Löbejün

Löbejün
Löbejün
Wappen von Löbejün
Koordinaten: 51° 38′ N, 11° 54′ O51.63333333333311.9161Koordinaten: 51° 38′ 0″ N, 11° 54′ 0″ O
Höhe: 161 m
Fläche: 20,52 km²
Einwohner: 2.247 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 2011
Eingemeindet nach: Wettin-Löbejün
Postleitzahl: 06193
Vorwahl: 034603
Brachwitz Döblitz Domnitz Gimritz Nauendorf (Saalekreis) Neutz-Lettewitz Plötz Rothenburg (Saale) Wettin Wettin, OT Dößel Löbejün SaalekreisKarte
Über dieses Bild

Lage von Löbejün in Wettin-Löbejün

Löbejün ist Ortsteil der Stadt Wettin-Löbejün im Saalekreis in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Löbejün liegt 15 km nördlich von Halle (Saale). Der Ort liegt in bergigem Gelände, das aus der Fuhne-Niederung von Norden nach Süden hin ansteigt.

Geologie

Löbejün ist durch den sogenannten Löbejüner Porphyr (exakte petrographische Bezeichnung: Rhyolith) bekannt. Im Nordosten des Stadtgebietes existieren zudem Steinkohle-Flöze. Im Ortsteil Schlettau wurde Kalkstein gefördert.

Gliederung

Zu Löbejün gehören neben der Ortschaft Löbejün noch folgende Orte:

  • Gottgau
  • Schlettau

Geschichte

Stadtansicht mit Kirche St. Petri

Die Ortschaft wurde im Jahr 961 als Liubichun erstmalig urkundlich erwähnt. Schon vorher gab es hier einen altsorbischen Burgwall und seit dem 10. Jahrhundert residierte hier ein deutscher Burgward. Seit dem 13. Jahrhundert auch als Stadt benannt. Der Name kommt ebenfalls aus dem Altsorbischen und bedeutet so viel wie Ort des Luboch, also dem Lokator der Siedlung. Seit 1680 gehörte die Stadt zum brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg und lag im damaligen Saalkreis.

Am 1. Januar 2011 wurden die Städte Löbejün und Wettin sowie die Gemeinden Brachwitz, Döblitz, Domnitz, Gimritz, Nauendorf, Neutz-Lettewitz, Plötz und Rothenburg, die zuvor bereits in der Verwaltungsgemeinschaft Saalkreis Nord zusammengeschlossen waren, zur neuen Stadt Wettin-Löbejün zusammengefasst.

Einwohnerentwicklung

Jahr bzw. Datum Einwohner
Mittelalter ¹ ~5-600
Beginn 17. Jahrhundert ¹ ~1.000
1636 ¹ 96
1719 ¹ 909
1782 ¹ 1.299
1822 ¹ 2.100
1853 ¹ 3.100
1861 ¹ 3.497
1880 ¹ 3.425
1900 ¹ 3.332
1919 ¹ 2.802
1935 ¹ 3.279
Datum Einwohner
1990 ² 2.640
1995 ² 2.558
2000 ² 2.443
2001 ² 2.425
2002 ² 2.393
2003 ² 2.364
2004 ² 2.355

¹ Quelle: Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch - Handbuch städtischer Geschichte, Band 2, 1941
² Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (jeweils 31. Dezember bzw. 3. Oktober 1990)

Industrie- und Bergbaugeschichte

Porphyrabbau

Seit 1518 (erstmalige Erwähnung eines Steinbruchs) wird der Löbejüner Porphyr abgebaut.

Steinkohlenbergbau

In Löbejün befindet sich eines von mehreren kleinen Steinkohlenvorkommen im Halleschen Revier. Geologisch ist dieses Vorkommen als Teil des Halleschen Permakarbonkomplexes den aus dem Pennsylvanium stammenden Wettiner Schichten zuzuordnen. Kennzeichnend ist eine teils extreme Steilstellung der Flöze, die, einhergehend mit einer ständigen Wassernot, ungünstige Voraussetzungen für den Abbau darstellte.

Erste Berichte über Steinkohlenfunde liegen aus dem Jahr 1446 vor. Versuche zur Gewinnung lassen sich für 1564, 1613 und 1622 bis 1626 belegen, allerdings wurde der Abbau wegen Problemen bei der Grubenentwässerung und durch den Dreißigjährigen Krieg nicht dauerhaft aufgenommen.

Am 12. Dezember 1691 bekam eine Gewerkschaft unter Leitung des brandenburgischen Hofkammerpräsidenten Dedo Freiherr von Knyphausen das Privileg zum Steinkohlenabbau verliehen, nachdem vor dem Plötzer Tor, wo bereits von 1622 bis 1626 der Abbau erfolgte, Kohle gefunden wurde. Der erneute Fund fiel in eine Zeit, in der die Brennholzvorräte der Region Halle knapp wurde und die Steinkohle insbesondere zur Versorgung der Salinen in Halle, aber auch für den Hausbrand, Ziegeleien und Branntkalköfen benötigt wurde.

Für den Abbau wurden ab 1695 Bergleute aus Hessen, Sachsen und Thüringen angeworben, die zwischen 1723 und 1803 über 30 Schächte zum Teil bis in Teufen von 130 m niederbrachten. Bebaut wurde damals vorrangig das in Teufen von 40–50 m lagernde Oberflöz sowie das 70–80 m tief liegende zweite Flöz.

Zur Förderung und Wasserhaltung kamen auf mehreren Schächten Pferdegöpel zum Einsatz, zudem wurde zur Entwässerung vom Fuhnetal aus ab 1756 ein über 400 m langer Entwässerungsstollen vorangetrieben. Zwischen 1734 und 1762 kamen mindestens 15 Bergleute bei Wassereinbrüchen, Schachtstürzen und unter hereinbrechenden Gebirgsmassen ums Leben. 1795 wurde zur Wasserhaltung die erste in Deutschland nach Wattscher Bauart erbaute Dampfmaschine eingesetzt. Die Maschine war zuvor seit 1785 im Kupferschieferbergbau auf dem König-Friedrich-Schacht in Burgörner im Einsatz und blieb in Löbejün noch bis 1848 in Betrieb. Der 5,25 m hohe Originalzylinder der Maschine kann als technisches Denkmal in Löbejün besichtigt werden.

Etwa ab 1820 setzte im Zuge der allgemeinen Industrialisierung ein Aufschwung der Förderung ein. Waren bis dahin nur etwa 2.000 bis 6.000 Tonnen Kohle pro Jahr gefördert wurden, so stieg die Förderung nun auf teilweise über 20.000 Tonnen pro Jahr an. Die Qualität der geförderten Kohle ließ in den 1860er und 1870er Jahren sogar eine Koksherstellung zu. Zunehmend machte sich aber die Konkurrenz der Gruben im Rheinisch-Westfälisches Steinkohlerevier bemerkbar, der die kleinen Gruben um Löbejün nicht gewachsen waren. Einen weiteren Rückschlag erhielt die Förderung, als 1876/77 weite Teile der Grubengebäude durch Wassereinbrüche absoffen.

Die Konkurrenzsituation, die Schäden durch Wassereinbrüche und die Erschöpfung der Kohlevorräte führte am 3. Oktober 1883 zur Stilllegung des Löbejüner Steinkohlenbergbaus. Insgesamt wurden in Löbejün zwischen 1713 und 1883 in 170 Betriebsjahren 1.247.467 Tonnen Steinkohle gefördert, darunter 292.180 Tonnen zwischen 1713 und 1815 und 955.287 Tonnen zwischen 1816 und 1883.

Ausgewählte Kennzahlen des Löbejüner Steinkohlenbergbaus:

Jahr Förderung (Tonnen) Beschäftigte
1729/30 1709 53
1745/46 2308 65
1766/67 2486 123
1790/91 4188 138
1820 6490 109
1840 13358 177
1852 23093 188
1860 18392 146
1868 22125 172
1876 9643 116
1880/81 11404 87

(Quelle: Gericke 2007, S. 80)

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister der Stadt war Thomas Madl (CDU), er wurde am 28. September 2008 wiedergewählt.

Wappen

Blasonierung: „In Grün zwei schräggekreuzte, die Bärte auswärts kehrende, silberne Schlüssel, bewinkelt von vier Rosen, die obere und untere silbern, die beiden seitlichen rot.“

Städtepartnerschaft

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Heimatmuseum im Halleschen Tor
  • Loewe Museum und Gedenkstätte (z.Z Stand Nov 2011 im Umbau)

Gedenkstätten

  • Gedenktafel von 1960 an seinem Wohnhaus Hallesche Straße 15 zur Erinnerung an Friedrich Röber, der 1935 in Nordhausen ermordet wurde.
  • Gedenk-Stele aus dem Jahre 1982 vor der Grundschule Schillerstraße 9 (zu DDR-Zeiten POS Friedrich Röber) an den damaligen Namensgeber von dem Bildhauer Roland Wetzel. Auf dem Hof der Schule steht seit 1955 auch ein Gedenkstein für Ernst Thälmann.
  • Obelisk auf dem Parkfriedhof zum Gedenken an die Opfer des Faschismus, daneben sieben Einzelgräber von NS-Opfern.

Musik

Die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. widmet sich mit Konzerten und Festtagen dem Andenken des Komponisten Carl Loewe. Weiterhin besteht das Schalmeienorchester Grün Weiss Löbejün e. V.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

In Löbejün wird Porphyr abgebaut, der zum einen als Schotter für den Straßenbau verwendet wird, zum anderen aber in individueller Form und Größe andernweitig verbaut wird, wovon nicht zuletzt die Stadtmauer, das Hallesche Tor und andere Gebäude der Stadt zeugen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Ortschaft

  • Christian Förner (* 1609; † 1678 in Wettin), Orgelbauer.
  • Friedrich Christian Göring (* 26. März 1736; † 1791 in Demmin), evangelischer Theologe und 1775 bis 1791 Generalsuperintendent von Pommern in Stettin; wurde im Pfarrhaus zu Löbejün geboren.
  • Carl Loewe (* 30. November 1796; † 20. April 1869 in Kiel), Komponist. Das Geburtshaus Loewes wurde 1886 abgerissen, an seiner Stelle nahe der Kirche St. Petri wurde die Alte Schule (heute: Carl Loewe-Haus) errichtet.
  • Max Wolff (* 1879; † 1963), Biologe

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Ferdinand Wilcke (* 28. November 1800 in Halle (Saale), † 7. Dezember 1861 ebenda), Autor und von 1849 bis 1861 Oberprediger der Kirche St. Petri, Verfasser des Buches Geschichte der Stadt Löbejün (1853)

Literatur

  • Ferdinand Wilcke: Geschichte der Stadt Löbejün. Otto Hendel, Halle 1853.
  • Helmut Homann: Über den ehemaligen Steinkohlenbergbau bei Löbejün. in: Fundgrube. Heft 4/1983. S. 106–113.
  • Hans Otto Gericke: Zur historischen Rolle des Bergbaus im Raum Halle. in: Thomas Brockmeier / Peter Hertner [Hrsg.]: Menschen, Märkte und Maschinen. Die Entwicklung von Industrie und mittelständischer Wirtschaft im Raum Halle (Saale). Mitteldeutscher Verlag. Halle/Saale 2007. S. 76–94. ISBN 978-3-89812-434-8
  • Siegmar von Schultze-Galléra: Wanderungen durch den Saalkreis (Band 4), Halle 1921

Einzelnachweise

Weblinks

 Commons: Löbejün – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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