Lunar Roving Vehicle

Lunar Roving Vehicle
LRV von Apollo 15

Das Lunar Roving Vehicle (LRV) war ein Automobil, das auf dem Mond fuhr. Das 4-rädrige und elektrisch betriebene Fahrzeug wurde während der letzten drei der sogenannten J-Klasse-Apollo-Missionen (Apollo 15, 16 und 17) mitgeführt, um die Beweglichkeit der Astronauten zu erhöhen und zudem auf dem Mond technische Nutzlast etc. zu transportieren.

Die Entwicklung begann 1969 unter der Leitung des ungarischen Physikers Ferenc Pavlics in dem Forschungsinstitut von General Motors in Santa Barbara im Auftrag von Boeing Aerospace Corporation und dauerte lediglich 17 Monate. Den von Pavlics entworfenen Rädern war es zu verdanken, dass das LRV – von dem drei Exemplare auf dem Mond zurückgelassen wurden – sich unter den widrigen Bedingungen leicht bewegen konnte.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

LRV von Apollo 15, David Scott

Das LRV war 3,1 m lang und hatte einen Radstand von 2,3 m. Es bestand hauptsächlich aus Aluminium und hatte eine Masse von 210 kg. Auf dem Mond konnten maximal 490 kg zugeladen werden, davon entfielen 353 kg auf die Astronauten und ihre Lebenserhaltungssysteme, 45,4 kg auf Kommunikationsausstattung, 54,5 kg auf wissenschaftliche Nutzlast und 27,2 kg auf Gesteinsproben. Vollbeladen betrug die Bodenfreiheit 36 cm. Das Chassis war faltbar konstruiert, so dass es bei einem Packmaß von 0,90 x 1,50 x 1,70 m unter der Mondlandefähre transportiert werden konnte. Der Aufbau dauerte ungefähr 20 Minuten.

Angetrieben wurde das LRV von je einem 0,18-kW-Elektromotor pro Rad, der mit diesem über ein mit 80:1 übersetztes Getriebe verbunden war. Die Lenkung wurde über je einen 0,072-kW-Elektromotor pro Achse geregelt; der Fahrer steuerte das LRV per Joystick, der mittig positioniert und daher von beiden Sitzen erreichbar war. Für die Stromversorgung waren zwei 36 Volt Silberoxid-Zink-Batterien mit einer Kapazität von 121 Ah zuständig; damit war eine Höchstgeschwindigkeit von 13 km/h und eine Strecke von maximal 92 km möglich. Navigiert wurde mittels eines Gyroskops und eines Kilometerzählers. Der Computer berechnete aus deren Daten die aktuelle Position relativ zum Landemodul. Die Kommunikationsausrüstung sowie zwei Kameras, davon eine fernsteuerbare Fernsehkamera, waren an der Front des LRV befestigt, während die Geräte zur Monderkundung in einem kleinen Gestell an der Rückseite Platz fanden. Die schirmförmige S-Band-Richtantenne für die Fernsehübertragung musste von den Astronauten mittels einer optischen Visiereinrichtung manuell auf die Erde ausgerichtet werden, so dass während der Fahrt nur eine Daten- und Sprechfunkverbindung bestand.

Einsätze

Jim Irwin mit dem LRV der Apollo-15-Mission
Filmaufnahme aus dem fahrenden Lunar Rover der Apollo-15-Mission

Apollo 15

Hauptartikel: Apollo 15
  • Gefahrene Strecke: 27,9 km
  • Größte Entfernung vom LM: 5 km

Fahrer: David Scott und James Irwin

Nachdem der Aufbau des LRV mehr Zeit als geplant in Anspruch nahm und die Steuerung der Vorderachse nicht funktionierte, wurde während der ersten Ausfahrt zur Hadley-Rinne das neue Gefährt ausgiebig getestet. Insbesondere das Navigationssystem erwies sich dabei als sehr exakt. Während zweier weiterer EVAs besuchte man den Mons Hadley und ein weiteres Mal die Hadley-Rinne und sammelte insgesamt 76,8 kg an Gesteinsproben.

Apollo 16

Hauptartikel: Apollo 16
  • Gefahrene Strecke: 26,7 km
  • Größte Entfernung vom LM: 4,5 km

Fahrer: John Young und Charles Duke

Während zweier EVAs erkundete man den Stone Mountain sowie den North-Ray-Krater. Beim Rückflug wurde erstmalig versucht, mit der auf dem LRV befestigten Kamera die startende Aufstiegsstufe der Mondlandefähre aufzunehmen. Auf dieser Mission versagte die Hinterachssteuerung des LRV. Die Vorderachssteuerung funktionierte diesmal.

Apollo 17

Hauptartikel: Apollo 17
Eugene Cernan mit dem LRV der Apollo-17-Mission am 11. Dezember 1972
  • Gefahrene Strecke: 35,9 km
  • Größte Entfernung vom LM: 7,6 km

Fahrer: Eugene Cernan und Harrison Schmitt.

Besucht wurden das Nord- und Südmassiv in der Nähe des Littrow-Kraters. Am zweiten Tag musste ein abgerissener Kotflügel notdürftig repariert werden. Dazu standen nur an Bord der Mondfähre vorhandene Mittel wie Klebestreifen, zusammengefaltete Mondkarten und Klammern zur Verfügung. Es ist bis heute die einzige erfolgte Reparatur eines Fahrzeuges außerhalb der Erde. Dem LRV von Apollo 17 hat man auch die legendäre Aufnahme des Rückstarts vom Mond zu verdanken. Bereits bei der Vorgängermission war getestet worden, ob es möglich sei, den Rückstart mit der auf dem LRV montierten Fernsehkamera aufzunehmen. Bei Apollo 17 steuerte Mission-Control-Operator Ed Fendell die Kamera von der Erde aus und hielt trotz der durch die Lichtgeschwindigkeit bedingten Verzögerung der Steuerungsbefehle um etwa 2 s das startende Raumschiff im Visier, wofür er später von der deutschen Fernsehzeitschrift HÖRZU mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Anthony H. Young: Lunar and Planetary Rovers. The Wheels of Apollo and the Quest for Mars. Springer, Berlin 2006, ISBN 0-387-30774-5 (englisch).
  • Kenneth S. Thomas, Harold J. McMann: The Lunar Roving Vehicle (1963–72). In: Kenneth S. Thomas, Harold J. McMann: US spacesuits. Springer, Berlin 2006, ISBN 0-387-27919-9, S. 99–101, 114–115, 143 (englisch; online bei Google Bücher).

Weblinks

 Commons: Lunar Roving Vehicle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Videos


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