiten des Mittelfensters des dritten Stocks im Portalbereich sind je ein ornamentales Familienwappen in der hellgrau verputzten Außenwand angebracht.

In dem Haus führte Theodor Fontane bei seinen Recherchen in der Mark Gespräche und widmete dem Dorf daraufhin in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg das Kapitel Löwenbruch. Seine Eindrücke hielt der Schriftsteller wie folgt fest (Auszug):[25]

Herrenhaus

„Eine Meile hinter Großbeeren, seine hochgelegenen fruchtbaren Äcker an einem Stück Bruchland entlangziehend, liegt das Dorf Löwenbruch. […]
Wir sitzen im Herrenhaus zu Löwenbruch.
Die Türe des Gartensaals steht offen und Duft und Frische dringen ein. Die Sonne scheidet eben und nur ein roter Streifen liegt noch über dem Schwarzgrün der Edeltannen. Alles ist sabbatstill und geräuschlos zieht ein Schwarm Tauben durch die Luft. Erdbeerschalen schmücken den Tisch und lachen uns an, heiter und behaglich fließt das Gespräch. Aber auch das, was uns umgibt, führt seine Sprache. Jegliches, was seit Jahrhunderten hier war und wuchs, es ist nicht tot, es lebt […]. Auf dem Tische vor uns steht ein Serpentinenkrug, der das Wappen der von Otterstedts auf seinem Silberdeckel trägt; […]. Der letzte rote Streifen über den Tannen ist hin und das leise Singen des Kessels im Nebenzimmer kündet uns die Teestunde. Niemand spricht mehr, aber es ist als flüsterten die Stimmen derer, die nicht mehr sind.“

Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Spreeland

Literatur

  • Gerhard Birk: Ludwigsfelder Geschichte und Geschichten, Förderverein Kulturkreis Ludwigsfelde e. V. 2001, ISBN 3-931329-32-1
  • Gerhard Birk, u.A.: Ludwigsfelder Geschichte und Geschichten : Einblicke in Geschichte und Alltagsleben einer brandenburgischen Stadt, 1999, ISBN 3-931329-20-8
  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Teil 4. Spreeland. Ullstein Verlag, Frankfurt/M – Berlin 1998. ISBN 3-548-24381-9 (Kapitel: Löwenbruch, S. 346-356)
  • Carsten Rasmus, Bettina Rasmus: Berliner Umland Süd, KlaRas-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-933135-10-9
  • Gerhard Schlimpert, Brandenburgisches Namensbuch, Teil 3, Die Ortsnamen des Teltow , Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1972.

Weblinks

 Commons: Löwenbruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Notte-Niederung“ vom 8. Januar 1999, §3, Abs. 1g [1]
  2. Carsten Rasmus, Bettina Rasmus, Berliner Umland Süd ..., S. 82
  3. a b Gerhard Schlimpert, Brandenburgisches Namensbuch ..., S. 125f
  4. a b c d Homepage Ludwigsfelde, Seite zur Geschichte
  5. Denkmalliste des Landes Brandenburg, Bodendenkmale im Landkreis Teltow-Fläming, Stand 31. Dezember 2005, siehe Seite 4 [2]
  6. Beelitzer Chronik, S. 22
  7. Zossen.de a
  8. Theodor Fontane: Wanderungen ..., S. 346
  9. Theo Engeser und Konstanze Stehr, Dorfkirche Glasow
  10. Edition Luisenstadt, Balthasar Boytin
  11. Spuren der Familie von dem Knesebeck, Spur 6
  12. Ein Vorfahr der Familie, Thomas von dem Knesebeck (1559–1625) aus Tylsen, war Geheimer Rat unter Kurfürst Johann Sigismund uns später Landeshauptmann der Altmark. Sein Abbild wurde in der Berliner Siegesallee in der Figurengruppe 23 neben dem kurfürstlichen Standbild als eine der beiden Seitenbüsten aufgenommen.
  13. Gefallenendenkmäler
  14. Reinhard Nelke, preussenweb, Großbeeren. Abschnitt: Die Gefechte am 22. August 1813 bei Wendisch-Wilmersdorf, Wietstock und Jühnsdorf. [3]
  15. StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
  16. Gemeindeverzeichnis Teltow
  17. Verwaltungsgeschichte Teltow
  18. Brandenburg, Ergebnisse Gemeindewahlen 2003
  19. Homepage Ludwigsfelde, Ortsteil Löwenbruch
  20. Carsten Rasmus, Bettina Rasmus, Berliner Umland Süd ..., S. 54
  21. Homepage Ludwigsfelde, Neuigkeiten
  22. Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, 1701/02: Ältestes Wohnwirtschaftsgebäude in Löwenbruch [4]
  23. Kirchenkreis Zossen: Faltblatt Die Dorfkirche Sankt Anna zu Löwenbruch, ohne Datum [5]
  24. Theodor Fontane: Wanderungen ..., S. 347
  25. Theodor Fontane: Wanderungen ..., S. 346, 355, 356
52.29361111111113.314722222222

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