Lutz Jahoda

Lutz Jahoda

Lutz Jahoda (* 18. Juni 1927 in Brno, Tschechoslowakei) ist ein deutscher Schauspieler, Entertainer, Sänger und Autor, der vor allem in der DDR populär war.

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Ausbildung

Lutz Jahoda wurde 1927 in Brünn (heute Brno) geboren, absolvierte dort eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, obwohl sein Berufswunsch Journalist war.[1] Er pflegte als Kleindarsteller Kontakte zu einer Theaterbühne und erhielt 1944 an den Kammerspielen eine erste Sprechrolle, an der Seite von Hilde Engel, der Mutter von Frank Elstner, in der Reimkomödie Die goldene Eva. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, im August 1945 traf er in Wien mit der Familie Elstner zusammen. Lutz Jahoda nahm hier privaten Schauspielunterricht bei Erich Elstner und Hilde Engel. 1946 zog er mit den Elstners nach Berlin und wollte hier eigentlich eine Reporterstelle in der Redaktion des Nachtexpress antreten. Ein Rollenangebot des Theaters am Nollendorffplatz kam dem jedoch zuvor.[1] Jahoda setzte nun seine schauspielerische Ausbildung fort, ergänzt durch ein Ballettstudium im Studio Arne von Molander.

Karriere

Am Theater der Altmark in Stendal spielte Lutz Jahoda 1947 bereits Hauptrollen im Operettenfach, war somit jüngster Operettenbuffo im deutschsprachigen Raum. Da er jedoch noch nicht 21 Jahre alt und damit in jener Zeit als nicht volljährig galt, unterschrieb Erich Elstner den ersten Vertrag für ihn. Weitere Stationen waren das Volkstheater Halberstadt, das Zimmertheater Garmisch-Partenkirchen und 1955 schließlich das Großstadtengagement am Operettenhaus in Leipzig, von wo aus sich erste Kontakte mit dem Mitteldeutschen Rundfunk als Sänger und Textautor ergaben.

1955 wirkte Lutz Jahoda bereits in den ersten Fernsehversuchsreihen des DFF in Berlin-Adlershof mit und war seit 1957 freischaffend als Autor, Sänger und Schauspieler für den Rundfunk, für das Fernsehen und Schallplattenfirmen tätig. Der Friedrichstadtpalast Berlin engagierte ihn mehrfach, 1961 erhielt er an der Seite von Horst Drinda seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm (Das verhexte Fischerdorf). 1972 startete Jahoda erneut als Entertainer - diesmal mit einer eigenen Fernsehshow, die er Mit Lutz und Liebe nannte, gemeinsam mit Heinz Quermann gestaltete und zehn Jahre lang erfolgreich als Autor, Moderator und Sänger betreute.

Parallel dazu moderierte er mit Heidi Weigelt die TV-Reihe Der Wunschbriefkasten. Mit Heinz Quermann als Redakteur der TV-Reihe Spiel mir eine alte Melodie und Jahoda als Autor lief eine zwölfteilige Samstagabendshow, diesmal live in der Stadthalle Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) - wiederum mit vielen Stars und großem Erfolg. Jahoda überzeugte auch als Schauspieler in der Rolle des Intendanzhauptmanns Leopold von Vrbata im Fernsehdreiteiler Abschied vom Frieden an der Seite von Angelica Domröse, Angelika Waller und Manfred Krug. Danach wirkte er noch in vielen Hörspielen des Rundfunks mit, gestaltete Rundfunksendungen als Autor und Moderator und übersetzte im Auftrag Prager Schallplattenfirmen tschechisches Liedgut ins Deutsche.

Mit dem Ende der DDR kam auch die Karriere von Lutz Jahoda an einen Wendepunkt. Zwar moderierte er bis Mitte der 1990er-Jahre noch einige große Musiksendungen und trat zwischen 1995 und 2002 unregelmäßig in einigen Fernsehproduktionen für den neu gegründeten Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) auf, arbeitete als Autor und Moderator für den Berliner Sender Radio 50plus, zog sich aber immer mehr ins Privatleben zurück.

Buchautor

2001 schrieb er seine Memoiren, Lutz im Glück und was sonst noch schieflief, und produzierte eine CD unter dem Titel Die Welt will nur noch Show. Im Februar 2007 lief nahezu allabendlich in der Komödie Dresden sein Theaterstück Fernsehkommissare haben's gut. Und im Herbst 2009 erschien seine Romantrilogie Der Irrtum – bestehend aus Teil 1: Das Schöne war nichts als des Schrecklichen Anfang, Teil 2: Die Hütte Gottes bei den Menschen und Teil 3: Nur die Toten durften bleiben – in einer Lesung vorgestellt am 27. Januar 2010 im Auditorium der Tschechischen Botschaft Berlin, moderiert von Gisela Steineckert. Die umfangreiche Geschichte der Familie Vzor stellt die Entwicklung im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren zwischen 1939 und 1945 dar und ist sowohl als Beitrag zur Völkerverständigung als auch zur Erinnerung für die jüngere Generation gedacht.[1]

Mitgliedschaften und Persönliches

Lutz Jahoda war von 1994 bis 2009 Vorsitzender des Paul-Nipkow-Teleclubs e.V., einer Vereinigung ehemaliger Fernsehmitarbeiter des DFF, die sich des Adlershofer Nachlasses annahmen und mit der Ausstellung „Es gab nicht nur den Schwarzen Kanal“ an 39 Adlershofer Fernsehjahre erinnerten - eine Präsentation, die in Museen und Schlössern großes Publikumsinteresse erfuhr. Ende Juni 2009 beendete der Verein seine Tätigkeit, doch eine kreative Gruppe wechselte zum Förderverein des Sender- und Funktechnikmuseums Königs Wusterhausen, wo die Exponate der einst größten Fernsehanstalt Europas ihre endgültige Heimstatt fanden.

Lutz Jahoda lebt in sechster Ehe mit seiner 44 Jahre jüngeren Frau Eva und dem gemeinsamen Sohn Fabian südöstlich von Berlin.

Filmografie (Auswahl)

  • 1960: Der Doppelsänger
  • 1962: Das verhexte Fischerdorf
  • 1971: Husaren in Berlin
  • 1972: Mit Lutz und Liebe (TV-Reihe bis 1982)
  • 1976: Abschied vom Frieden (TV-Dreiteiler)
  • 1986: Polizeiruf 110: Das habe ich nicht gewollt (TV-Krimireihe)
  • 1988: Drei reizende Schwestern - Willkommen im Rampenlicht
  • 1988: Liebling, mir fehlen die Worte
  • 1990: Drei reizende Schwestern - Das blaue Krokodil
  • 1996: Das Erbe des Försters (Babelsberger Filmhochschule)

Bücher

  • 1973: Mit Lust und Liebe, Henschelverlag, Berlin
  • 2001: Lutz im Glück und was sonst noch schieflief (Autobiografie, mit einem Vorwort von Frank Elstner), Verlag Das Neue Berlin
  • 2007: Fernsehkommissare haben's gut, Komödie, Uraufführung 2. Februar 2007 in der Komödie Dresden
  • 2009: Der Irrtum (Romantrilogie), Verlag Edition Lithaus, Berlin, ISBN 978-3-939305-02-6
  • 2010: Fernsehkommissare haben's gut (Neubearbeitung als Roman), Verlag Edition Lithaus, Berlin, ISBN 978-3-939305-72-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Museumszeitung des Internationalen Artistenmuseums Klosterfelde, Ausgabe 8, 2010; hrsg. vom Förderverein des Museums. Hier: Lutz Jahoda – Fernsehliebling und Buchautor, S. 8

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