Ludwig Leichhardt

Ludwig Leichhardt
Ludwig Leichhardt.
Bildnis Ludwig Leichhardts im Leichhardt-Museum, Trebatsch.

Ludwig Leichhardt, mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Ludwig Leichhardt (* 23. Oktober 1813 in Sabrodt, Brandenburg; † vermutlich 1848 in Zentralaustralien) war ein deutscher Entdecker, Zoologe, Botaniker und Geologe. Leichhardt kam 1842 nach Australien, wo er sich der Erforschung der Zoologie, Botanik und Geologie des damals noch weitestgehend unbekannten Kontinents annahm. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Leichh.“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Ludwig kam am 23. Oktober 1813 als sechstes von neun Kindern auf die Welt. Sein Vater Christian Hieronymus Matthias Leichhardt (1778–1840) war Torfinspektor. Seine Mutter war Charlotte Leichhardt, geborene Strählow (1776–1854). Für die damaligen Verhältnissen lebte seine Familie relativ gut.

Er ging in Cottbus zur Schule und erwarb dort im Jahr 1831 das Abitur. Ab 1831 studierte er in Berlin. 1833 wechselte er zur Universität Göttingen und studierte dort praktische Philosophie, Religionsgeschichte und Sprachwissenschaften, später Naturgeschichte, Botanik, Metaphysik und Physik. Dort lernte er William Nicholson und dessen Bruder John kennen, die ihn 1837 nach England mitnahmen. Sie studierten in London und Paris am Muséum d’histoire naturelle. William Nicholson und Leichhardt bereisten Frankreich, Italien und die Schweiz im Jahre 1840. 1841 reiste er nach Australien, um die noch unbekannten Gebiete zu erforschen. 1842 kam er in Sydney an.

Erste Expedition

Tagebuch einer Landreise in Australien. 1851

Bei seiner ersten Expedition, die ihn von Jimbour (bei Brisbane) über 4.800 Kilometer in das Northern Territory nach Port Essington (bei Darwin) führte, entdeckte Leichhardt für Europa die Ost-Nord-Route durch den Kontinent. Die preußisch exakten Aufzeichnungen, niedergeschrieben in seinem Reisebericht Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton-Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845 halfen Abenteurern und Siedlern, das Neuland zu erobern. Leichhardt entdeckte bei der Expedition außerdem Australiens größtes Kohlenlager und trug so zum wirtschaftlichen Erfolg des Landes bei. Seine Publikation dazu wurde in England abgelehnt und erschien zuerst in Halle. Nach seiner Rückkehr mit dem Schiff Heroine von Port Essington nach Sydney wurde er begeistert begrüßt.

Im April 1847 wurde Leichhardt zusammen mit Rochet d'Héricourt der jährliche Preis der Pariser geographischen Gesellschaft für die bedeutendste geographische Entdeckung verliehen. Bereits einen Monat später, am 24. Mai desselben Jahres wurde ihm die Fördermedaille der Royal Geographical Society für das „gesteigerte Wissen über den großen Kontinent Australien“ verliehen, welches er mit seiner Reise von Moreton nach Port Essington vermehrt hatte.

1994 wurde eine neuzeitliche Felsmalerei entdeckt, die als Darstellung Leichhardts auf dieser Expedition gedeutet wird[1].

Zweite Expedition

Bereits vor dem Ende der ersten Expedition hatte Leichhardt Pläne gemacht, den australischen Kontinent von Ost nach West zu durchqueren um den Swan River über Land zu erreichen. Vom Swan River aus wollte er der Nordwestküste folgen und von dort aus Port Essington erreichen. Jedoch scheiterte 1846 Leichhardts zweite Expedition, die geplante Durchquerung des australischen Kontinents von Ost nach West, nach fünf Monaten. So wagte der Forscher einen weiteren Versuch, unterstützt vom Kaufmann John Mackay aus Sydney: Am 5. April 1848 brach Leichhardt mit vier Europäern und zwei Aborigines von der Viehstation McPherson etwa 400 Kilometer nordwestlich von Brisbane zu Pferd auf, um eine Landroute nach Perth zu finden. Seither fehlt von den Expeditionsteilnehmern jede verwertbare Spur. Doch stieß John McDouall Stuart, ein australischer Entdecker, nördlich der Simpsonwüste „auf Fußspuren eines Weißen, Abdrücke von Pferdehufen und eine von Einheimischen bewohnte Hütte mit Grasdach. So etwas hatte er bei den Aborigines noch nie gesehen“. (Insa Holst)

Suche nach Leichhardt

1852 startete eine Suchexpedition unter der Leitung Hovendon Heleys, die lediglich einen Lagerplatz und einen Baum markiert mit einem „L“ über einem „XVA“ fand. Diese Expedition wurde von der Regierung von New South Wales finanziert. 1858 fand eine Suche unter Leitung von Augustus Gregory statt. Diese Expedition fand einige Bäume, die mit einem „L“ markiert waren. Im Jahre 1865 wurden Duncan McIntyre drei Bäume am Flinders River in der Nähe des Golfes von Carpentaria gezeigt, die mit einem „L“ markiert waren. Diese Markierung war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von William Landsborough angebracht worden. Wenn sie jedoch von Leichhardt angebracht worden sein sollte, dann wäre das während seiner Reise 1844 geschehen. Im Jahre 1869 startete John Forrest eine weitere Expedition, die ebenfalls erfolglos verlief.

Im Jahre 2006 wurde von australischen Wissenschaftlern eine kleine Kupferplatte mit Leichhardts Namen authentifiziert. Diese Platte wurde ursprünglich von einem Aborigine in der Nähe von Sturt Creek in Western Australia entdeckt. Als die Platte gefunden wurde, war sie am Schaft eines teilweise verbrannten Gewehres angebracht, das hinwiederum an einem Baob-Baum hing. Dieser Baum war mit dem Buchstaben „L“ markiert. Die Kupferplatte ist jetzt Teil der Sammlung des National Museum of Australia.[2] Dort wird die Forschungslage zu Leichhardts Verschwinden wie folgt resümiert: „Viele Theorien sind über die Jahre entwickelt worden, um zu erklären wo Leichhardt starb: Die meisten von ihnen schlussfolgern, dass er irgendwo in der Nähe der Simpsonwüste umkam.“ [3]

Leichhardts Tagebuch „An Overland Expedition“ als literarisches Werk und völkerkundliche Quelle

Leichhardts Tagebuch[4] wurde nach Abschluss seiner ersten Reise im Jahre 1847 veröffentlicht. Es enthält die Reisebeschreibung mit vielen Beschreibungen von Pflanzen, Naturphänomenen usw. in Tagebuchform. Als Naturwissenschaftler benutzt Leichhardt einen nüchternen Schreibstil, der jedoch auch immer wieder reflektierende Teile enthält. Er ist damit einer der Entdecker, der auch literarisch wahrgenommen wird.[5] Leichhardt beschreibt in seinem Tagebuch, wie er ungewollt eine einheimische Frau und ihr Kind verscheucht, ohne es zu wollen. Er – obwohl doch im europäischen Sinne der Entdecker – empfindet sich als Eindringling in fremdes Gebiet.[6]. Und das zu einer Zeit als in anderen Landesteilen aufgrund der Rechtsfigur der „Terra nullius“ Aborigines wegen des Betretens von Farmen (Trespassing) bestraft werden.[7] Leichhardt berichtet während seiner gesamten Reise von Kontakten mit Aborigines in relativ kurzen Abständen. Er berichtet auch von ihrer aussergwöhnlichen Fähigkeit, sich im Busch zurechtzufinden und wieder zu bestimmten Plätzen zurückzukehren und attestiert ihnen ein fotografisches Gedächtnis.[8] Er schläft unter freiem Himmel, wie die beiden Aborigines, während die anderen Europäer in Zelten schlafen. Relativ früh nach Beginn der Reise stellte sich heraus, dass die Vorräte wie Fleisch, Mehl, Zucker nicht für die gesamte Reise ausreichen. Die beiden an der Reise beteiligten Aborigines sind gute Jäger und Leichhardt und die anderen gewöhnen sich schnell an einheimisches Essen. Sein Verhältnis zu den Beiden ist bevormundend, er nennt sie „My two blacks“. [9] Er erkennt die spezifischen Begabungen seiner beiden schwarzen Mitreisenden an.[10] Mit den Eingeborenen wird Essen getauscht.[11] Kleidung, Waffen, Häuser und Nahrung der Aborigines werden immer wieder beschrieben. Auch nach dem Angriff von Aborigines auf das Camp der Reisenden [12] ändert sich die Haltung Leichhardts zu den Aborigines nicht.

Ehrung

Auf dem fünften Kontinent wurde Ludwig Leichhardt dadurch geehrt, dass man zahlreiche verschiedene geografische Merkmale nach ihm benannte. Seinen Namen tragen heute:

Außerdem tragen viele Straßen, Geschäfte und community halls besonders im Osten Australiens seinen Namen.

In Trebatsch, einem Nachbarort von Sabrodt, existiert ein Ludwig-Leichhardt-Museum und ein Leichhardt-Wanderweg führt durch die Gemeinde und wichtigsten Leichhardt-Punkte. In Goyatz, in der Gemeinde Schwielochsee, wurde eine Oberschule nach Leichhardt benannt.

In Erinnerung an Leichhardts Schulzeit in Cottbus wurde eine Schule nach ihm Ludwig-Leichhardt-Gymnasium benannt und existiert heute noch. Am 4. November 1999 wurde das sogenannte Leichhardt-Haus[13]auf dem Campus der BTU Cottbus eingeweiht. Außerdem wurde Leichhardt am 9. September 2006 mit einer Ehrentafel auf dem Cottbuser Oberkirchplatz geehrt.

Darüber hinaus bildet Leichhardt die Vorlage für den Roman „Voss“ des australischen Literaturnobelpreisträgers Patrick White.

Werke

  • Ludwig Leichhardt, Franz Braumann (Hrsg.): Die erste Durchquerung Australiens 1844–1846., Neu bearbeitet nach seinen Tagebüchern, mit einer Einführung und einem Nachweis versehen. Stuttgart 1983, ISBN 3-522-60230-7
  • Ludwig Leichhardt, Hans Damm: Ins Innere Australiens, Die erste Durchquerung von Brisbane zur Nordküste.
  • Ludwig Leichhardt: Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton-Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845.
  • Ludwig Leichhardt: Beiträge zur Geologie von Australien. Halle 1855 (Hrsg. H. Girard).
  • Ludwig Leichhardt: Dr. Ludwig Leichhardt's Briefe an seine Angehörigen. Hrsg. im Auftrage der Geographischen Gesellschaft in Hamburg von G. Neumeyer und Otto Leichhardt. Mit einem Anhang: G. Neumayer. Dr. Ludwig Leichhardt als Naturforscher und Entdeckungsreisender.
  • Ludwig Leichhardt, Karl Helbig + Hans Joachim Schlieben (Hrsg.): Schicksal im australischen Busch. Vorstoß in das Herz eines Kontinents.
  • The letters of F. W. Ludwig Leichhardt, Collected and newly translated by M. Aurousseau. 3 Bände, Cambridge, University Press, 1968. (The Hakluyt Society, Second Series, No. 133–135).

Einzelnachweise

  1. Lost and found: Leichhardt was here. 7.3, abgerufen am 21.4 (englisch).
  2. [1] National Museum of Australia, Kupferplatte mit Leichhardts Namen
  3. [2] National Museum of Australia
  4. Ludwig Leichhardt: Journal of an Overland Expedition in Australia from Moreton Bay to Port Essington; London 1847
  5. Richard Landsdown: Romantic aftermaths, S. 123 ff. in: Peter Pierce: Cambridge History of Australian Literature, Port Melbourne: Cambridge University Press 2009
  6. Landsdown, Romantic aftermaths, ebd. S. 124; Leichhardt, An Overland Expedition, S. 49
  7. Henry Reynolds: The Aboriginal Response, S 215 in: Sheena Coupe; Frontier Country: Australia’s Outback Heritage, Bd. 1, Willoughby (Sydney) 1989
  8. “Daguerrotype Impression“, Leichhardt, An Overland Expedition, S.33
  9. Leichhardt, An Overland Expedition, S. 39 f
  10. vgl. Leichhardt, An Overland Expedition und Alan Frost: Exploring the Interior, S. 154 ff. in: Sheena Coupe; Frontier Country, a.a.O.
  11. vgl. z. B. Leichhardt, An Overland Expedition, S. 62
  12. Leichhardt, An Overland Expedition, S. 74 f.
  13. [3]

Literatur

  • Catherine Drummond Cotton: Ludwig Leichhardt And The Great South Land. A&R, Sydney 1938.
  • Dietmar Felden: Durch den fünften Kontinent. Leben und Leistung Ludwig Leichhardts. Justus Perthes Verlag, 1996
  • Hans Wilhelm Finger: Leichhardt. Die ganze Geschichte von F. W. Ludwig Leichhardt. Träumer, Forscher und Entdeckungsreisender in Australien. 1999
  • Hans Wilhelm Finger: Das Unmögliche wagen - ein Australisches Epos. München 2001
  • H. Girard: Über die Kohlenlager von Newcastle am Hunter von Ludwig Leichhardt in Australien. Abstrakt aus Beiträge zur Geologie von Australien. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Band 1, Berlin 1849, S. 44–52 + Taf.
  • Heinz Haufe: Entdeckungsreisen in Australien - Ludwig Leichhardt - Ein Deutsches Forscherschicksal. Verlag der Nation, 1. Auflage, Berlin 1972; 6. Auflage, Berlin 1990, ISBN 3-373-00428-4
  • Willey Keith: Strange Seeker. The Story of Ludwig Leichhardt. Macmillan Kenthurst 1966
  • Christian Lenhardt: In Australien verschollen. Das Rätsel Ludwig Leichhardt. Burgholzhausen v. d. Höhe 1973
  • Colin Roderick: Leichhardt, the dauntless explorer. Angus & Robertson, North Ryde (Sydney) 1988, ISBN 0-207-15171-7
  • Patrick White: Voss. Rowohlt 1957 (Roman)
  • Renee Erdos: Friedrich Wilhelm Ludwig Leichhardt. In: Douglas Pike: Australian Dictionary of Biography. Melbourne University Press, London 1966ff. ISBN 0-522-85382-X (englisch)
  • Insa Holst: Das rätselhafte Verschwinden des deutschen Entdeckers. (Spiegel Online, 1. Januar 2007 - gekürzte Fassung eines Beitrags von „GEO Epoche“, Heft 24)
  • Friedrich RatzelLeichhardt, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 210–214.

Weblinks

 Wikisource: Ludwig Leichhardt – Quellen und Volltexte
 Commons: Ludwig Leichhardt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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