Lödingsen

Lödingsen
Lödingsen
Flecken Adelebsen
Wappen von Lödingsen
Koordinaten: 51° 36′ N, 9° 47′ O51.5966666666679.7819444444444180Koordinaten: 51° 35′ 48″ N, 9° 46′ 55″ O
Höhe: 180 m ü. NN
Fläche: 8,694 km²
Einwohner: 876 (30. Juni 2007)
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 37139
Vorwahl: 05506

Lödingsen ist ein Dorf im Süden des Landes Niedersachsen. Es ist mit 876 Einwohnern die drittgrößte Ortschaft des Flecken Adelebsen im Landkreis Göttingen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lödingsen liegt am Rande des Sollings zwischen den Städten Göttingen und Uslar in etwa 180 Metern Höhe über Normal-Null. Zur 8,694 Quadratkilometer umfassenden Gemarkung Lödingsen gehören zirka 400 Hektar bewirtschaftetes Ackerland und 85 Hektar Wiesenfläche.

Das Dorf wird von bewaldeten Höhen mit den Namen Mühlenberg (Höhe 235 Meter), Lindenberg (Höhe 303 Meter), Ziegenberg (Höhe 240 Meter), Kükenberg (Höhe 245 Meter), Stapelberg (Höhe 252 Meter) und Hopfenberg (Höhe 248 Meter) umrahmt. Höchste Erhebung ist die Bramburg. Dort wird seit 1870 der nördlichste Basalttagebau Deutschlands betrieben und dadurch ist der einst 465 Meter aufragende Berg schon auf zirka 400 Meter abgetragen worden.

Sagen und Geschichten ranken sich um einige dieser Hügel. Manches Unwetter, das früher an Lödingsen und der Bramburg vorbeizog, geht nun über dem Ort nieder. Allerdings ziehen die Wolken nun auch schneller weiter und bleiben nicht mehr im "Talkessel" hängen.

Die Hohle, Quelle in der "Südwiese", Richtung Wibbecke, und die Schwülme, mit Quellen in der Bramburg - Nähe "Friwoler Ruine" - Stehberg, zwei Bäche die sich mitten im Ort vereinen, prägen das Bild des Ortskerns seit Jahren, sorgen aber durch oft auftretendes Hochwasser für Unmut bei den Dorfbewohnern. Die schlimmsten Überschwemmungen waren vor Weihnachten 1988, dann zehn Jahre später aufeinanderfolgend am 28. Oktober 1998 und 1. November 1998, dann im März 2000, am 29. September 2007 und am 13. November 2010.

Die "Kanalisation" von Schwülme und Hohle aus den 1950er Jahren wird zurzeit im Ort zurückgebaut. Dabei wird auf "Renaturierung" großer Wert gelegt. Alle Anlieger haben dafür Grund und Boden zur Verfügung gestellt. Diese Maßnahme wird auch bei Starkregenereignissen positiv wirken.

Der sogenannte "Notgraben" (eine Wiesenbe- und -entwässerung, gebaut um 1800) parallel zur Schwülme ab "Hohlweg" nach Adelebsen hin verlaufend, war in den vergangenen 25 Jahren fast zum Hauptarm der Schwülme geworden und sorgte ebenfalls in den letzten Jahren für zu feuchte Wiesen im Sommer. Erst seit 2001 mit dem Ausbaggern der Schwülme ab Hohlwegwehr begonnen wurde, ist bei Starkregen Besserung eingetreten.

Geschichte

Lödingsen kann eine verbriefte Geschichte vorweisen, die bis ins Jahr 990 zurückreicht und unter anderem sich auf eine Ersterwähnung des Ortes in einer Urkunde Ottos III. beruft. Dieses Dokument stellt die Schenkungsurkunde Ottos III. vom 10. August 990 dar. In dieser beschenkt er seine Schwester Sophia, die Kanonissin des Klosters Gandersheim, mit Königsgut in Form von 30 Hufen Land in verschiedenen Siedlungen im Leinegau. Auch andere Namen des Ortes, wie etwa Luidingehuson, Ludigessen, Lodingessen, Lodighessen, Lodingissen, Leudingessen, Lonsen und Löhnsen werden urkundlich erwähnt. Der heute Name schließlich kristallisierte sich, aus diesen Benennungen, am Ende des 18. Jahrhunderts heraus. Den größten Teil am Besitz des Ortes, in welchem zwischen 1170 und 1486 Vertreter des Rittergeschlechtes "de Lodingessen" sich nachweisen lassen, gehörten den Herren von Uslar, die aber im Jahre 1358 alle Güter und die dazugehörigen Rechte an die Herren von Adelebsen veräußerten. Das Gericht auf dem Tie wurde nach Adelebsen verlegt und Lödingsen zählte bis 1852 zum Patrimonialgericht Adelebsen.

Im 14. und 15. Jahrhundert erlebte Lödingsen eine größe Auswanderungswelle. Viele Lödingser machten sich auf dem Weg, um in der Ferne ihr Glück zu suchen. Die damaligen expandierenden Städte, wie Göttingen, Northeim, und Einbeck übten auf sie dabei eine besondere Anziehungskraft aus. Ab dem 16. Jahrhundert bildten die Dörfer Lödingsen, Erbsen und Wibbecke gemeinsam ein Kirchspiel während schließlich seit Ende des 18. Jahrhunderts Verstorbene des Ortes nicht mehr auf dem Friedhof in Erbsen, sondern auf dem Dorfeigenen beerdigt werden konnten.

Bis ins 19. Jahrhundert bildete die Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle. Die Dorfbewohner hatten jedoch, für die Nutzung des Landes, Naturalabgaben, wie Zinskorn, Zinsfrüchte, Zinshühner und Zinseier, zu zahlen. Darüber hinaus mussten Kopfsteuern entrichtet, und Hand- und Spanndienste geleistet, werden. Die Agrarreform Mitte des 19. Jahrhunderts brachte nur eine leichte Linderung der Lage mit sich, da mit dem Anstieg der Bevölkerung die Armut zunahm. Die Leineweberei wurde zum wichtigsten Erwerbszweig. Ähnlich aber wie schon im 14. und 15. Jahrhundert, wanderten wieder viele Einwohner aus. Ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts, verließen sie ihre Heimat und machten sich, vornehmlich, auf den Weg nach Amerika.

Leichte Verbesserungen traten ein, als der Basaltabbau auf der Bramburg einsetzte, doch erlagen die Lödingser bei der Forstteilung von 1833 bis 1836 einen entscheidenden Fehler. Sie verzichteten hierbei auf den Besitz des Gesteins, so dass die Pacht- und Steuereinnahmen dem Baron von Adelebsen, sowie dem Flecken Adelebsen zugute kamen. Der fabrikmäßge Abbau des Basalts erfolgte 1870. Den einzigen Vorteil, den die Lödingser aus dem Abbau ziehen konnten, war, einen Arbeitsplatz zu bekommen. So waren 1890 rund 90 Arbeiter aus Lödingsen, die auf die Bramburg kamen. Im Jahre 1936 ließen sich noch 63 Arbeiter nachweisen.

In der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte die Gleichschaltung aller Vereine des Dorfes. Zwei Lödingser Bürger, die als KPD-Mitglieder bekannt waren, wurden in ein Konzentrationslager deportiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, setzte eine Flüchtlingswelle ein. Während 1939 noch 631 Einwohner registriert waren, wuchs ihre Zahl, bis ins Jahr 1948, auf 1350 an. Dieser Umstand brachte es mit sich, dass durch den knapp gewordenen Wohnraum, neue Baugebiete erschlossen werden mussten. So entstand 1950 zunächst die Siedlung Gartenstraße, 1960 folgte die Siedlung Rischenanger, 1963 die Neubausiedlung Am Sande, sowie 1973 die Weberwiesen.

Der Ort war nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Besatzung durch die Amerikaner und Engländer bis Ende 1972 eine selbstständige Gemeinde und gehörte zum Landkreis Northeim.

Bürgermeister der Gemeinde Lödingsen waren seit 1945: Karl Teuteberg bis März 46, danach bis Oktober 1946 Friedrich Wittwer und danach Louis Borchert. Mit Hans Skowronek wurde 1949 erstmals ein Flüchtling gewählt, 1950 dann Karl Teuteberg, ab 1952 Albert Fornefett, 1956 wieder Karl Teuteberg und 1961 Günter Buhre, ab 1964 wieder Fritz Wittwer und seit 1971 Rudolf Hille.

Die Gebiets- und Verwaltungsreform 1972 zwang zum Umdenken und zur Umstrukturierung in Niedersachsen. Der Flecken Adelebsen wurde gegründet und Lödingsen schloss sich dort an. Des Weiteren wurden Gebiete inklusive einiger Ortschaften zwischen den Landkreisen getauscht und Lödingsen gehört seit damals zum Landkreis Göttingen.

Bürgermeister und Gemeindedirektor in Lödingsen während und bis zum Ende der Reform war Rudolf Hille, der anschließend noch vom 1. Januar 1973 bis 12. November 1991 als Ortsbürgermeister des Ortsrates Lödingsen und auch langjährig als Ratsherr und stellvertretender Bürgermeister des Flecken Adelebsen aktiv war.

1991 bis 1993 führte Günter Hartmann die Geschäfte als Ortsbürgermeister, nach seinem Tod dann kommissarisch Norbert Vogt-Wackerow von August 1993 bis Oktober 1993. Seit dem 12. Oktober 1993 ist Norbert Hille Ortsbürgermeister in Lödingsen. Der Ortsrat besteht derzeit aus sieben Mitgliedern, vier gehören der SPD, drei der CDU an.

Wappen

Das Wappen von Lödingsen zeigt im blauen Felde ein volkskundliches Symbol bäuerlicher Prägung. Aus dem mit sechs Herzen belegten goldenen Rad wächst ein goldener Lebensbaum, auf dem zwei sich zugewandte goldene Singvögel sitzen. Die Farben des Ortes sind Blau-Gelb.

Verkehr

Seit 1910 besteht die Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde mit Halt in Lödingsen. Hauptgrund für den Bau der Strecke war der damalige Bramburger Basaltabbau. Auch heute läuft noch viel Güterverkehr auf der Schiene.

Die Fahrzeit von Lödingsen bis Göttingen beträgt im Personenverkehr heute etwa 15 Minuten. In Richtung Bodenfelde/Ottbergen 30/60 Minuten. Seit 2000 wird ein Taktverkehr angeboten. Die Strecke soll noch weiter aufgewertet werden. Neue und ehemalige Haltepunkte könnten hinzukommen. Die unbeschrankten Bahnübergänge „Gartenstraße“ und „Auf dem Kampe“ sollen gesichert werden, um Unfälle zu verhindern. Dieser Prozess gestaltet sich allerdings als schwierig.

Des Weiteren gibt es noch eine sehr gute Busverbindung der Regionalbus Braunschweig GmbH (RBB) je im Stundentakt in Richtung Göttingen und in Richtung Uslar/Holzminden.

Wirtschaft

Im Ort gibt es derzeit folgende Mittel- und Kleinbetriebe: Neben Vollerwerbslandwirten mit Ackerbau und/oder Viehzucht, gibt es einen Dachdeckerbetrieb, einen Heizungs- und Sanitärbetrieb, eine Tischlerei/Bestatter, eine Zweigstelle der Volksbank eG., eine Fahrschule, zwei Frisiersalons, eine Schlachterei, eine Gaststätte, eine Drogerie und Versicherungsagenturen.

Neben dem gemeindlichen Sportplatz, der vom VfB Lödingsen von 1919 e.V. unterhalten wird, verfügt Lödingsen auch über eine von 1972 bis 1975 in Eigenleistung erbaute Sporthalle von 28x14 m Grundfläche für Sport und Großveranstaltungen. Darin integriert wurde damals eine Garage für das LF8 der Freiwilligen Feuerwehr. Im Jahr 1985 wurde ebenfalls in Eigenleistung ein Raum für kleinere Feiern und Vereinsbesprechungen angebaut. vom Juli 2006 bis zum Juni 2007 wurde die Halle wieder in Eigenleistung saniert und die Feuerwehr baute für das 2. Fahrzeug zeitgleich eine Garage an.

Weiterhin gibt es den 1996 aus dem Spielkreis Lödingsen entstandenen Regenbogenkindergarten, in dem bis 40 Kinder in einer Kindergarten- und einer Krippengruppe (seit 2010) täglich vormittags betreut werden, mit dem dazu gehörigen Spielplatz. Zwei weitere Kinderspielplätze sind in der „Gartenstraße“ und „Am Sande“ zu finden. Ein gut frequentierter Jugendraum und der Feuerwehrschulungsraum sind in der ehemaligen Dorfschule untergebracht, des Weiteren gibt es einen Bolzplatz, zwei Schutzhütten und gut ausgebaute Wander- bzw. Radfahrwege zu den Nachbarorten Erbsen und Adelebsen.

Literatur

  • Cord Alphei: Geschichte Adelebsens und Lödingsens. Goltze, Göttingen 1990, ISBN 3-88452-760-6, (Zugleich: Göttingen, Univ., Diss., 1990).

Weblinks

  • Lödingsen Webseite des Ortes Lödingsen
  • Lödingsen Informationen des Flecken Adelebsen über Lödingsen.

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