Antonio Corradini

Antonio Corradini
Vermählungsbrunnen
Die Vermählung
Marmorrelief

Antonio Corradini (* 6. September 1668 in Este; † 29. Juni 1752 in Neapel) war ein venezianischer Bildhauer des Rokoko.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Corradini wurde in Este geboren. Er arbeitete hauptsächlich im Gebiet der Republik Venedig, doch erhielt er auch Aufträge von außerhalb.

Cappella Sansevero

Die Cappella Sansevero ist ein Barockkirchlein mit zahlreichen Marmorskulpturen im Zentrum der Altstadt von Neapel, Italien. Corradini wurde hier 1717 erwähnt, als er die "Verschleierte Wahrheit" komplettierte. Er schuf die Keuschheit (Pudicizia). Den "Christus, mit dem Leichentuch bedeckt" in der gleichen Kapelle stellte sein Schüler Giuseppe Sanmartino (1720–1793) fertig.

1718 wurde er beauftragt, ein Denkmal für Graf Johann Matthias von der Schulenburg, Marschall der venezianischen Streitkräfte, auf der Insel Korfu zu errichten. 1720 erhielt er die Bezahlung für einen Altar der seligen Hemma im Dom zu Gurk in Kärnten. Im Großen Garten in Dresden steht seit 1728 die "Üppigkeitsvase" von Corradini, weitere Vasen standen im Palaisgarten im Japanischen Palais, auch im Park Sanssouci in Potsdam gibt es eine Corradini-Vase.

Der kaiserliche Hof in Wien

Vom kaiserlichen Hof in Wien, der Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches, erhielt Corradini Aufträge für den Vermählungsbrunnen auf dem Hohen Markt. Am 30. November 1728 wurde ein Freipass „für die auf dem Hohen Markt neu erbauende St. Josephi Vermählungssäulen zu Venedig bestellte und herzubringende sieben weißmarmorne Statuen“ ausgestellt. Für die kaiserliche Kirche zum hl. Karl Borromäus fertigte er auf den seitlichen Voluten zweier Altäre allegorische Figuren an.

Prag, St. Veitsdom, Grabmal des Johannes von Nepomuk

Grab des Johannes von Nepomuk

In den Jahren nach der Seligsprechung (1721) wurde das Grabmal noch prunkvoller ausgestattet. Die Feierlichkeiten anlässlich der Kanonisierung des Johannes von Nepomuk 1729 brachten so hohe Spendeneinnahmen, dass Kaiser Karl VI. vorschlug, ein neues, triumphales Grabmal zu errichten. Der Leiter der kaiserlichen Hofbauten Gundaker von Althan sollte geeignete Wiener Künstler dafür finden.

Den Entwurf lieferte der Hof-Baumeister Joseph Emanuel Fischer von Erlach, eine Modellplastik fertigte der Antonio Corradini an, der damals in Wien weilte und auch das große Holzmodell für den Abguss schuf. Mit der Ausführung beauftragte man den Wiener Silberschmied Johann Joseph Würth. Corradini gestaltete auch die Bronzereliefs am Sockel. 1736 waren die Arbeiten noch nicht abgeschlossen, danach wurde mit einheimischen Kräften fortgesetzt.

Kaiserlicher Hofbildhauer

Am 24. Mai 1732 erfolgte seine Ernennung zum kaiserlichen Hofstatuarius mit 1500 Gulden Jahresbesoldung, zusätzlich 500 Gulden Wohnungsgeld. 1735 gestaltete er die zentrale Statue von Kaiser Karl VI. als Römisch-Deutscher Kaiser im Prunksaal der Hofbibliothek. 1736 wurde er für den ehrenvollen Hofdienst eingeteilt, zugleich auch im Hofschematismus genannt.

1736 entwarf er mit dem Architekten und Maler Antonio Galli-Bibiena ein Hetztheater und erhielt ein zehnjähriges Privileg zur Abhaltung von Tierhetzen.

Am 8. September 1741 starb Ehefrau Maria im Schottenhof mit 48 Jahren an Wassersucht. Der Hof gewährte ihm am 26. Januar 1743 einen längeren Urlaub von Wien. Er starb in Neapel am 29. Juni 1752.

Statuengalerie

Literatur

  • A.E.Brinckmann, Barockskulptur, Entwicklungsgeschichte der Skulptur seit Michelangelo bis zum 18. Jahrhundert, Berlin 1917.
  • Jaromir Neumann, Das böhmische Barock, S 191f, deutsche Ausgabe 1970.
  • Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien, Band 1, Corradini Antonio, Wien 1992. ISBN 3-218-00543-4
  • B. Cogo, Antonio Corradini scultore veneziano (1688-1752), Este 1996.
  • Rolf Legler: Der Golf von Neapel, S. 135, Koeln: DuMont Buchverlag 1990, ISBN 3-7701-2254-2
  • Dehio-Handbuch
Kunstdenkmäler in Wien, II. bis IX. und XX. Bezirk, (IV. Bezirk, Karlskirche), Wien 1993. ISBN 3-7031-0680-8
Kunstdenkmäler in Wien, 1. Bezirk-Innere Stadt, Wien 2003. ISBN 3-85028-366-6
  • Herbert Haupt: Das Hof- und hofbefreite Handwerk im barocken Wien 1620 bis 1770. Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte. Nr. 46. Studien-Verlag, Innsbruck, Wien, Bozen 2007, ISBN 978-3-7065-4342-2.

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